RegioBusiness Nr. 193 - 07/2018
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02 Politik & Wirtschaft<br />
Juli <strong>2018</strong> I Jahrgang 17 I <strong>Nr</strong>. <strong>193</strong><br />
Auffallen erwünscht<br />
Die Arbeitsagentur unterstützt Unternehmen bei der Azubi-Suche.<br />
Mit „Azubi per Mausklick“<br />
war der Business<br />
Talk überschrieben,<br />
zu dem die Arbeitsagentur<br />
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim<br />
Ende Juni eingeladen<br />
hatte. Rund 70 Firmenvertreter<br />
aus verschiedenen Branchen<br />
waren gekommen, um<br />
neue Ideen und Ansätze für<br />
ihre Azubi-Suche zu finden.<br />
„Seien Sie einzig, nicht artig",<br />
lautet beispielsweise eine von<br />
zehn Grundregeln, die Niels Albrecht,<br />
Experte für Kommunikations-,<br />
Change- und Krisenmanagement<br />
für die Teilnehmer<br />
hatte. Aufkleber auf Fahrzeugen<br />
„Wir bilden aus“ hält er für wenig<br />
zielführend. „Haben Sie<br />
schon einmal darüber nachgedacht,<br />
Ihre Räumlichkeiten den<br />
jungen Mitarbeitern für Partys<br />
zur Verfügung zu stellen? Und<br />
dabei den Mut, sie ohne Aufsicht<br />
feiern zu lassen?“, fragte<br />
er stattdessen in die Runde.<br />
Azubis sollen Verantwortung<br />
übernehmen<br />
Auch die Leiterin der Agentur<br />
für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim,<br />
Karin Käppel,<br />
argumentierte dafür, jungen<br />
Leuten mehr Verantwortung zu<br />
übertragen; „Wie wäre es,<br />
wenn Ihre Auszubildenden die<br />
Firmenhomepage<br />
schlug sie vor.<br />
gestalten?“,<br />
Auch Christel Noller, Geschäftsführerin<br />
von Fertighaus Weiss,<br />
verfolgt neue Ansätze: „Wir kooperieren<br />
mit Schulen und inzwischen<br />
schicke ich unsere<br />
Auszubildenden in die Klassen,<br />
denn die jungen Leute kommen<br />
unter sich viel besser ins Gespräch.“<br />
Auf die Frage der jungen Moderatorin<br />
Saskia Funke, warum<br />
Betriebe und Jugendliche immer<br />
seltener zusammenfinden,<br />
nannte Arbeitsamt-Regionaldirektor<br />
Christian Rauch drei Ursachen:<br />
die demografische Entwicklung<br />
mit immer weniger<br />
Bewerbern; die Wünsche der Eltern,<br />
die eine akademische Ausbildung<br />
für ihre Kinder bevorzu-<br />
Podium: Kommunikationsmanager Dr. Niels Albrecht, Agenturleiterin Karin Käppel, Moderatorin<br />
Saskia Funke, Arbeitgeberin Christel Noller und Christian Rauch, Vorsitzender der Regionaldirektion<br />
Baden-Württemberg (v. li.).<br />
Foto: Arbeitsagentur<br />
gen und die hohen Ansprüchen<br />
der schwäbischen Arbeitgeber.<br />
In Bayern beispielsweise gelinge<br />
der Einstieg in die Ausbildung<br />
einfacher, „wobei die<br />
bayerischen Schüler sicher<br />
nicht schlauer sind als die bei<br />
uns im Ländle.“ Rauch riet den<br />
Teilnehmern, mutiger bei der<br />
Bewerberauswahl zu sein und<br />
versprach ausbildungsbegleitende<br />
Hilfe, sollten Schwierigkeiten<br />
in der Berufsschule auftreten.<br />
Der Arbeitgeber-Service<br />
der Agentur für Arbeit sehe<br />
auch Bewerbertage für Unternehmen<br />
vor, die mehrere Berufe<br />
und Lehrstellen anbieten.<br />
Karin Käppel erklärt den Vorteil:<br />
„Wir kennen die Berufswünsche<br />
der Schulabgänger<br />
und laden geeignete Bewerber<br />
für die Firmen ein.“ Und sie<br />
kündigte an, gezielt Themen<br />
auf die Agenda zu setzen, die<br />
