RegioBusiness Nr. 193 - 07/2018
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14 Energie & Umwelt<br />
Juli <strong>2018</strong> I Jahrgang 17 I <strong>Nr</strong>. <strong>193</strong><br />
„Klimaschutz lebt vom Mitmachen“<br />
Caroline Mayer ist Klimaschutzmanagerin des Landkreises Schwäbisch Hall und will zum Energiesparen animieren.<br />
VON KERSTIN DORN<br />
Seit Mai letzten Jahres ist Caroline<br />
Mayer im Amt. Ihre Berufsbezeichnung:<br />
Klimaschutzmanagerin<br />
des Landkreises<br />
Schwäbisch Hall. Ihre Aufgabe:<br />
die Umsetzung der Maßnahmen<br />
aus dem „Integrierten Klimaschutzkonzept“.<br />
Das Klimaschutzkonzept ist für Caroline<br />
Mayer eine Art Bibel, ein<br />
Leitfaden, der ihrer Arbeit eine<br />
Richtung, eine Struktur und ein<br />
Pfand: Caroline Mayer präsentiert ein erstes Ergebnis ihrer Arbeit:<br />
die mehrfach benutzbaren Pfandbecher für unterwegs. Foto: Kerstin Dorn<br />
Ziel gibt. Das ist dringend nötig,<br />
denn das Gesamtpaket ist äußerst<br />
ambitioniert. 47 Maßnahmen<br />
sieht der Bericht auf seinen 200<br />
Seiten vor; 31 davon sollen bereits<br />
in den nächsten drei Jahren umgesetzt<br />
werden.<br />
Doch die junge Geoökologin mit<br />
Masterabschluss aus Crailsheim<br />
lässt sich von der Fülle der Aufgaben<br />
nicht einschüchtern: Nach<br />
und nach will sie die Dinge angehen<br />
und bei einigen Themen sieht<br />
sie sich bereits auf einem sehr guten<br />
Weg.<br />
So wie beim Pfandsystem für Kaffeebecher.<br />
„Jährlich trinken die<br />
Deutschen rund 2,8 Milliarden<br />
,Coffee to go’“ , zitiert sie eine Statistik<br />
der Deutschen Umwelthilfe.<br />
Meist werden diese in Einwegbechern<br />
ausgeschenkt. Würde man<br />
diese 2,8 Milliarden Einwegbecher<br />
übereinander schichten, reiche<br />
der Stapel von der Erde bis<br />
zum Mond. Selbst im Landkreis<br />
Schwäbisch Hall landen jährlich<br />
6,5 Millionen Becher nach nur<br />
einmaliger Benutzung im Müll.<br />
Bewusstsein für den<br />
Klimaschutz schaffen<br />
»Würden die Einwegbecher,<br />
die die<br />
Deutschen während<br />
eines Jahres<br />
wegschmeißen,<br />
übereinandergestapelt,<br />
reiche der<br />
Turm von der Erde<br />
bis zum Mond.«<br />
Doch jetzt gibt es dafür eine Alternative.<br />
Seit Mai kooperiert der<br />
Landkreis mit der Firma Recup,<br />
die Becher in drei Größen (0,2,<br />
0,3 und 0,4 Liter) und zwei Farben<br />
(minzgrün und cappuccinobraun)<br />
anbietet. Diese Becher bestehen<br />
aus Polypropylen, dem gleichen<br />
Material wie die bekannte<br />
Tupperware, und können laut Herstellerangabe<br />
mindestens 500 mal<br />
wiederverwendet werden. Für den<br />
Kauf wird eine Pfandgebühr von einem<br />
Euro fällig, die man deutschlandweit<br />
an über 1000 Standorten<br />
zurückerstattet bekommt, wenn<br />
man den Becher abgibt.<br />
Mittlerwerweile konnte Mayer zusammen<br />
mit ihren Klimaschutz-<br />
Kollegen aus Schwäbisch Hall und<br />
Crailsheim 24 Bäckereien, Kantinen<br />
und Cafés und sogar eine<br />
Tankstelle als Partner gewinnen.<br />
Die Teilnehmer zahlen eine Gebühr<br />
in Höhe von monatlich 30<br />
Euro, sparen sich aber die Kosten<br />
für die Einwegbecher. 10 000 Becher<br />
hat Mayer im Auftrag des<br />
Landratsamts mit regionaltypischen<br />
Motiven bedrucken lassen.<br />
