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uchreport.<strong>spezial</strong> <strong>2018</strong><br />
<strong>Hörbuch</strong><br />
7<br />
Fotos: Lünebuch Lüneburg; Nicole Stöcker; Andreas Biesenbach; Astrid Schmidhuber<br />
in der <strong>Hörbuch</strong>branche, mit eigenen Broschüren<br />
u.a. zur „Klassiker-Edition“, die laut<br />
Gerlach „erfreuliche Absätze“ realisiere,<br />
und zur Maigret-<strong>Hörbuch</strong>-Edition, einem<br />
weiteren Großprojekt des Verlags (s. S. 5).<br />
Auch <strong>Hörbuch</strong> Hamburg konnte im Jahr<br />
<strong>2018</strong> mit starken Bestsellern punkten und<br />
gegen den Trend im stationären Sortiment<br />
zulegen, vor allem auch dank diverser Hörbücher<br />
von Marc-Uwe Kling, der mehrfach<br />
im Bestseller-Ranking vertreten ist, so etwa<br />
mit zwei Ausgaben von „QualityLand“.<br />
Der Rückgang des <strong>Hörbuch</strong>umsatzes im<br />
Sortimentsbuchhandel ist nach Einschätzung<br />
von <strong>Hörbuch</strong>-Hamburg-Geschäftsführer<br />
Johannes Stricker in erster Linie ein<br />
Rückgang in der Mid- und Backlist der <strong>Hörbuch</strong>titel:<br />
„Es scheint, dass die stationären<br />
Händler sich immer stärker auf Bestseller<br />
fokussieren, im Gegensatz zu Amazon, wo<br />
immer mehr Kunden bestellen, da dort<br />
auch Titel präsentiert werden, die nicht<br />
Bestseller sind.“<br />
Der stationäre Buchhandel verzichte auf<br />
ein Wachstumssegment, wenn er erstens<br />
die <strong>Hörbuch</strong>flächen reduziere und zweitens<br />
nicht offensiv den digitalen Verkauf von<br />
Hörbüchern als CD oder Download über die<br />
eigene Internetseite bewerbe, meint Stricker.<br />
Bereits mit „relativ einfachen Mitteln“<br />
sei das Angebot eines Shops für <strong>Hörbuch</strong>downloads<br />
auch für kleinere und mittlere<br />
Buchhandlungen realisierbar.<br />
Mehr Sichtbarkeit für das <strong>Hörbuch</strong><br />
Robert Wildgruber, Geschäftsführer der<br />
Audioverlage beim Marktführer Random<br />
House (Der Hörverlag/ RH Audio),<br />
wünscht sich eine stärkere Präsenz des <strong>Hörbuch</strong>s<br />
am Point of Sale: „Gerade vor dem<br />
Hintergrund mangelnder Frequenz sollte<br />
das Potenzial von Hörbüchern genutzt<br />
werden.“<br />
Dass der stationäre Handel durch den<br />
Flächenabbau indirekt den Online-Handel<br />
unterstützt, hält Lübbe-Audio-Chef Marc<br />
Sieper ebenfalls für ein Problem: „Natürlich<br />
verlieren wir mit jedem Regalmeter an<br />
Sichtbarkeit für das <strong>Hörbuch</strong>, dennoch<br />
bleibt uns die CD, da bin ich sicher, noch<br />
Jahre erhalten.“ Der Vorteil des Fachhandels:<br />
Eine Buchhandels-Empfehlung sei vielen<br />
Verbrauchern immer noch mehr wert<br />
als Amazon-Rezensionen.<br />
Till Spielmann spielmann@<strong>buchreport</strong>.de<br />
Welches Potenzial hat<br />
Streaming im <strong>Hörbuch</strong>?<br />
Im Musikmarkt hat das Audio-Streaming den Download beim Anteil am<br />
Branchenumsatz deutlich überflügelt. Wie schätzen <strong>Hörbuch</strong>-Verleger<br />
die Entwicklung der digitalen Geschäftsmodelle für ihre Branche ein?<br />
Johannes Stricker, <strong>Hörbuch</strong> Hamburg<br />
„Die Musikindustrie wird immer als positives<br />
Beispiel genannt, wenn es um das Thema<br />
Streaming geht, dabei sollte sie für Buchbzw.<br />
<strong>Hörbuch</strong>verlage sowie deren Autoren<br />
und Sprecher eher abschreckend wirken:<br />
Kaum noch Musiker – bis auf wenige Stars –<br />
können von den Einnahmen leben. Ich bin<br />
also froh, dass das <strong>Hörbuch</strong> noch nicht die<br />
gleiche Entwicklung nimmt. Das hat natürlich<br />
neben der miserablen Vergütung durch die<br />
Konzerne auch eine Ursache darin, dass Plattformen<br />
wie Spotify, Deezer und Napster auf Musik und Songs eingestellt<br />
sind, das <strong>Hörbuch</strong> aber nur künstlich in dieses Format gepresst wird.“<br />
Marc Sieper, Lübbe Audio<br />
„Lübbe Audio hat durchweg positive Erfahrung<br />
mit Streaming-Diensten, große Teile unseres<br />
digitalen Wachstums kommen aus genau<br />
diesem Vertriebskanal. Die Sorge, dass<br />
Streaming massiv die übrigen Vertriebskanäle<br />
kannibalisiert, hat sich für uns nicht bewahrheitet.<br />
Im Streaming erreichen wir jeden Tag<br />
neue <strong>Hörbuch</strong>kunden, die das Medium erstmals<br />
oder wieder entdecken und beinahe vergessene<br />
Backlisttitel zu großen Umsatzbringern<br />
machen. Und ich glaube, wir stehen hier<br />
immer noch am Anfang der Entwicklung.<br />
Robert Wildgruber,<br />
Der Hörverlag/Random House Audio<br />
„Natürlich beobachten wir die Entwicklungen<br />
in der Musik und ziehen unsere Schlüsse.<br />
Beide Märkte sind in ihrer Historie und im<br />
Konsumverhalten jedoch kaum vergleichbar:<br />
Bedingt durch Filesharing und Piraterie verzeichnete<br />
die Musikindustrie über Jahre dramatische<br />
Umsatzeinbrüche. Der <strong>Hörbuch</strong>markt<br />
dagegen war immer stabil, mit großen<br />
oder kleineren Wachstumsschritten. Der<br />
Download-Vertrieb mit seiner Preisstruktur<br />
konnte sich parallel zum gesunden CD-Geschäft etablieren, ist gelernt und<br />
hat sich als Erlösmodell bewährt. Streaming hat seinen Ursprung in der<br />
Musik, kommt dem Trend zum mehrmaligen Hören von einzelnen Musik-<br />
Tracks und dem Erstellen von Playlists entgegen. Streaming wird auch ein<br />
Teil der <strong>Hörbuch</strong>-Zukunft sein, die wir als Verlage mitgestalten wollen.“