Powerpoint- Präsentationen
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Präsentation und Gesellschaft<br />
darin, dass sie in gesellschaftliche Zonen hinein diffundieren, die bis dato weder<br />
gängige Orte noch legitime soziale Gelegenheiten für das Vortrags- oder das<br />
Präsentationswesen gewesen sind: beispielsweise in Ämtern und Verwaltungen,<br />
in Vereinen oder in der niederen Administration von Wirtschaftsbetrieben.<br />
Die noch nicht abschließend untersuchte Ausbreitungsrichtung der Präsentationsgattung<br />
verläuft, so viel ist sicher, entlang einer Linie, die von Militär und<br />
Ökonomie ausgehend immer weitere gesellschaftliche Teilbereiche erfasst hat. 3<br />
Damit etabliert sich das Muster einer strukturellen Dissemination der Präsentationsgattung,<br />
das im Wesentlichen auf der intermediären Ebene gesellschaftlicher<br />
Einrichtungen verortet ist. Denn mittlerweile finden sich kaum mehr Organisationen,<br />
deren Mitglieder nicht mit <strong>Präsentationen</strong> zu tun haben und zwar in<br />
zunehmender Zahl, wohingegen »private« <strong>Präsentationen</strong> bislang weitgehend<br />
marginal bleiben. Die Präsentation hat in einzelnen gesellschaftlichen Sektoren<br />
allerdings zu markanten Strukturveränderungen geführt (vgl. unten S. 274f.).<br />
Die strukturelle Dissemination der <strong>Präsentationen</strong> ist ursächlich verbunden<br />
mit der Veränderung der Berufsarbeit. Diese Veränderung ist häufig als Verlagerung<br />
zur Informations- und Wissensgesellschaft bezeichnet worden. In der Tat<br />
ist die Verfügbarkeit der Informationstechnik des Computers eine wesentliche<br />
Voraussetzung für diese Ausbreitung; wie wir sehen werden, spielt auch Wissen<br />
eine entscheidende Rolle. In unserem Falle geht es jedoch nicht nur um<br />
Informationstechnik und Wissen, sondern um die Ausbreitung einer kommunikativen<br />
Gattung, die zum Repertoire der Arbeit wird. Der Begriff der<br />
›Kommunikationsarbeit‹ (Knoblauch 1996) ist deshalb angemessener als der<br />
Ausdruck ›Wissensarbeit‹, weil die meisten anderen Tätigkeiten mit dem<br />
Computer ebenso zu kommunikativen Zwecken dienen. Kommunikation<br />
wird als Zeit und Ressource eingesetzt. In jedem Fall ist der Wandel der Berufsarbeit<br />
in der Wissensgesellschaft ganz wesentlich mit der Ausbreitung von<br />
<strong>Powerpoint</strong>-<strong>Präsentationen</strong> verbunden. Um keine falschen Kausalvorstellungen<br />
aufkommen zu lassen, muss man das präziser wie folgt formulieren: Die<br />
Durchführung von <strong>Powerpoint</strong>-<strong>Präsentationen</strong> ist ein Aspekt des Wandels der<br />
Berufsarbeit, eine der typischen Aufgaben der wichtiger werdenden Kommunikationsarbeit:<br />
Immer mehr Menschen, die vor Jahrzehnten noch nie öffentlich<br />
auftreten mussten, sind nunmehr zum Kommunizieren gezwungen – und<br />
<strong>Präsentationen</strong> bieten dazu eine Form.<br />
3 Die Wurzeln der <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation eingesetzten Technik stammen neben der<br />
Wirtschaft von Visualisierungstechniken im Militär ab, das Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
transparente Folien und entsprechende Projektoren zur Visualisierung von<br />
Manövern und Strategiesimulationen entwickelt hat (vgl. Pias 2006).<br />
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