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Die vorgezogenen Parlamentswahlen in der Ukraine 2007

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<strong>Die</strong> <strong>vorgezogenen</strong> <strong>Parlamentswahlen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e <strong>2007</strong> 43<br />

<strong>Die</strong> Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer <strong>der</strong> vorzeitigen Wahlen<br />

Wie <strong>in</strong> jedem Spiel, gibt es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik Sieger und Verlierer. Für gewöhnlich s<strong>in</strong>d es mehr Verlierer, was<br />

wohl auch nach den Wahlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> wird. Der größte unter ihnen könnte möglicherweise<br />

die Sozialistische Partei <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e mit ihrem Vorsitzenden Oleksandr Moros se<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e Partei schaff t es wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

nicht, überhaupt <strong>in</strong>s Parlament e<strong>in</strong>zuziehen, da Moros das Vertrauen <strong>der</strong> Wähler verloren hat. <strong>Die</strong>s<br />

zeigen auch die letzten Umfragen.<br />

<strong>Die</strong> Kommunisten haben ebenfalls ger<strong>in</strong>ge Aus sichten, die Vier-Prozent-Hürde für den E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s Parlament<br />

zu überw<strong>in</strong>den. Während <strong>der</strong> Kutschma-Ära stellten sie noch e<strong>in</strong>e Alternative zum Präsidenten dar. <strong>Die</strong>sen<br />

Part hat nun die Partei <strong>der</strong> Regionen übernommen. Darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>tegrierte die Partei <strong>der</strong> Regionen<br />

auch programmatische Inhalte <strong>der</strong> Kom munisten <strong>in</strong> ihr eigenes Wahlprogramm, darunter die Anti-NATO-<br />

Haltung sowie die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>em offi ziellen Status <strong>der</strong> russischen Sprache, weshalb die Bevölkerung<br />

voraussichtlich eher für die Partei <strong>der</strong> Regionen stimmen wird.<br />

Für den <strong>in</strong> <strong>der</strong> politischen Mitte angesiedelten Block Litv<strong>in</strong> wie auch für die nationalistische Allukra<strong>in</strong>ische<br />

Vere<strong>in</strong>igung »Swoboda« s<strong>in</strong>d die Aussichten auf E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s Parlament schlecht. <strong>Die</strong> Wähler, die e<strong>in</strong>e nationalistische<br />

Politik unterstützen, wählen wahrsche<strong>in</strong>lich eher den Block Julia Timoschenko o<strong>der</strong> Unsere Ukra<strong>in</strong>e-Selbstverteidigung<br />

des Volkes.<br />

…und nach den Wahlen?<br />

Nach dem 30. September haben sich die Ukra<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>e Pause verdient. Innerhalb <strong>der</strong> letzten drei Jahre g<strong>in</strong>g die<br />

Bevölkerung zu oft <strong>in</strong> die Wahllokale. Aber werden die bevorstehenden Wahlen dem Land Stabilität bescheren?<br />

Das ist zweifelhaft, da Ruhe und Stabilität im Land nur gewährleistet wären, wenn e<strong>in</strong>e Partei die absolute<br />

Mehrheit gew<strong>in</strong>nen würde, entwe<strong>der</strong> die Partei <strong>der</strong> Regionen, Unsere Ukra<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Block Julia Timoschenko.<br />

Weil dies kaum denkbar ist, ist Stabilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> ukra<strong>in</strong>ischen Politik ebenfalls schwer vorstellbar. Eigentlich<br />

ist nach den Wahlen e<strong>in</strong>e erneute Krise zu erwarten, die das Land m<strong>in</strong>destens bis zu den Präsidentschaftswahlen<br />

2009 begleiten wird.<br />

Es bleibt die Tatsache, dass die Parteien wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Koalition bilden müssen. <strong>Die</strong> zwei bereits 2006 versuchten<br />

Varianten s<strong>in</strong>d auch <strong>2007</strong> wie<strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich. Entwe<strong>der</strong> werden die orangen Parteien, also <strong>der</strong><br />

Block Timoschenko und Unsere Ukra<strong>in</strong>e zusammenarbeiten und so die Mehrheit im Parlament stellen können<br />

o<strong>der</strong> Unsere Ukra<strong>in</strong>e wird, wie 2006, geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Partei <strong>der</strong> Regionen, den Kommunisten und<br />

Sozialisten, falls diese <strong>in</strong> das Parlament e<strong>in</strong>ziehen, die Mehrheit erlangen. Selbstverständlich gibt es auch e<strong>in</strong>e<br />

dritte, wenn auch kaum denkbare Variante. Der Block Julia Timoschenko könnte mit <strong>der</strong> Partei <strong>der</strong> Regionen<br />

zusammenarbeiten. Denkt man an die kommenden Präsidentschaftswahlen 2009, bei denen Timoschenko<br />

gute Aussichten hat, mit ihrer kont<strong>in</strong>uierlichen und beharrlichen Politik zu gew<strong>in</strong>nen, so ist diese Koaltionsvariante<br />

jedoch sehr unwahrsche<strong>in</strong>lich. Timoschenko hat verstanden, dass die Bevölkerung es leid ist, sich<br />

nicht auf die Beständigkeit <strong>der</strong> Politiker verlassen zu können. <strong>Die</strong> Parteien wie<strong>der</strong>um s<strong>in</strong>d bemüht, ihre Wähler<br />

davon zu überzeugen, dass sie nicht wie<strong>der</strong> die gleichen Fehler machen werden. Präsident Juschtschenko<br />

erklärte, dass se<strong>in</strong>e Partei mit ihren Freunden vom Block Timoschenko Hand <strong>in</strong> Hand geht und e<strong>in</strong>e Koalition<br />

mit <strong>der</strong> Partei <strong>der</strong> Regionen künftig nicht denkbar se<strong>in</strong> wird. <strong>Die</strong>ses feierliche Versprechen kann kaum<br />

für bare Münze genommen werden, weil <strong>der</strong> Wert des Wortes von Politikern <strong>in</strong> Wahlkampfzeiten ger<strong>in</strong>g ist.<br />

Es gehört bereits zur Tradition <strong>in</strong> <strong>der</strong> ukra<strong>in</strong>ischen Politik, das Gesicht nach <strong>der</strong> Wahl zu verän<strong>der</strong>n. Folglich<br />

kann jede Prognose falsch liegen. In zwei Jahren werden die Ukra<strong>in</strong>er den Präsidenten wählen. Möglicherweise<br />

wird sich dann etwas än<strong>der</strong>n.<br />

Übersetzung: Jana Matischok<br />

Über die Autor<strong>in</strong>:<br />

Yuliya Yurchuk hat an <strong>der</strong> Universität Rivne studiert und absolviert <strong>der</strong>zeit den MA Euroculture an den Universitäten<br />

Gött<strong>in</strong>gen und Duesto, San Sebastian. Von Juli bis September <strong>2007</strong> war sie Praktikant<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Forschungsstelle<br />

Osteuropa.

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