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Teil 5 Anhang - Stadt Arnstadt

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sich der duftenden Blumen; was sie sprachen, erzählt die Sage nicht, aber lieber und lieber<br />

wurde dem Jünglich die herrliche Jungfrau, lieber und lieber gewann auch Egil den kräftigen<br />

Ingomar.<br />

Einst hatten sie auch der reinen Liebe selige Stunden in stiller Einsamkeit gefeiert, und<br />

Wallhallas Wonnen hienieden schon in treuer Gegenliebe gefunden; entdeckt hatte endlich<br />

Ingomar der Geliebten, daß er ein Sohn sei des Todfeindes ihres Vaters, und besprochen<br />

hatten sie, alles zu versuchen, der Väter feindselige Gesinnung zu mildern, und wenn dies<br />

unmöglich wär, in eine entfernte Gegend zu entfliehen, wo sie des ungestörten Glückes ihrer<br />

Liebe sich furchtlos erfreuen könnten; jetzt brachen sie auf und Ingomar begleitete sie bis an<br />

den Fuß des Berges. Sie waren herausgetreten aus dem verbergenden Gebüsch, sie hatten<br />

im langen Abschiedskuß sich unwandelbare Liebe gelobt, noch zögerte Ingomar, in die Büsche<br />

zurückzutreten, da sauste ein ungeheures Felsstück nieder, und mit zerschmettertem,<br />

blutenden Haupte sank der schöne, blühende, liebende Ingomar lautlos zu der erstarrenden<br />

Egil Füßen hin; zugleich ertönte ihres Vaters fürchterlicher Ruf, der sich an den Bergen, wie<br />

rollende Donner, bracht. - Vom Gipfel seines Berges hatte der Wilde gesehen, wie ein Jüngling<br />

seine Tochter umfaßte, und kaum erkannte er in diesem den Sohn des feindlichen<br />

Nachbars, als er, entrüstet über den Frevler, von welchem er seine Tochter überfallen glaubte,<br />

aus kräftiger, sichrer Faust nach des Jünglings Haupte den tödlichen Stein schleuderte. -<br />

Er stürzte herbei und riß mit roher Gewalt die zitternde Egil mit sich fort in seine Wohnung.<br />

Unheilbrütend saß Frotho, Ingomars Vater, in seinen Zauberkammern, die er tief im Schoße<br />

der Erde unter seiner Wohnung sich gewölbt hatte, glühende Kohlen sprühten mit hellem<br />

Knistern um ihn herum, er spitzte und schärfte ein Werkzeug seiner Erfindung, ein metallenes<br />

Schwert; denn noch kannten die Riesen nur die mächtige Keule, und den fernhintreffenden<br />

Bogen und die Streitaxt von Stein. Da drang Atahulfs Zorngebrüll bis in die Tiefe hinab<br />

zu ihm, dem des Feindes Stimme wohl bekannt war; er stieg empor und schaute von seines<br />

Hauses höchstem Gipfel nach dem Sitz des Feindes hinüber, sein finstrer Blick senkte sich<br />

tiefer, und fiel - auf seines einzigen Sohnes blutige Leiche; furchtbare Wuth folgte dem ersten<br />

schrecklichen Augenblick des Entsetzens, er ahnete schnell den Thäter, raste hinab zur<br />

Quelle, und hin, wo der geliebte Tote lag, und trug ihn in sein Haus, alles, was er vermochte,<br />

anwendend, den Erschlagenen wieder ins blühende Leben zurückzurufen; da aber alles<br />

fruchtlos blieb, überließ er sich ganz dem ungeheuern Schmerz, und schwur Rache dem<br />

Todfeinde, dem Mörder seines Sohnes. -<br />

Sorgenlos lag Atahulf in seinem Hause von schimmerndem Kalkstein, sein Auge ruhte mit<br />

Wohlgefallen auf Egil, die durch die stille Trauer um den Geliebten nur noch schöner ihm<br />

erschien; er ließ sich das Mahl wohlschmecken, das Tuck, sein treues Weib ihm bereitet<br />

hatte; er füchtete nicht, daß Frotho schnell des Sohnes Tod entdecken und ihn für den Mörder<br />

halten würde; auch wich er nicht dem Gegner an Kraft und Körpergröße, nur des Zauberers<br />

übernatürlicher Gewalt mußte er weichen; darum vermied er auch weislich jedes Zusammentreffen<br />

mit demselben. Jetzt hatte er sich ruhig an einen kolossalen Steintrog gelagert,<br />

Egil und Tuck neben ihn, und sich des schweren Steingeschenkes der jungfräulichen<br />

Drude als heutigen Vorlegelöffels bedienend, löffelte er munter den Trog voll Auerochsen-<br />

Fleischbrühe aus, seiner großen Heldenthat, die seiner armen Tochter das Herz brach, sich<br />

freuend. - Da zitterte der Boden unter den Füßen, und stärker und immer stärker, und die<br />

Schädel erschlagener Feinde, die an den Wänden hingen, zitterten mit, und fielen herab und<br />

rollten umher im Gemach; krachend stürzten des Hauses Thore zusammen, mächtige Streiche<br />

durchsausten die Luft, wie wenn Nord, der Stürme Gott, auf brausenden Fittichen umherzieht,<br />

daß des Himmels Grundfesten erschüttern - und in Atahulfs Ohr drang seiner<br />

Diener Todesschrei, auf sprang er vom Mahle, in diesem Augenblicke fiel vom mächtigen<br />

Fußtritt ineinander brechend des Gemaches Steinthüre zusammen, und hin vor Atahulf trat,<br />

im funkelnden Auge des Zornes und der Rache Wuthblick, der entsetzliche Frotho in seiner<br />

furchtbaren Zauberrüstung; des Hauptes eherne Bedeckung umzingelten drei ineinander<br />

geschlungene Schlangen, die ihrer Zungen giftige Pfeile dem Gegner entgegenstreckten,<br />

der einen Augenblick lautlos stand, indess schon des wüthenden Frothos blitzende Schwert<br />

sich tief in Tucks Marmorbrust senkte, daß sie stöhnend niedersank; da hob mit beiden kräftigen<br />

Armen Atahulf den gewichtigen Löffel hoch in die Höhe zu zermalmenden Todesschlag,<br />

aber gräßlich lachend hielt der rächende Zauberer ihm den ungeheuren Schild entgegen,<br />

und das bärenhafte Ungethüm aus der Runenhöhle schoß aus dem Schilde seiner<br />

1831

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