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buchreport.spezial 07/08 2018 Hörbuch

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uchreport.<strong>spezial</strong> <strong>2018</strong><br />

<strong>Hörbuch</strong><br />

7<br />

Fotos: Lünebuch Lüneburg; Nicole Stöcker; Andreas Biesenbach; Astrid Schmidhuber<br />

in der <strong>Hörbuch</strong>branche, mit eigenen Broschüren<br />

u.a. zur „Klassiker-Edition“, die laut<br />

Gerlach „erfreuliche Absätze“ realisiere,<br />

und zur Maigret-<strong>Hörbuch</strong>-Edition, einem<br />

weiteren Großprojekt des Verlags (s. S. 5).<br />

Auch <strong>Hörbuch</strong> Hamburg konnte im Jahr<br />

<strong>2018</strong> mit starken Bestsellern punkten und<br />

gegen den Trend im stationären Sortiment<br />

zulegen, vor allem auch dank diverser Hörbücher<br />

von Marc-Uwe Kling, der mehrfach<br />

im Bestseller-Ranking vertreten ist, so etwa<br />

mit zwei Ausgaben von „QualityLand“.<br />

Der Rückgang des <strong>Hörbuch</strong>umsatzes im<br />

Sortimentsbuchhandel ist nach Einschätzung<br />

von <strong>Hörbuch</strong>-Hamburg-Geschäftsführer<br />

Johannes Stricker in erster Linie ein<br />

Rückgang in der Mid- und Backlist der <strong>Hörbuch</strong>titel:<br />

„Es scheint, dass die stationären<br />

Händler sich immer stärker auf Bestseller<br />

fokussieren, im Gegensatz zu Amazon, wo<br />

immer mehr Kunden bestellen, da dort<br />

auch Titel präsentiert werden, die nicht<br />

Bestseller sind.“<br />

Der stationäre Buchhandel verzichte auf<br />

ein Wachstumssegment, wenn er erstens<br />

die <strong>Hörbuch</strong>flächen reduziere und zweitens<br />

nicht offensiv den digitalen Verkauf von<br />

Hörbüchern als CD oder Download über die<br />

eigene Internetseite bewerbe, meint Stricker.<br />

Bereits mit „relativ einfachen Mitteln“<br />

sei das Angebot eines Shops für <strong>Hörbuch</strong>downloads<br />

auch für kleinere und mittlere<br />

Buchhandlungen realisierbar.<br />

Mehr Sichtbarkeit für das <strong>Hörbuch</strong><br />

Robert Wildgruber, Geschäftsführer der<br />

Audioverlage beim Marktführer Random<br />

House (Der Hörverlag/ RH Audio),<br />

wünscht sich eine stärkere Präsenz des <strong>Hörbuch</strong>s<br />

am Point of Sale: „Gerade vor dem<br />

Hintergrund mangelnder Frequenz sollte<br />

das Potenzial von Hörbüchern genutzt<br />

werden.“<br />

Dass der stationäre Handel durch den<br />

Flächenabbau indirekt den Online-Handel<br />

unterstützt, hält Lübbe-Audio-Chef Marc<br />

Sieper ebenfalls für ein Problem: „Natürlich<br />

verlieren wir mit jedem Regalmeter an<br />

Sichtbarkeit für das <strong>Hörbuch</strong>, dennoch<br />

bleibt uns die CD, da bin ich sicher, noch<br />

Jahre erhalten.“ Der Vorteil des Fachhandels:<br />

Eine Buchhandels-Empfehlung sei vielen<br />

Verbrauchern immer noch mehr wert<br />

als Amazon-Rezensionen.<br />

Till Spielmann spielmann@<strong>buchreport</strong>.de<br />

Welches Potenzial hat<br />

Streaming im <strong>Hörbuch</strong>?<br />

Im Musikmarkt hat das Audio-Streaming den Download beim Anteil am<br />

Branchenumsatz deutlich überflügelt. Wie schätzen <strong>Hörbuch</strong>-Verleger<br />

die Entwicklung der digitalen Geschäftsmodelle für ihre Branche ein?<br />

Johannes Stricker, <strong>Hörbuch</strong> Hamburg<br />

„Die Musikindustrie wird immer als positives<br />

Beispiel genannt, wenn es um das Thema<br />

Streaming geht, dabei sollte sie für Buchbzw.<br />

<strong>Hörbuch</strong>verlage sowie deren Autoren<br />

und Sprecher eher abschreckend wirken:<br />

Kaum noch Musiker – bis auf wenige Stars –<br />

können von den Einnahmen leben. Ich bin<br />

also froh, dass das <strong>Hörbuch</strong> noch nicht die<br />

gleiche Entwicklung nimmt. Das hat natürlich<br />

neben der miserablen Vergütung durch die<br />

Konzerne auch eine Ursache darin, dass Plattformen<br />

wie Spotify, Deezer und Napster auf Musik und Songs eingestellt<br />

sind, das <strong>Hörbuch</strong> aber nur künstlich in dieses Format gepresst wird.“<br />

Marc Sieper, Lübbe Audio<br />

„Lübbe Audio hat durchweg positive Erfahrung<br />

mit Streaming-Diensten, große Teile unseres<br />

digitalen Wachstums kommen aus genau<br />

diesem Vertriebskanal. Die Sorge, dass<br />

Streaming massiv die übrigen Vertriebskanäle<br />

kannibalisiert, hat sich für uns nicht bewahrheitet.<br />

Im Streaming erreichen wir jeden Tag<br />

neue <strong>Hörbuch</strong>kunden, die das Medium erstmals<br />

oder wieder entdecken und beinahe vergessene<br />

Backlisttitel zu großen Umsatzbringern<br />

machen. Und ich glaube, wir stehen hier<br />

immer noch am Anfang der Entwicklung.<br />

Robert Wildgruber,<br />

Der Hörverlag/Random House Audio<br />

„Natürlich beobachten wir die Entwicklungen<br />

in der Musik und ziehen unsere Schlüsse.<br />

Beide Märkte sind in ihrer Historie und im<br />

Konsumverhalten jedoch kaum vergleichbar:<br />

Bedingt durch Filesharing und Piraterie verzeichnete<br />

die Musikindustrie über Jahre dramatische<br />

Umsatzeinbrüche. Der <strong>Hörbuch</strong>markt<br />

dagegen war immer stabil, mit großen<br />

oder kleineren Wachstumsschritten. Der<br />

Download-Vertrieb mit seiner Preisstruktur<br />

konnte sich parallel zum gesunden CD-Geschäft etablieren, ist gelernt und<br />

hat sich als Erlösmodell bewährt. Streaming hat seinen Ursprung in der<br />

Musik, kommt dem Trend zum mehrmaligen Hören von einzelnen Musik-<br />

Tracks und dem Erstellen von Playlists entgegen. Streaming wird auch ein<br />

Teil der <strong>Hörbuch</strong>-Zukunft sein, die wir als Verlage mitgestalten wollen.“

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