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„Bauernbefreiung“ – eine kurze Einführung

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• Grünland für die Winterfutterversorgung (Heugewinnung) und hofnahe<br />

Nachtweiden (Wischhöfe),<br />

• Sommerweideflächen für Rinder, Schafe, Schw<strong>eine</strong> (anfangs Waldweide, die vielfach<br />

zu Heide- und Bruchfläche wurde)”. 12<br />

Aus diesen Voraussetzungen ergab sich ein typisches, wenngleich variantenreiches<br />

Siedlungsmuster. Die Dörfer und Siedlungen 13 lagen meist in Wassernähe<br />

(„Auorientierung“ nach Seedorf) und in enger Nachbarschaft zum nutzbaren<br />

Ackerland. Innerhalb der Dörfer wiederum waren es vornehmlich die älteren Höfe, die<br />

in weitgehend 14 hochwasserfreier Lage dicht am Ackerland lagen, während die<br />

nachfolgenden, jüngeren Stellen entweder in die feuchteren oder die trockenen Lagen<br />

abgedrängt wurden. Während die Problematik <strong>eine</strong>r zu feuchten Lage sofort ins Auge<br />

fällt <strong>–</strong> wer möchte schon bei jedem Frühjahrhochwasser oder Gewitter das Wasser in<br />

der Küche schwimmen sehen? <strong>–</strong> mag <strong>eine</strong> Lage mitten auf dem Ackerland durchaus<br />

vorteilhaft ersch<strong>eine</strong>n; jedoch gilt es in diesem Fall zu bedenken, dass in solchen Fällen<br />

sowohl die hofnahen Grünflächen fehlten, und damit <strong>eine</strong> Versorgung des Viehs<br />

erschwert war, als auch die Wasserversorgung erhebliche Schwierigkeiten bereiten<br />

konnte, da dann tiefe und kostenträchtige Brunnen gesetzt werden mussten. 15<br />

Eine Wende bildete zweifelsohne die spätmittelalterliche Agrarkrise, denn sie<br />

bedeutete das vorläufige Aus für die Binnenkolonisierung, die erst im 16. Jahrhundert<br />

in wesentlich bescheidenerem Maße wieder aufgenommen wurde. 16 Als im<br />

16. Jahrhundert die Bevölkerung wieder zunahm, wurde die neue Bevölkerung in den<br />

vorhandenen Dörfern „angesetzt“, wodurch sich die beschriebene Randlage der neuen<br />

Stellen ergab. 17 Dabei spielte die inzwischen erstarkte und institutionell<br />

weiterentwickelte Landesherrschaft <strong>eine</strong> wichtige Rolle. Sie griff fortan immer stärker<br />

in die dörflichen Verhältnisse ein, verhinderte <strong>eine</strong>rseits die bis dahin üblichen<br />

Erbteilungen und setzte das Anerbenrecht durch, ermöglichte aber andererseits gegen<br />

den teilweise erbitterten Widerstand der Dorfbewohner die Ansetzung neuer Siedler<br />

auf den genossenschaftlich genutzten Flächen. 18<br />

War in der Phase bis Anfang des 14. Jahrhunderts das Siedlungsbild Niedersachsens<br />

dadurch bestimmt gewesen, dass in der Nachbarschaft der kl<strong>eine</strong>n Altsiedeldörfer neue<br />

Rodungssiedlungen in Form der Wald- und Hagenhufendörfer entstanden, so erfuhr es<br />

danach lediglich Erweiterungen und Verf<strong>eine</strong>rungen. Zwar hatte die große Krise des<br />

14. und frühen 15. Jahrhunderts dazu geführt, dass zahlreiche Siedlungen wüst fielen,<br />

aber gleichzeitig war in der Folgezeit durch den internen Siedlungsausbau und die<br />

Entstehung von Tochtersiedlungen das Siedlungsbild sehr komplex geworden. Neben<br />

den mehr oder weniger geschlossenen Dörfern der Börde 19 prägten Plansiedlungen,<br />

12<br />

SCHNEIDER, SEEDORF (1989), 13. SEEDORF, MEYER (1996), 100-106.<br />

13 Die Unterscheidung Dörfer-Siedlungen wird hier getroffen, da für die Geestgebiete auch<br />

Einzelhöfe und Doppelhöfe kennzeichnend sind, die nicht als Dörfer bezeichnet werden<br />

können.<br />

14 Allerdings konnte es durchaus geschehen, daß bei steigendem Grundwasserstand Höfe<br />

verlegt werden mußte; ein Beispiel in Komitee ''1000 Jahre Mandelsloh'' (1985), 182.<br />

15 Hier ggf. Beispiel aus Duddenhausen, wo beide Aspekte zu finden sind.<br />

16<br />

RÖSENER (1985), 255-267. Klären, ob dieser Band!<br />

17<br />

MARTEN (1965), XX.<br />

18<br />

CORDES (1981).<br />

19 Dörfer mit <strong>eine</strong>r geschlossenen Siedlungslage werden Drubbel genannt.<br />

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