deHerisauer Ausgabe 16/2018
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 19. Juni 2018
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4 · Porträt<strong>16</strong>/<strong>2018</strong><br />
DEM ZEITUNGSPA<br />
PIER NEUES LEBEN<br />
EINGEHAUCHT<br />
Das japanische Papierkunsthandwerk hat es ihr<br />
angetan. Während andere Leute ihre Zeitungen als<br />
Altpapier entsorgen, verarbeitet Orfea Mittelholzer<br />
diese zu kunstvollen Objekten. Demnächst stellt sie<br />
ihre Skulpturen und Bilder an der ART Barcelona aus.<br />
Ob nobler Sitzsessel im Massstab 1 : 1, High-Heels, Blumenvasen<br />
oder Skulpturen in Menschenform – die Kunstschaffende<br />
Orfea Mittelholzer bringt den Werkstoff Papier<br />
in die richtige Form. Schon als Kind hat die in Urnäsch aufgewachsene<br />
Künstlerin immer etwas gebastelt. Sie nähte<br />
oft Puppenkleidchen, auch wenn «Bäbele» eigentlich nicht<br />
in ihrem Sinn war. Ihre Affinität zur Kunst dürfte erblich bedingt<br />
sein. Sie entstammt der italienischen Familie Veronese<br />
welche zahlreiche Kirchenmaler hervorgebracht hat<br />
und deren Wurzeln bis zu den Medicci zurückreicht. Auch<br />
väterlicherseits stand das Kunstschaffen hoch im Kurs. Orfea<br />
Mittelholzer lässt sich zur Schaufensterdekorateurin<br />
ausbilden. Es folgen vier Semester als Innendekorateurin<br />
und eine kaufmännische Ausbildung. «Am meisten geprägt<br />
hat mich mein Dekorateur-Lehrmeister Willi Rupf»,<br />
sagt Orfea Mittelholzer. An der Kunstgewerbeschule wird<br />
sie unter anderem von Köbi Lämmler, dem Schaffer des<br />
nach ihm benannten Brunnens in St. Gallen, unterrichtet.<br />
Der Werkstoff Zeitungspapier begleitet Orfea Mittelholzer<br />
schon seit Jahren. «Das Material hat mich gefunden.<br />
Es gehört zu mir», sagt die 63-jährige. Sie wendet<br />
dabei zwei verschiedene Techniken an. Um beispielsweise<br />
diese gefächerten Vasen zu fertigen, hat sie sich in Anlehnung<br />
an das Buchbinden eine eigene Arbeitstechnik erarbeitet.<br />
Für Skulpturen hingegen werden Zeitungsseiten in<br />
schmale Streifen geschnitten und miteinander verknüpft.<br />
Die daraus entstandenen Stränge werden der Form entsprechend<br />
aneinandergereiht und verklebt. Diese Technik<br />
wird seit 3000 Jahren in Japan angewandt. Orfea Mittelholzer<br />
hat diese Technik auf eigene Bedürfnisse angepasst<br />
und für sich weiterentwickelt. Sie würde gerne einmal ins<br />
«Land der aufgehenden Sonne» reisen.<br />
Mit Filmdrehbüchern auf Du und Du<br />
Orfea Mittelholzer ist seit 1997 mit Stefan verheiratet. Zur<br />
Familie gehört der inzwischen erwachsene Sohn Carlo aus<br />
erster Ehe. Während vier Jahren haben sie aus beruflichen<br />
Gründen von Stefan in den USA gelebt. «Wir wären wohl<br />
heute noch dort, wenn uns nicht ein ärgerliches Missverständnis<br />
mit Anwalt und Einwanderungsbehörde ge-<br />
«Der Bücherwächter».<br />
High Heels Creation Orfea.