die Arbeitgeber zukünftig beschäftigen<br />
werden.<br />
Die Veranstaltung präsentierte<br />
das Thema „Azubisuche“ auf<br />
kurzweilige Art: mit amüsanten<br />
Theaterauftritten und einem<br />
„Get together“, bei dem die<br />
Gäste mit Referenten und Ausbildungsvermittlern<br />
ins Gespräch<br />
kommen konnten. pm<br />
www.arbeitsagentur.de<br />
Anziehend: Besonders beliebt bei Urlaubern und Tagestouristen ist Wertheim.<br />
Das romantische Städtchen an Main und Tauber wird von einer der<br />
größten Steinburgruinen Süddeutschlands überragt. Foto: Tourismusverband<br />
Beliebtes Taubertal<br />
Der Tourismus im „Lieblichen Taubertal“ boomt. Besonders<br />
beliebt ist die Region bei den Tagestouristen.<br />
Die Tourismusbranche im<br />
„Lieblichen Taubertal“, das<br />
zu den 16 fränkischen Landschaften<br />
gehört, hat im Vergleich zu<br />
2014 kräftig zugelegt. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine Studie des<br />
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts<br />
für Fremdenverkehr.<br />
2017 wurden insgesamt 7,579 Millionen<br />
touristische Aufenthaltstage<br />
im baden-württembergischen<br />
Teil der Region gezählt.<br />
Rund 6100 Menschen leben hier<br />
hauptsächlich vom Tourismus<br />
und erwirtschaften ein durchschnittliches<br />
Einkommen von<br />
26 036 Euro pro Jahr. Im Vergleich<br />
zur letzten Erhebung im<br />
Jahre 2014 ergaben sich Zuwächse<br />
in allen Kategorien: beispielsweise<br />
bei der Zahl der Übernachtungen<br />
(plus 3,2 Prozent),<br />
im Gastgewerbe (plus 12,1 Prozent),<br />
im Einzelhandel (plus 33,1<br />
Prozent) oder bei den Dienstleistern<br />
(plus 16,4 Prozent). Besonders<br />
stark zugenommen hat der<br />
Tagestourismus (Besucherplus<br />
33,3 Prozent), der die Bruttoumsätze<br />
in diesem Bereich um 35,4<br />
Prozent ansteigen ließ.<br />
Der Tourismusverband „Liebliches<br />
Taubertal“ schließt aus diesen<br />
positiven Zahlen, dass die in<br />
den vergangenen Jahren geschaffenen<br />
touristischen Angebote gerne<br />
angenommen werden und<br />
möchte daher weiterhin auf Qualität<br />
und nachhaltige Entwicklung<br />
achten.<br />
pm<br />
www.liebliches-taubertal.de<br />
Impressum<br />
STANDPUNKT<br />
Marius Stephan<br />
Redakteur<br />
Das Ende einer Ära<br />
Mit dem Beschluss der Bosch-Konzernführung,<br />
den Bereich Verpackungstechnik zu<br />
veräußern, geht – zumindest in Crailsheim<br />
und der Region – eine Ära zu Ende. Denn<br />
das Unternehmen Strunck – vormals Stirn<br />
und davor Kilian – das Bosch in den 80er<br />
Jahren in Crailsheim übernahm, darf mit<br />
Fug und Recht als die Keimzelle der Verpackungsindustrie<br />
in der Region bezeichnet<br />
werden. Heutige Weltmarktführer wie Gerhard<br />
Schubert, Bausch + Ströbel oder<br />
R.Weiss gingen allesamt aus der Bosch Verpackungstechnik<br />
hervor. Die heutigen Unternehmerpersönlichkeiten<br />
lernten ihr Handwerk<br />
bei Bosch beziehungsweise den Vorgängerfirmen.<br />
Noch dazu ist das Unternehmen<br />
einer der größten Arbeitgeber in der Horaffenstadt.<br />
Rund 1100 Menschen bezeichnen<br />
sich stolz als „Boschler“ – noch.<br />
Welche Gründe nun letztendlich den Ausschlag<br />
gaben, wird die Bosch-Führung wohl<br />
für sich behalten. In Verpackerkreisen erzählt<br />
man sich schon länger, dass der Food-<br />
Bereich von Bosch Packaging Technology<br />
nicht so erfolgreich sei, wie man<br />
