Powerpoint- Präsentationen
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Präsentation und Gesellschaft<br />
Dargebotenen ist geradezu darauf abgestimmt, Prozesse der Wissensvermittlung<br />
zu ermöglichen, die sich zwischen heterogene Akteuren vollziehen, genauer:<br />
zwischen Akteuren mit heterogenen Wissensbeständen.<br />
Damit leistet die Form der Präsentation dreierlei: (1.) Als Kommunikationsgattung<br />
erzeugt sie allein durch ihre deutliche Wiederkennbarkeit Anschlussfähigkeit<br />
über verschiedene heterogene Wissensmilieus hinweg. (2.) Außerdem<br />
antworten ihre einfachen Formen auf den gesteigerten Kommunikationsbedarf<br />
zwischen auseinanderdriftenden gesellschaftlichen Teilbereichen und die<br />
Fragmentierung der Wissensbestände, welche die Verbreitung der kommunikativen<br />
Gattung von <strong>Powerpoint</strong>-<strong>Präsentationen</strong> entscheidend befördert haben.<br />
12 (3.) Und letztlich stellt sie eine Form zur Verfügung, die eine Lösung für<br />
das Auseinanderfallen von mündlicher Kommunikationsnotwendigkeit und<br />
schriftlichem Dokumentationsbedarf bietet. Der erstaunliche Erfolg der Präsentation<br />
stellt eine institutionelle Lösung auf das Problem dar, dass sich die<br />
Wissensbestände, die gegenseitig angezeigt werden müssen, auseinander bewegen.<br />
Dabei stellt die betonte Visualität die Brücke über die fachlich immer<br />
stärker ausdifferenzierten Wissensbestände dar. Die strukturelle Dissemination<br />
hat nicht nur verschiedene Bereiche innerhalb unserer Gesellschaft erfasst.<br />
Vielmehr hat die <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation als Kommunikationsgattung auch<br />
international eine große Verbreitung erfahren. Deshalb kann die <strong>Powerpoint</strong>-<br />
Präsentation mithin als das vereinfachte Basisidiom globalisierter Wissensgesellschaften<br />
bezeichnet werden. 13<br />
Lassen sich für diese These weitere Begründungen anführen? Der Zusammenhang<br />
mit dem ersten Aspekt, der Wissensfragmentierung, scheint offensichtlich.<br />
Denn die Ausdifferenzierung und Fragmentierung der Wissensbestände<br />
in unserer hochentwickelten Gesellschaft hat zu einem immer deutlicher<br />
gesteigerten Kommunikationsbedarf geführt. Immer mehr »Wissen«<br />
muss anderen mitgeteilt und »angezeigt«, also: »präsentiert« werden. Dieses<br />
Erfordernis ist nicht nur rückgebunden an die gewachsenen Quantitäten der<br />
Wissensproduktion. Denn der Zuwachs des Kommunikationsbedarfs ergibt<br />
sich nicht nur aus der Tatsache, dass die Menge der Mitteilungen wächst, was<br />
12 Diese Prozesse wären ohne eine – zunehmend marktförmige – Kommunikation gar<br />
nicht möglich. Verstärkt wird dieser Effekt durch die parallele Ausbreitung und Verfeinerung<br />
der Kommunikationstechnologien, was zur Vervielfachung sowie zur qualitativen<br />
›Bereicherung‹ der Kommunikationsaktivitäten führt, und – damit wiederum<br />
verbunden – im Gegenzug die Medialisierung der Alltagswahrnehmung und des<br />
Alltagshandelns vorantreibt (vgl. Soeffner & Raab 2004).<br />
13 Für die globale Ausbreitung ist das Muster des internationalen Absatzes von Präsentationsprogrammen<br />
und -technik nicht ausreichend, vielmehr bedürfen vor allem<br />
die soziologischen Gründe für die weltweite Durchsetzung als anerkannter Vortragsform<br />
weiterer Untersuchung. Auch in der transkulturellen Kommunikation erweist<br />
sich die <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation als wichtiges Instrument, das auf einer global vertriebenen<br />
Software aufsetzend ein weltumspannendes Idiom ausgebildet hat. Studien<br />
zur globalen Ausbreitung und zum interkulturellen Vergleich sind jedoch bislang<br />
ein Forschungsdesiderat.<br />
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