Powerpoint- Präsentationen
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Bernt Schnettler & Hubert Knoblauch<br />
gen für den Bereich der öffentlichen Institutionen am größten, also dem Bereich,<br />
in dem der Hauptanteil der Wissensvermittlung stattfindet.<br />
(c) Präsentationsexamina: Die Strukturveränderungen haben mit dem Bildungssystem<br />
längst den Gesellschaftsbereich der überformt, der als Kerngebiet<br />
der Wissensgesellschaft gilt. Dies läst sich nicht nur vorangehend skizzierten<br />
infrastrukturellen und organisationalen Veränderungen ablesen. Es affiziert<br />
nicht allein das Umfeld das Lernen, sondern das Lernen, die Wissensaneignung<br />
und deren Darstellung selbst. Deutlich wird das an geänderten Prüfungsordnungen,<br />
also zentralen Regulatoren des Lehr- und Lernbetriebs. So<br />
müssen Schüler neuerdings »Präsentationsprüfungen« ablegen und werden<br />
dafür benotet. Betrachtet man die einschlägigen Verordnungen und Durchführungsbestimmungen<br />
für diese neue Prüfungsform, so fällt ins Auge, dass<br />
die Präsentation im Sinne einer bestimmten kommunikativen Gattung als<br />
Form erlernt werden soll, hinter der Inhaltsaspekte deutlich zurücktreten. Bei<br />
den Bewertungsmassstäben werden vorrangig die medialen Darstellungskompetenzen<br />
und die Qualität des Präsentationsprodukts beurteilt, die vermittelten<br />
Inhalte rangieren deutlich an zweiter Stelle (vgl. Schnettler 2007a für<br />
genauere Belege). Hier wird offenkundig, dass diese Art von Prüfungen nicht<br />
vornehmlich dazu dient, bestimmte Inhalte zu vermitteln, sondern die Art<br />
und Weise dieser Vermittlung im Sinne eines Kompetenzerwerbs einer besonderen<br />
sozialen Form einüben will. Langfristig erzeugt diese Innovation in<br />
Ausbildungssystem eine neue Kulturtechnik in Gestalt spezifischer Präsentationskompetenz,<br />
die in zahlreichen anschließenden Gesellschaftsbereichen (in der<br />
universitären wie beruflichen Bildung, in der Arbeitswelt und weiteren gesellschaftlichen<br />
Institutionen) nachgefragt und erforderlich sind.<br />
6. Formularik und Entgrenzung<br />
der Präsentationsgattung<br />
Die <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation ist weder primär ein Phänomen der Technik<br />
noch ein Medienphänomen, sondern eine Performanzform mit tendenziell<br />
universaler Ausbreitung. Ihr performative Charakter sowie die Abgrenzung<br />
gegenüber Bestimmungen der Präsentation als Technik oder als Medienphänomen<br />
wurde bereits ausführlich erläutern (vgl. hier S. 18f.). Einer erneuten<br />
Hervorhebung bedarf allerdings der Umstand, dass es sich um eine Gattung<br />
handelt, die ausgehend von Militär und Ökonomie innerhalb kürzester Zeit<br />
und nahezu »epidemisch« zahlreiche gesellschaftliche Teilbereiche durchdrungen<br />
hat und selbst vor heiligen Zonen wie Kirchen und Privatsphäre nicht<br />
Halt zu machen scheint. Diese deutliche Durchsetzung und strukturelle Dissemination<br />
bedarf indes weiterer Erläuterung. Warum hat sich die Präsentation<br />
als Form in zahlreiche gesellschaftliche Teilbereiche ausdehnen können und<br />
welches (aktuelle) gesellschaftliche Problem reflektiert sich darin?<br />
Greifen wir das Merkmal auf, welches die Präsentation neben Performanz,<br />
Hybridität und Visualität besonders ausgezeichnet: seine Formularik. Wie