Teil 5 Anhang - Stadt Arnstadt
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Eine Zeitlang, bis 1619, ruhte die hiesige Münze, das Prägen geschah in Erfurt, später in<br />
Saalfeld, bis Anfang des 30-jährigen Krieges die „Kipper und Wipperzeit“, 1620 bis 1624,<br />
zahllose Prägestätten entstehen ließ, die immer minderwertigeres Kleingeld herstellten, daß<br />
bald 600 bis 700 Kreuzer auf einen Taler gingen. Damals bestanden in Schwarzburg außer<br />
<strong>Arnstadt</strong> noch sechs weitere Schlagstätten.<br />
Ab 1622 - nach der Zeit der Kipper und Wipper, einer Zeit allgemeiner Münzverschlechterung<br />
- gibt es nochmals Kunde von Arnstädter Prägungen und zwar für die Sondershäuser<br />
Linie des Hauses Schwarzburg. Geprägt wurden ½ Taler, Groschen und Silberdreier.<br />
Kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges tauchten die ersten Gedenkmünzen, wie<br />
Tauf-, Sterbe-, Kröningsgeldstücke u. dgl. auf, die unter Anton Günther II., dem einzigen<br />
Fürsten <strong>Arnstadt</strong>s (� 1653; � 1716) in höchster künstlerischer Vollendung hergestellt wurden.<br />
Dieser Fürst war der Begründer des damals in ganz Europa bekannten Arnstädter<br />
Münzkabinetts, das 1712 nach Gotha verkauft wurde. Es bestand aus 20.000 Geldstücken,<br />
die anfangs von Wilhelm Ernst Tentzel, dann vom berühmtesten Numismatiker seiner Zeit,<br />
dem Kabinettsrat Ludwigs XIV. von Frankreich, Morellus, und endlich von Christian Schlegel<br />
verwaltet wurden. Nach seinem Tode fiel <strong>Arnstadt</strong> an die Sondershäuser Linie, und die<br />
Schlagstätte <strong>Arnstadt</strong> stellte ihre Tätigkeit ein.<br />
Aber noch einmal, mehr als 200 Jahre später, gab unsere <strong>Stadt</strong> Geld heraus: 1920 die 10-,<br />
25- und 50-Pfennig-Notgeldscheine und 1921 die künstlerisch wertvollen Scheine mit Darstellungen<br />
aus der Geschichte <strong>Arnstadt</strong>s, entworfen von dem bekannten deutschen Graphiker<br />
und Zeichner A. Paul Weber, einem Sohn unserer <strong>Stadt</strong>.<br />
Zum Schluß noch eine Bemerkung über die Art der Geldteilung. Damals gab es nur eine<br />
Münze, die einen verhältnismäßig hohen Wert hatte. Wollte man die Hälfte eines „Pfennigs“<br />
bezahlen, so konnte man keine kleinere Münze nehmen, sondern man schnitt die ganze<br />
einfach mitten durch, darum die vielen halbierten Brakteate bei Münzfunden.<br />
Als Quelle dienten:<br />
� Wilhelm Hammer, nach einem Gespräch mit dem Münzexperten Paul Joseph in Frankfurt a. M.,<br />
1886<br />
�„Arnstädter Anzeiger“, 1902<br />
� DAS VOLK vom 30.6.1953; unterzeichnet mit „ld“<br />
� DAS VOLK vom 3.10.1978; unterzeichnet mit R. Sch.<br />
� DAS VOLK vom 8.1. und und vom 15.1.1980, unterzeichnet mit Walter Schulte<br />
Das Geld in unserem Fürstentum<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in unserem Fürstentum mehr als 60 verschiedene<br />
Geldsorten, dazu rund 150 Sorten einzelstaatliches Papiergeld. Nebenher lief allerhand<br />
fremdes und älteres Geld um, für das der Handel unter sich den Kurs ausmachte. Es war ein<br />
buntes Bild von guten und schlimmen Münzen, die über die Grenzen der Kleinstaaten hinüber<br />
und herüber wechselten.<br />
In einer „Hochfürstlichen Verordnung“ von 1808 wurde festgelegt, daß nur noch folgende<br />
Münzen angenommen werden durften:<br />
1. die älteren und neueren Königlich Sächsischen und die Sachsen-Weimaer Dreier<br />
2. die Chur-Mainz. oder Erfurter Vierlinge<br />
3. die Rudolstädter und Churbraunschweigischen Dreier<br />
4. Als Zweipfennigstücke galten nur die Sachsen-Weimarer zweier und zwar die neuen<br />
als auch die älteren von 1761<br />
5. die Coburger Dreier als Zweipfennigstück<br />
6. Als ein Pfennig wurden angenommen: Alle übrigen Kupfermünzen, die zu 3 und 2<br />
Pfennigen ausgeprägt waren<br />
7. ebenfalls als 1 Pfennig galten die Königlich Sächsischen Pfennige, und die Pfennige<br />
von Churbraunschweig-Sachsen-Weimar, Erfurt, Stollberg, Anhalt und die Königlich<br />
Preußischen mit F. W. bezeichneten Pfennige<br />
8. alle übrigen kupfernen Scheidemünzen sollen nur den Wert eines Hellers haben<br />
1843