MEDIAkompakt_MK_24
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30<br />
SOCIETY<br />
mediakompakt<br />
Generation<br />
Zukunftsangst!<br />
Das nächste Kapitel steht an:<br />
die Zeit unseres Lebens. Du bist<br />
nicht bereit? Jederzeit kann es<br />
losgehen. Doch irgendetwas<br />
fehlt noch. Wo sind all unsere<br />
Pläne geblieben?<br />
VON LAURA HOLZINGER<br />
Foto: Pexels<br />
Achttausendsechshundertfünfzig. So vie -<br />
le Ergebnisse erhalte ich, wenn ich den<br />
Begriff „Zukunftsangst“ google. Ein<br />
Definitionsvorschlag: „Zukunftsangst<br />
bezieht sich auf all die Dinge, die<br />
möglicherweise noch kommen können und mit<br />
denen wir eventuell in der näheren oder auch<br />
ferneren Zukunft zu tun bekommen. Zukunft s -<br />
angst lähmt, belastet und beschäftigt aber schon<br />
heute und im Hier und Jetzt.“<br />
Ich kenne das Gefühl. Mich überkommt es<br />
jedes Mal, wenn mir diese eine, verdammte Frage<br />
gestellt wird: „Weißt du schon was du nach dem<br />
Studium machst?“ Für einen kurzen Moment bin<br />
ich dann wie „gelähmt, belastet und beschäftigt“<br />
(Danke, Google!). Aber wie darauf antworten?<br />
Man will nicht wie ein orientierungsloser Student<br />
rüberkommen.<br />
Jetzt zu sagen, man weiß es noch nicht, weil es<br />
einfach so ist, wäre zu unverschämt ehrlich. Und<br />
auch wenn wir eigentlich wissen, dass es okay ist,<br />
nicht jeden weiteren Schritt akribisch geplant zu<br />
haben, wollen wir doch den Eindruck vermitteln,<br />
die Planung der Zukunft sei in vollem Gange.<br />
Meine Antwort auf die immer gleiche Frage, eine<br />
Aneinanderreihung von nichtssagenden Floskeln,<br />
habe ich längst per fektioniert. Wenn mein Gegen -<br />
über alle Signale richtig deutet, fragt er nicht<br />
weiter nach.<br />
Willkommen im Club der Twentysomethings.<br />
Willkommen in der Quarter-Life-Crisis. In der<br />
Generation Zukunftsangst. Unsere Ängste, unsere<br />
Probleme sind sehr persönlich. Nach einer kurzen<br />
Recherche stelle ich fest, es geht vielen so. Die<br />
meisten Betroffenen haben ihr Studium beendet.<br />
Grund zur Freude? Nicht wirklich. Das Problem:<br />
Wir sehen die Zukunft vor lauter Möglichkeiten<br />
nicht mehr. Die Angst, man könnte vielleicht die<br />
falsche Entscheidung treffen und dadurch eine<br />
wei tere unattraktive Lücke im Lebenslauf ris -<br />
kieren, lähmt, belastet und beschäftigt eine<br />
gesamte Generation. Auch wenn es für Außen ste -<br />
hende „nicht so schlimm“ ist, besteht die Gefahr,<br />
in dieser Phase stecken zu bleiben.<br />
Unser Umfeld ist allerdings nicht so ganz<br />
unschuldig daran. Alle um uns herum versuchen<br />
uns permanent einzutrichtern, wie schwer es sei,<br />
einen guten Job zu finden. Wir sollten froh sein,<br />
wenn uns nach dem Studium überhaupt jemand<br />
nimmt. Alles sei viel zu gefragt, viel zu teuer. Eine<br />
wahre Gehirnwäsche , der wir uns eigentlich<br />
schon seit dem Abitur unterziehen.<br />
Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass all<br />
diese Ängste Quatsch sind. Wir sollten einfach<br />
loslegen. Womit? Völlig egal! Wenn ich mich<br />
nach meinem Studium zur Kosmetikerin um -<br />
schulen lassen, nochmal studieren oder ein<br />
Startup gründen will, dann kann ich das ver -<br />
dammt nochmal tun. In zehn Jahren werden wir<br />
uns garantiert alle wünschen, heute, hier und jetzt<br />
nicht solange gezögert zu haben. Wir sind quali -<br />
fiziert und mehr als bereit, weil wir endlich etwas<br />
bewegen und gebraucht werden wollen.<br />
Also: Los geht‘s<br />
FÜNF TIPPS<br />
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Darüber reden. Du wirst sehen, wie<br />
vielen es genauso geht wie dir. Das<br />
erleichtert ungemein!<br />
Triff dich mit einem Kumpel, der<br />
mit 35 immer noch studiert.<br />
Schreibe Leute mit interessanten<br />
Jobs auf Xing oder LinkedIn ein -<br />
fach mal an, und lass dir von ihnen<br />
erzählen, was sie machen.<br />
Vor allem: Lass dir nichts erzählen.<br />
Schon gar nicht von Leuten, die<br />
ihr Leben lang denselben Beruf<br />
ausüben und auch noch total<br />
unzufrieden damit sind!<br />
Denk‘ daran, dass du irgendwann<br />
mal auf diese Phase (ja, es ist nur<br />
eine Phase) zurückschauen und<br />
dich darüber schlapplachen wirst,<br />
wie unbegründet deine Sorgen<br />
doch waren.