Alle 10 000 Stück sind bereits im<br />
Umlauf.<br />
Vier Unterrichtsstunden<br />
„Klimaschutz mit Biss“<br />
Doch Mayer hatte dem Ausschuss<br />
für Umwelt und Technik im Kreistag<br />
jüngst noch weitere Erfolge zu<br />
berichten: In 40 Klassen haben sie<br />
und ihr Team im letzten Jahr die<br />
Schüler der Jahrgangsstufen sieben<br />
bis neun für den Klimaschutz<br />
sensibilisieren können. Dabei<br />
standen die Themen „Stromsparen“<br />
und „Ernährung“ im Fokus.<br />
Gerade letzteres trage mit rund 20<br />
Prozent zum gesamten Kohlendioxidausstoß<br />
bei und biete deshalb<br />
reichlich Potenzial, um für einen<br />
bewussteren Umgang mit den Ressourcen<br />
zu werben, argumentiert<br />
Mayer.<br />
20 Erwachsene konnte sie in Zusammenarbeit<br />
mit dem Landwirtschaftsamt<br />
zum „Klimadinner“<br />
einladen. 40 Interessierte hatten<br />
sich angemeldet – eine Resonanz,<br />
die sie ermutigt, die Veranstaltung<br />
im nächsten Jahr zu wiederholen.<br />
2019 sind vier Veranstaltungen<br />
dieser Art geplant. In den Schulen<br />
wird das Thema unter dem Motto<br />
„Klimaschutz mit Biss“ aufgegriffen<br />
und gibt Antworten auf die Fragen:<br />
„Kann man Lebensmittel<br />
nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums<br />
noch essen?“, „Was<br />
wächst zu welcher Jahreszeit auf<br />
unseren Feldern und was kann<br />
man daraus kochen?“, „Wie kann<br />
man Verpackungsmüll vermeiden?“<br />
und andere.<br />
Für die Umsetzung der Ziele<br />
braucht sie Mitstreiter. Deshalb<br />
sollen jetzt 15 Auszubildende des<br />
Landratsamts als „Kommunale<br />
Klima-Scouts“ ausgebildet werden<br />
und dabei helfen, im Landratsamt<br />
Energie zu sparen. „Denn Klimaschutz<br />
lebt von Mitmachen“,<br />
sagt Mayer.<br />
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Klimaschutz-Plus <strong>2018</strong> -2019<br />
Hier: Übersicht der Förderangebote für KMU‘s in Baden-Württemberg<br />
Baden-Württemberg legt das erfolgreiche<br />
Konzept in <strong>2018</strong> nun erneut auf, um die<br />
angestrebten Ziele im Bereich der CO 2<br />
-<br />
Reduzierung und Erweiterung der Klimaschutzaktivitäten<br />
weiter zu forcieren.<br />
So werden insbesondere kleine und mittlere<br />
Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit<br />
Investitionsort in Baden-Württemberg bei der<br />
Umsetzung folgender Maßnahmen unterstützt:<br />
• Sanierung von Beleuchtungsanlagen<br />
• Sanierung von Lüftungsanlagen<br />
• Einführung eines systematischen Energiemanagements<br />
(mit Beratung, Messtechnik,<br />
Software und Zertifizierung)<br />
• Erneuerung von Heizungsanlagen<br />
• Erstberatung zur Abwärmenutzung<br />
• BHKW-Begleit-Beratungen<br />
• Überbetriebliche Energieeffizienztische<br />
mit mindestens fünf Unternehmen<br />
Je nach Maßnahme liegen die Förderhöhen<br />
zwischen 30 % und 50 % bei den als förderfähig<br />
anerkannten Investitionskosten.<br />
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Telefon 0 79 31 / 9 68 79 10<br />
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E-Mail: info@energiewelt-info.de<br />
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Nutzen statt einspeisen<br />
Solarenergie selber nutzen: Fördermittel gibt es für die Speicher.<br />
Klimaschutzgipfel gibt es<br />
