Powerpoint- Präsentationen
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Bernt Schnettler & Hubert Knoblauch<br />
vor allem durch die Verbreiterung der Kommunikationswege bewältigt wird.<br />
Zugleich verändert sich der Kommunikationsbedarf in qualitativer Hinsicht.<br />
Als Folge voranschreitender Spezialisierung bei gleichzeitig immer komplexerer<br />
Kooperation muss Wissen immer häufiger über die Grenzen des eigenen Spezialwissensbereiches<br />
hinweg an andere vermittelt werden, welche dieses Spezialwissen<br />
nicht teilen, ja ohne geeignete »Übersetzungen« nicht einmal verstehen.<br />
Man denke nur an die verschiedenen Arten von Spezialisten, die sich heutzutage<br />
miteinander verständigen müssen, wenn große Bahnhöfe gebaut, komplizierte<br />
Gesetzesvorlagen verabschiedet oder soziale Konflikte geschlichtet werden<br />
sollen. Kommunikation zwischen Experten verschiedener Spezialisierungen<br />
lässt sich quer durch die gesellschaftlichen Institutionen bis hinein in<br />
zahlreiche Bereiche unseres Privatlebens verfolgen – und der unter ihnen bestehende<br />
Verständigungs-, Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf lässt sich<br />
nicht allein durch die wechselseitige Inszenierung von Kompetenz bewältigen<br />
– selbst wenn man eingestehen darf, dass die ›Kompetenzdarstellungskompetenz‹<br />
(Hitzler & Pfadenhauer) als mehr oder weniger unspezifische performative<br />
Fähigkeit in der Spezialistenkommunikation eine wesentliche Rolle bei der<br />
Fundamentierung einer Austauschbasis bildet. Gerade wenn diese Kompetenz<br />
akteursseitig eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen darstellt, bieten<br />
kommunikative Gattungen die »Vorlagen«, an denen sich die einzelnen bei der<br />
Bewältigung dieser Aufgabe orientieren können. Wenn wir mit Darstellung<br />
die im Handeln je aktuell zu leistende Performanz bezeichnen, dann entspricht<br />
die kommunikative Gattung oder Sozialform der gesellschaftlich legitimierten<br />
Erwartungsstruktur für die konkrete Ausführung.<br />
Neben anderen kommunikativen Formen und sozialen Veranstaltungen<br />
dient die <strong>Powerpoint</strong>präsentation also genau diesem Zweck: der Kommunikation<br />
von Wissen, und zwar vor allem der Kommunikation von Wissen zwischen<br />
Angehörigen, deren jeweilige Strukturen ihres subjektiven Wissensvorrats<br />
voneinander signifikant abweichen – sei es, weil sie verschiedenen fachlichen<br />
Disziplinen angehören, oder weil ihre Erfahrungsaufschichtungen sich<br />
voneinander aufgrund sehr verschiedener (kultureller) Hintergründe und<br />
biographischer Verläufe deutlich unterscheiden. Das spricht für eine Form, die<br />
sich durch ihre Einfachheit auszeichnet. Die Simplizität der Form steht in<br />
unmittelbaren Bezug zu ihrem Basalcharakter.<br />
(2) Versatilität und Portabilität: Die Form der <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation kann<br />
ihre Aufgabe als Basisidiom und Brückenpraxis erfüllen, weil sie eine hohe<br />
Wandelbarkeit (›Portabilität‹) und Anpassungsfähigkeit (›Versatilität‹) der kommunizierten<br />
Inhalte an verschiedene Ausdrucks-, Transport- und Speichermedien<br />
besitzt. Als Basismittel der Verständigung wirken <strong>Präsentationen</strong>, weil sie<br />
ebenso Mündlichkeit und Schriftlichkeit überbrücken. Dies kommt in der<br />
Versatilität zum Ausdruck, mit der sich Teile von Inhalten aus <strong>Präsentationen</strong><br />
in andere Kommunikationsformen ›portieren‹ lassen. Diese Beobachtung<br />
wurde schon im Zusammenhang mit den ›Gattungsabkömmlingen‹ gemacht<br />
(vgl. den Beitrag von Yates & Orlikowski in diesem Band), ohne dass jedoch<br />
über die wissenssoziologische Implikation schon ausreichend nachgedacht