Powerpoint- Präsentationen
Powerpoint- Präsentationen
Powerpoint- Präsentationen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
272<br />
Bernt Schnettler & Hubert Knoblauch<br />
kationsform der Wissensgesellschaft, weil sie informationstechnologische Mittel<br />
für die Wissenskommunikation einsetzt, (2.) ist die zeitliche Koinzidenz des<br />
Aufkommens dieser Gesellschaftsdiagnose und der Verbreitung der Präsentation<br />
als neuer Sozialform unübersehbar. Und schließlich tritt (3.) der innere Bezug<br />
zur Ideologie der Wissensgesellschaft deutlich vor Augen, wenn PowerPoint als<br />
»dotcom weapon of choice« (Asiaweek 27, 21/2001: 28) tituliert wird.<br />
Diese drei Bezüge bilden allerdings noch keine besonders überzeugenden<br />
Argumente. Denn der Einsatz informationstechnologischer Instrumente ist<br />
ein allgemeines Merkmal unserer Kultur und nicht auf <strong>Präsentationen</strong> beschränkt.<br />
Dies spräche als Alternative zum vielkritisierten Begriff der ›Wissensgesellschaft‹<br />
eher für den Begriff der ›Kommunikationsgesellschaft‹<br />
(Knoblauch 2005: 255-284) als für den der ›Präsentationsgesellschaft‹. Auch<br />
ist das zweite Argument leicht zu entkräften, weil zeitliche Koinzidenz keineswegs<br />
Ausdruck eines Ursachenzusammenhangs sein muss. Die zeitliche Nähe<br />
erklärt die Verbindung zwischen beiden nicht, sondern fordert vielmehr dazu<br />
heraus, den Gründen für diese geschichtliche Tatsache genauer nachzuspüren:<br />
Warum gibt es so deutliche zeitliche und inhaltliche Parallelen zwischen dem,<br />
was wir Wissensgesellschaft nennen und der Präsentation? Das dritte Argument<br />
schließlich zeugt vom unbestreitbar persuasiven Charakter der Präsentation<br />
und ist Ausdruck seiner Herkunft aus dem Feld der Ökonomie. <strong>Powerpoint</strong><br />
ist jedoch nicht einfach ein Instrument, das aus der Welt der Wirtschaft<br />
stammt. Seine dortige Abstammung lässt sich genauer eingrenzen und führt in<br />
einen besonderen Unterbereich der Wirtschaft, namentlich der ›New Economy‹.<br />
Diese in den 1990er-Jahren im Zuge der Informatisierung kometenhaft<br />
aufgestiegene Variante des Wirtschaftens ist durch ein paradoxes Spannungsverhältnis<br />
geprägt. Sie zeichnet ein besonderer, neoliberaler und von ebenso<br />
schierer Nutzenmaximierung wie kalter Erfolgslogik ausgezeichneter Geist aus,<br />
dem indes zugleich eine fast spielerisch anmutende Frivolität anhaftet. Genau<br />
aus dieser Ambivalenz von Professionalität und Perfektion im Verbund mit Unterhaltsamkeit<br />
und Anschaulichkeit bezieht die <strong>Powerpoint</strong>präsentation ihren<br />
Erfolg als neuer kommunikativer Gattung. Gleichwohl ist die Präsentation eben<br />
nicht allein ein Instrument des »Dotkomkapitalismus« geblieben, sondern entwickelt<br />
heute ihre Wirkungen in den Händen vieler Vortragenden in sehr verschiedenen<br />
Bereichen. Wollte man also die These von der Präsentation als Gattung<br />
der Wissensgesellschaft stärken, so dürfte ein Rückzug auf das Argument,<br />
es handele sich um eine »Waffe« aus dem Arsenal der Ökonomie, die nur zufällig<br />
in die Hände von Vortragenden in anderen, zivileren Sektoren unsere Gesellschaft<br />
geraten und wegen ihrer »wunderbaren« Wirkungen eingesetzt würde,<br />
kaum von größerem Nutzen sein. Die ›strukturelle Dissemination‹ (vgl. oben S.<br />
267) wird damit zwar nachvollziehbar. Die Erklärungskraft bleibt jedoch eingeschränkt,<br />
außer man nähme an, dass effiziente Technologien oder kommunikative<br />
Gattungen sich immer gleichsam evolutionär durchsetzen müssen.<br />
Fragen wir also nach besseren Begründungen für die These, die Präsentation<br />
sei eine kommunikative Form der Wissensgesellschaft. Wir nehmen an, die<br />
Form der Präsentation steht in einer direkten Beziehung zu besonderen sozia-