es in der Konzernzentrale gerne<br />
hätte und sich die Zuständigen<br />
dies nur so lange ohne Eingreifen<br />
angesehen hätten, weil der Pharma-Bereich<br />
mit dem Hauptwerk in Crailsheim<br />
gute Gewinne abwerfe und die Schwächephase<br />
in Waiblingen ausglich. Dazu passt<br />
auch, dass Bosch das Geschäft in seiner<br />
Foto: Marc Weigert<br />
Gesamtheit verkaufen möchte. In Einzelteilen<br />
würde der Konzern wohl auf der Food-<br />
Sparte sitzen bleiben, während im das Pharmageschäft<br />
aus den Händen gerissen würde.<br />
Trotz allem überrascht der Verkauf: Bosch<br />
Packaging Technology ist in der Verpacker-<br />
Landschaft noch immer der Gigant, der mit<br />
1,3 Milliarden Euro Umsatz und über 6000<br />
Mitarbeitern sämtliche Wettbewerber in seinen<br />
langen Schatten stellt. Insofern mag<br />
dem einen oder anderen Hohenloher verziehen<br />
sein, wenn er ob der Aussage der<br />
Bosch-Konzernführung, dass die Wettbewerber<br />
aufgrund ihrer mittelständischen Ausrichtung<br />
große Vorteile am Markt hätten,<br />
erstaunt die Augenbraue hebt. Von solchen<br />
Zahlen können die Wettbewerber mit den<br />
vermeintlichen Vorteilen nur träumen.<br />
Sicher ist indes, dass die schlussendliche<br />
Entscheidung kurz vor dem Gang an die Öffentlichkeit<br />
stattfand, auch wenn hinter vorgehalter<br />
Hand der Vorwurf die Runde<br />
macht, die Ausgliederung in eine eigene<br />
GmbH innerhalb der Bosch-Gruppe im vergangenen<br />
Jahr sei ein vorbereitender und<br />
von Kalkül geprägter Schachzug für den<br />
nun anstehenden Verkauf gewesen.<br />
Über die Käufer kann derzeit nur spekuliert<br />
werden. Mehrere Namen machen bereits die<br />
Runde, offizielles gibt es freilich von keiner<br />
Seite. Wahrscheinlich ist lediglich, dass mögliche<br />
Interessenten aus dem Bereich der Finanzinvestoren<br />
oder dem Konzernumfeld<br />
kommen werden, dies bedingen allein die<br />
Summen, um die es beim Verkauf von<br />
Bosch Packaging Technology gehen könnte.<br />
Vorsichtige Schätzungen belaufen sich auf<br />
den mittleren einstelligen Milliardenbereich.<br />
Keiner der hier ansässigen Verpacker wird<br />
ernsthaft darüber nachdenken, hier in die<br />
Bresche zu springen.<br />
Mit dem Verkauf eines erfolgreichen Unternehmens,<br />
noch dazu einem, das den Namen<br />
Bosch in roten Lettern auf den Außenwänden<br />
seiner Fertigungshallen trägt, geht<br />
natürlich auch viel Verantwortung einher.<br />
Einen Käufer mit nachhaltigem Konzept,<br />
welches das Unternehmen in seiner Gesamtheit<br />
weiter wachsen lässt, das wünscht sich<br />
die Bosch-Konzernführung. Weiterhin sichere<br />
Arbeitsplätze und ein faires Auskommen<br />
wünschen sich die Mitarbeiter und ihre<br />
Familien. Und der Käufer möchte bei einer<br />
Transaktion dieser Größenordnung natürlich<br />
auch eine gewisse Rendite sehen. Und<br />
„unter Wert“ verkaufen sei für den Vorstand<br />
keine Option, das hat Bosch von Anfang an<br />
klar gemacht.<br />
Was bleibt, ist die Gewissheit, dass einer der<br />
ganz Großen in diesem Geschäft die Bühne<br />
verlassen will. Aber es gilt, was auch das<br />
Showgeschäft oder die Politik ausmachen:<br />
Es ist erst zu Ende, wenn der Vorhang fällt<br />
– in diesem Fall: wenn die bekannten roten<br />
Buchstaben von den grauen Wänden abmontiert<br />
werden.<br />
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