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10 <strong>Hörbuch</strong> <strong>buchreport</strong>.<strong>spezial</strong> <strong>2018</strong><br />
»Es ist schmerzhaft für uns, wenn aktuelle Titel<br />
auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stehen und in<br />
allen Buchhandlungen hervorgehoben werden,<br />
aber in unserem Angebot nicht zu finden sind.«<br />
BookBeat in Zahlen<br />
Unterhaltung nebenbei, während anderer<br />
Tätigkeiten wie etwa der Hausarbeit.<br />
Laut dem Ergebnis einer von Ihnen beauftragten<br />
Studie stehen Nutzer von Videostreaming-Diensten<br />
auch einer <strong>Hörbuch</strong>-Flatrate<br />
aufgeschlossen gegenüber. Aber ist es realistisch,<br />
dass Netflix-Kunden zusätzlich noch<br />
ein Streaming-Angebot für Hörbücher buchen,<br />
angesichts der zunehmenden Medienkonkurrenz<br />
und der begrenzten Zeitbudgets?<br />
■ Umsatz: In Schweden, wo BookBeat im Sommer 2016 gestartet<br />
ist, verzeichnet das Unternehmen für das Jahr 2017 einen Umsatzanstieg<br />
von 283% gegenüber dem Vorjahr. Für <strong>2018</strong> peilt BookBeat<br />
für alle Märkte (Schweden, Finnland, Großbritannien, Deutschland)<br />
einen Gesamtumsatz von 140 Mio Kronen an, umgerechnet<br />
ca. 10 Mio Euro. Für Deutschland gibt das Unternehmen keine separaten<br />
Umsatzzahlen heraus.<br />
■ Mitarbeiter: Im Hauptquartier in Stockholm arbeiten zurzeit 45<br />
Beschäftigte, die Hälfte davon im Bereich Analytics und Produktentwicklung.<br />
In Deutschland sind es 5 Mitarbeiterinnen, jeweils die<br />
Hälfte für Marketing sowie Content. Vier sitzen in Stockholm.<br />
Kathrin Rüstig ist seit Januar <strong>2018</strong> dabei und in Berlin am Sitz der<br />
Ullstein Buchverlage Ansprechpartnerin für Lizenzen und Content-<br />
Entwicklung zuständig.<br />
■ Angebot: Im Moment gibt es auf der deutschen Plattform von<br />
BookBeat ca 20.000 deutschsprachige <strong>Hörbuch</strong>- und Hörspieltitel,<br />
dazu etwa ebenso viele in englischer Sprache. Die Anzahl steigt<br />
nach Angaben des Unternehmens kontinuierlich. Alle großen <strong>Hörbuch</strong>verlage<br />
sind bei BookBeat vertreten, zum Teil jedoch noch<br />
nicht mit allen Titeln. BookBeat hat zurzeit vor allem Backlisttitel<br />
und Longseller im Angebot, aber auch Frontlisttitel und aktuelle<br />
Bestseller aller Genres.<br />
■ Lizenzmodell: Jedes <strong>Hörbuch</strong> wird unabhängig von der Spieldauer<br />
in 5 Teile gegliedert. Gezahlt wird, sobald ein Kunde das erste Fünftel<br />
beendet hat. Wenn er das zweite Fünftel begonnen hat, gilt es als<br />
„zwei Fünftel gehört“, sobald er das vierte Fünftel anfängt, gilt es als<br />
komplett gehört. Am Ende eines Monats werden alle Fünftel zusammengezählt,<br />
die Kunden von einem Titel gehört haben. Wenn ein<br />
Titel z.B. von 100 Kunden gehört wurde, wird jeder einzelne Hörvorgang<br />
addiert, d.h. einige Hörer haben nur zwei Fünftel gehört, an -<br />
dere drei Fünftel und so fort. Am Ende wird zu vollen Hörbüchern<br />
zusammengezählt und abgerechnet.<br />
Quelle: <strong>buchreport</strong><br />
Ja, es ist richtig, wir konkurrieren mit allen<br />
anderen Medien um die Zeit der Menschen<br />
und um immer knapper werdende Zeitbudgets.<br />
Es lässt sich nicht bestreiten, dass das<br />
nichtlineare Fernsehen mit Anbietern wie<br />
Netflix die Mediennutzung stark beeinflusst<br />
hat. Hörbücher kommen eher in Momenten<br />
zum Einsatz, in denen ich mir keinen Film<br />
anschauen kann – etwa beim Ausüben eines<br />
Hobbys oder eben beim Autofahren.<br />
Was wissen Sie über Ihre Kunden?<br />
Anders als in Schweden haben wir in<br />
Deutschland noch nicht so viele Daten gesammelt,<br />
einiges wie z.B. das Alter fragen<br />
wir gar nicht ab. Wir können gut nachvollziehen,<br />
zu welcher Tageszeit hauptsächlich<br />
gehört wird, wie viele Hörbücher parallel gehört<br />
werden und ähnliche Fragen, und das<br />
werden wir in den kommenden Monaten<br />
auch noch im Deatil auswerten. Was wir<br />
jetzt schon sehen, ist, wie viel die deutschen<br />
Kunden bei uns hören – und das ist tatsächlich<br />
mehr als in Schweden, wo die Nutzer im<br />
Schnitt etwa 20 Stunden im Monat hören.<br />
Bei uns sind es durchschnittlich etwa 30<br />
Stunden, was dafür spricht, dass deutsche<br />
Kunden bereits sehr hörbuchgeübt sind.<br />
Welche Erkenntnisse können Ihre Verlagspartner<br />
aus den BookBeat-Nutzungsdaten<br />
gewinnen?<br />
Unsere monatlichen Reportings für die Verlage<br />
enthalten die Lizenzerlöse, die zeigen,<br />
was am meisten gehört wurde. Darüber hinaus<br />
sind wir in der Lage, Aussagen zu machen,<br />
welche Hörbücher des Verlags von<br />
wie vielen Kunden bis zum Ende durchgehört<br />
werden und welche Titel überdurchschnittlich<br />
häufig abgebrochen werden bzw.<br />
an welcher Stelle. Was die Programmmacher<br />
und Lektoren damit anfangen, bleibt<br />
dann natürlich ihnen überlassen. Wir können<br />
aber die Transparenz herstellen und<br />
das Gespräch über die Learnings anregen.<br />
Einige <strong>Hörbuch</strong>verlage loben BookBeat wegen<br />
der besseren Vergütung im Vergleich zu anderen<br />
Formaten. Erklärt das auch den mit 14,90<br />
Euro im Monat deutlich höheren Preis im Vergleich<br />
zu den Musikstreamingplattformen?<br />
Als Tochter von Bonnier schauen wir bei<br />
unseren Konditionsmodellen stark durch<br />
die Verlagsbrille. Es stimmt: Unser Preis ist<br />
relativ hoch, und diesen Preis müssen wir<br />
auch ansetzen, um entsprechend Vergütungen<br />
weitergeben zu können. Die Verlage<br />
schätzen unser Modell vor allem, weil es