Powerpoint- Präsentationen
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Bernt Schnettler & Hubert Knoblauch<br />
sondern Kommunikationsbrücken, die als Kommunikationsgattung im Sinn<br />
eines ›Basalidioms‹ oder – um ihren performativen Charakter deutlicher herauszustellen<br />
– als Brückenpraxis wirken. 11<br />
7. <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation als transsektoriale und<br />
transkulturelle ›Brückenpraxis‹<br />
Lassen sich weitere Begründungen für diese These anführen? <strong>Powerpoint</strong>-<strong>Präsentationen</strong><br />
reflektieren als kommunikative Hybridform die gesteigerte Fragmentierung<br />
des Wissens. In diesem Sinn sind sie das ›Basisidom‹ bzw. die die ›Brückenpraxis‹<br />
der Wissensgesellschaft. Der Ausdruck ›Basisidiom‹ darf hier nur im<br />
übertragenen Sinne verstanden werden, handelt es sich doch um eine bestimmte<br />
kommunikative Praxis und nicht einfach um eine ›Sprache‹, weil <strong>Präsentationen</strong><br />
wesentlich performativ sind. Ihr Hybridcharakter als Form besteht darin, dass sie<br />
von Angesicht zu Angesicht ausgeführt wird und sich dabei zugleich in hohem<br />
Maße technischer Hilfsmittel bedient. Diese Form weist dabei einige weitere<br />
Eigenschaften auf, welche den Ausdruck ›Basisidiom‹ rechtfertigen:<br />
(1) Simplizität und Redundanz: Die Präsentation kann als Basisidiom bezeichnet<br />
werden, weil sie stark vereinfachend wirkt. So ist Redundanz eines der<br />
unstrittigen – und ebenso viel kritisierten – Merkmale von <strong>Präsentationen</strong>.<br />
Redundant ist nicht nur die Verdopplung der Präsentation, die in der Performanz<br />
zum Ausdruck kommt: Im Vortragen produzieren die Präsentierenden<br />
regelmäßig zahlreiche Querverweise zwischen ihrer Rede und den Visualisierungen,<br />
was zu zirkulären Bezügen führt und häufige Verdopplungen befördert.<br />
Dies wird im Angelsächsischen als ›double delivery‹ bezeichnet, die im<br />
Falle der <strong>Powerpoint</strong>präsentation sogar zu einer »Verdreifachung« wird, wenn<br />
neben dem Reden und den Visualisierungen auch noch Handouts verteilt<br />
werden. So unsinnig dies im Einzelfall sein mag, ist eine Funktion der Redundanz<br />
übersehbar. Die Redundanzen von Gesprochenem, Gezeigtem und Gedrucktem<br />
ermöglichen, Wissensbestände auch an diejenigen zu vermitteln, die<br />
nicht alle Voraussetzungen teilen, um der aktuellen und flüchtigen mündlichen<br />
Darbietung zu folgen. Mehr noch: die Redundanz und die Einfachheit des<br />
11 Die Präsentation weist in dieser Hinsicht erstaunliche Parallelen zu einer früheren<br />
kommunikativen Innovation der 1950- und 1960-Jahre Form auf: dem Meeting<br />
(Schwartzman 1989). Als Nachkriegserfindung spielt das Meeting als ›kleine Konferenz‹<br />
bei der Wissensproduktion und der Entscheidungsfindung in heterogenen Wissensumfeldern<br />
eine zentrale Rolle und wurde ausdrücklich als Instrument zum interdisziplinären<br />
Wissensaustausch entwickelt. Die kleine Konferenz bildet eine<br />
Grundform sozialer Gesellung, die schon wegen ihrer Schlichtheit und Einfachheit<br />
dazu prädestiniert ist, ihr Ziel der Verknüpfung verschiedener Personen als Träger<br />
der Diversität an einem Ort zu einer Zeit zu erreichen. Sie ist »a form of rapid access<br />
to the enormous accumulation of knowledge« (Mead & Byers 1968: 12),<br />
»based upon the presence of diversity« (1968: 15). Ihr Ziel ist »to break down interdisciplinary<br />
barriers« (1968: 11).