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Powerpoint- Präsentationen

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Bernt Schnettler & Hubert Knoblauch<br />

kationsform der Wissensgesellschaft, weil sie informationstechnologische Mittel<br />

für die Wissenskommunikation einsetzt, (2.) ist die zeitliche Koinzidenz des<br />

Aufkommens dieser Gesellschaftsdiagnose und der Verbreitung der Präsentation<br />

als neuer Sozialform unübersehbar. Und schließlich tritt (3.) der innere Bezug<br />

zur Ideologie der Wissensgesellschaft deutlich vor Augen, wenn PowerPoint als<br />

»dotcom weapon of choice« (Asiaweek 27, 21/2001: 28) tituliert wird.<br />

Diese drei Bezüge bilden allerdings noch keine besonders überzeugenden<br />

Argumente. Denn der Einsatz informationstechnologischer Instrumente ist<br />

ein allgemeines Merkmal unserer Kultur und nicht auf <strong>Präsentationen</strong> beschränkt.<br />

Dies spräche als Alternative zum vielkritisierten Begriff der ›Wissensgesellschaft‹<br />

eher für den Begriff der ›Kommunikationsgesellschaft‹<br />

(Knoblauch 2005: 255-284) als für den der ›Präsentationsgesellschaft‹. Auch<br />

ist das zweite Argument leicht zu entkräften, weil zeitliche Koinzidenz keineswegs<br />

Ausdruck eines Ursachenzusammenhangs sein muss. Die zeitliche Nähe<br />

erklärt die Verbindung zwischen beiden nicht, sondern fordert vielmehr dazu<br />

heraus, den Gründen für diese geschichtliche Tatsache genauer nachzuspüren:<br />

Warum gibt es so deutliche zeitliche und inhaltliche Parallelen zwischen dem,<br />

was wir Wissensgesellschaft nennen und der Präsentation? Das dritte Argument<br />

schließlich zeugt vom unbestreitbar persuasiven Charakter der Präsentation<br />

und ist Ausdruck seiner Herkunft aus dem Feld der Ökonomie. <strong>Powerpoint</strong><br />

ist jedoch nicht einfach ein Instrument, das aus der Welt der Wirtschaft<br />

stammt. Seine dortige Abstammung lässt sich genauer eingrenzen und führt in<br />

einen besonderen Unterbereich der Wirtschaft, namentlich der ›New Economy‹.<br />

Diese in den 1990er-Jahren im Zuge der Informatisierung kometenhaft<br />

aufgestiegene Variante des Wirtschaftens ist durch ein paradoxes Spannungsverhältnis<br />

geprägt. Sie zeichnet ein besonderer, neoliberaler und von ebenso<br />

schierer Nutzenmaximierung wie kalter Erfolgslogik ausgezeichneter Geist aus,<br />

dem indes zugleich eine fast spielerisch anmutende Frivolität anhaftet. Genau<br />

aus dieser Ambivalenz von Professionalität und Perfektion im Verbund mit Unterhaltsamkeit<br />

und Anschaulichkeit bezieht die <strong>Powerpoint</strong>präsentation ihren<br />

Erfolg als neuer kommunikativer Gattung. Gleichwohl ist die Präsentation eben<br />

nicht allein ein Instrument des »Dotkomkapitalismus« geblieben, sondern entwickelt<br />

heute ihre Wirkungen in den Händen vieler Vortragenden in sehr verschiedenen<br />

Bereichen. Wollte man also die These von der Präsentation als Gattung<br />

der Wissensgesellschaft stärken, so dürfte ein Rückzug auf das Argument,<br />

es handele sich um eine »Waffe« aus dem Arsenal der Ökonomie, die nur zufällig<br />

in die Hände von Vortragenden in anderen, zivileren Sektoren unsere Gesellschaft<br />

geraten und wegen ihrer »wunderbaren« Wirkungen eingesetzt würde,<br />

kaum von größerem Nutzen sein. Die ›strukturelle Dissemination‹ (vgl. oben S.<br />

267) wird damit zwar nachvollziehbar. Die Erklärungskraft bleibt jedoch eingeschränkt,<br />

außer man nähme an, dass effiziente Technologien oder kommunikative<br />

Gattungen sich immer gleichsam evolutionär durchsetzen müssen.<br />

Fragen wir also nach besseren Begründungen für die These, die Präsentation<br />

sei eine kommunikative Form der Wissensgesellschaft. Wir nehmen an, die<br />

Form der Präsentation steht in einer direkten Beziehung zu besonderen sozia-

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