15.12.2012 Aufrufe

Teil 5 Anhang - Stadt Arnstadt

Teil 5 Anhang - Stadt Arnstadt

Teil 5 Anhang - Stadt Arnstadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wachsenburg Mühlburg Wanderslebener Gleiche<br />

(alle 3 Fotos: 12.5.2008)<br />

Von den Drei Gleichen<br />

Ludwig Bechstein<br />

Zwischen <strong>Arnstadt</strong> und Gotha, Ohrdruf und Erfurt erheben sich die Bergschlösser , welche<br />

man weit und breit „Die Drei Gleichen“ nennt. Zwei von ihnen liegen heute in Trümmern; das<br />

dritte aber, die Wachsenburg, eine Stunde Weges von <strong>Arnstadt</strong>, ist noch erhalten und wird<br />

bewohnt. Das eine dieser Schlösser gilt als Stammsitz der berühmten Grafen von Gleichen,<br />

ist nach ihnen genannt und heißt auch das Wanderslebener Schloß, weil es über dem Dorfe<br />

Wandersleben liegt. Nach dem Aussterben der Grafen von Mühlburg gewannen die Grafen<br />

von Gleichen auch die nach den ersten Besitzern Mühlburg geheißene Burg, die über dem<br />

Orte gleichen Namens aufragt. Von weitem gesehen, scheinen die in einem Dreieck von ihren<br />

Bergkegelgipfeln aufragenden Burgen von gleicher Höhe zu sein, und so soll dies ihnen<br />

den Namen verschafft haben, wie den Göttinger Gleichen.<br />

Viele der Grafen von Gleichen taten sich nännlich hervor in Kämpfen und Heereszügen, und<br />

einer von ihnen, Sigismund geheißen, war also geartet, daß man ihm den schönen Ehrentitel<br />

„Der Thüringer Teufel“ beilegte. Das Geschlecht war reich und angesehen. Ihnen gehörten<br />

in Thüringen, außer der Grafschaft mit Mühlberg und dem, was sie in und um Erfurt besaßen,<br />

die Grafschaften und Herrschaften Ohrdruf, Vieselbach, Tonna, Blankenhain, Remda,<br />

Kranichfeld mit Tannroda, Krakendorf und Schauenforst, nebst dem Flecken Wechmar.<br />

In Westfalen besaßen sie Pyrmont und Spiegelberg. Außerden waren sie Besitzer des ganzen<br />

Eichsfeldes mit allen seinen Schlössern und Ortschaften.<br />

Der Graf von Gleichen<br />

Da Kaiser Friedrich II. einen Kreuzzug begann, an welchem Landgraf Ludwig von Thüringen<br />

teilnahm mit den meisten seiner Vasallen, zog auch Graf Ernst III. von Gleichen mit hinweg<br />

und stritt tapfer gegen die Heiden. Der Landgraf war gestorben, der Kaiser schloß zu Akkon<br />

Waffenstillstand mit dem Sultan und kehrte zurück, ließ aber den Grafen von Gleichen und<br />

andere zum Schutze Akkons zurück. Auf einem Ritt in die Wüste wurde der Graf gefangengenommen<br />

und in schwerer Dienstbarkeit als ein Sklave gehalten. Endlich, da er als ein<br />

Gärtner arbeitete, nahm die schöne Tochter des Sultans seiner wahr und gewann ihn lieb.<br />

Auch entdeckte seiner Mitgefangenen Diener einer ihr seinen Stand. Da bot sie ihm Befreiung,<br />

sich selbst und alle ihre Schätze an, wenn er sie zum ehelichen Weibe nehmen und mit<br />

ihr fliehen wolle. Nun hatte aber Graf Ernst von Gleichen daheim bereits eine Gemahlin und<br />

zwei Kinder, doch dünkte dieses der sarazenischen Jungfrau kein Hindernis. Da nun der<br />

Graf erwog, daß ohne Benutzung des Erbietens der Sultanstochter er die Freiheit nie erlangen<br />

und für seine Gemahlin und seine Kinder tot und verloren bleiben werde, so hoffte er,<br />

der Papst werde ihm die zweite Ehe einzugehen bewilligen, zumal, da die schöne Heidin<br />

gern bereit war, dem Grafen zuliebe eine Christin zu werden. Die Flucht gelang, die Sarazenin<br />

nahm große Schätze mit sich fort, und glücklich kamen die Liebenden und ihr Gefolge in<br />

Italien an, zogen gen Rom, und nachdem die Sultanstochter getauft war, wurde sie dem<br />

Grafen als rechte Gemahlin angetraut. Hierauf setzten sie ihre Reise nach Thüringen fort,<br />

und der Graf eilte voraus zu seiner Gemahlin, die den Totgeglaubten freudig empfing, und<br />

entdeckte ihr alles. Sie segnete dankbar die Fremde, die ihr den Gemahl, ihren Kindern den<br />

Vater zurückbrachte, und verhieß, sie als eine Schwester zu lieben. darauf zogen sie der<br />

Nahenden entgegen, empfingen sie unten am Fuße der Burg gar herrlich und nannten diese<br />

1827

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!