nicht nur auf globaler<br />
Ebene. In Bad Mergentheim<br />
beispielsweise trafen sich<br />
die Experten, um das „Integrierte<br />
Klimaschutzkonzept“ des<br />
Main-Tauber-Kreises vorzustellen<br />
und zu beraten.<br />
Endgültig verabschiedet wird<br />
dieses Konzept voraussichtlich<br />
erst am Mittwoch, 18. Juli, werden,<br />
wenn alle Fraktionen des<br />
Kreistages zustimmen. Aber<br />
Frank Künzig, der Leiter der<br />
kreiseigenen Energieagentur,<br />
sieht dafür gute Chancen:<br />
Schließlich gab es in der Vorbereitungsphase<br />
mehrfach Gelegenheiten,<br />
Ideen und Bedenken<br />
vorzubringen.<br />
Dieses Klimaschutzkonzept<br />
sieht drei „Leuchtturmprojekte“<br />
vor: Eines betrifft die<br />
Energieeffizienz in den Gebäuden,<br />
ein weiteres die Fotovoltaik<br />
und ein drittes bündelt die<br />
Mobilitäts-Maßnahmen in den<br />
Städten Lauda-Königshofen,<br />
Bad Mergentheim und Wertheim.<br />
Großes Potenzial sieht Künzig<br />
bei der Fotovoltaik. „Wir haben<br />
gute Argumente gegen die landläufige<br />
Meinung, dass sich Fotovoltaik<br />
nicht mehr rechnet“,<br />
sagt er. Zwar habe sich die Einspeisevergütung<br />
von 48 Cent<br />
pro Kilowattstunde auf 12,5<br />
Cent reduziert, dennoch lohne<br />
es sich, auf diese Energiequelle<br />
zu setzen: „Die Anlagen sind<br />
mindestens in dem Maße günstiger<br />
geworden, wie die Vergütung<br />
gesunken ist“, rechnet der<br />
Experte. Ziel ist es daher heute<br />
vielmehr, den erzeugten Strom<br />
selbst zu verbrauchen, anstatt<br />
ihn ins Netz einzuspeisen. Ein<br />
weiteres Argument ist die neue<br />
Offensive der Landesregierung.<br />
Durch das Ministerium für Umwelt,<br />
Klima und Energiewirtschaft<br />
Baden-Württemberg<br />
wurde ein neues Förderprogramm<br />
für Batteriespeicher aufgelegt,<br />
von dem sich Künzig einen<br />
neuen Schub für kleine<br />
und mittlere Fotovoltaikanlagen<br />
erhofft.<br />
1300 Hektar Dachfläche gibt es<br />
im Main-Tauber-Kreis, von der<br />
gut ein Drittel, 460 Hektar, für<br />
die Erzeugung von Solarstrom<br />
geeignet wären. Von der gesamten<br />
Dachfläche würden derzeit<br />
nur ganze acht Prozent oder<br />
100 Hektar genutzt. Dabei<br />
könnten Sanierer derzeit sogar<br />
von doppelten Fördermöglichkeiten<br />
profitieren: „Auch wenn<br />
die Inanspruchnahme des Förderprogrammes<br />
an verschiedene<br />
Voraussetzungen (gilt beispielsweise<br />
nur für den Speicherausbau)<br />
geknüpft ist, überwiegt<br />
der finanzielle Vorteil.<br />
Dies insbesondere dann, wenn<br />
das Landesprogramm mit dem<br />
Bundesprogramm kombiniert<br />
wird“, argumentiert Künzig.<br />
Wichtig ist es, den Antrag auf<br />
Förderung vor Beginn der Arbeiten<br />
zu stellen und den Bewilligungsbescheid<br />
abzuwarten.<br />
Dieses Jahr sind Förderungen<br />
bis zu 300 Euro pro Kilowattstunde<br />
nutzbaren Speichervolumens<br />
möglich, die allerdings<br />
nur auf die Kosten des Batteriespeichers<br />
angerechnet werden<br />
können. Die Gesamthöhe ist<br />
auf maximal 30 Prozent der<br />
Speicherkosten beschränkt. do<br />
www.ea-main-tauberkreis.de<br />
Sonnenstrom: Landrat Reinhard Frank (re.), Dezernent Benjamin<br />
Schneider (li.) und der Leiter der Energieagentur, Frank Künzig, auf<br />
dem Dach des ehemaligen Mainkaufhauses.<br />
Foto: LRA