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Powerpoint- Präsentationen

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Bernt Schnettler & Hubert Knoblauch<br />

schaftsorganisationen, öffentlichen Einrichtungen und Bildungsstätten in dem<br />

Maße, wie die Nutzung medialer Hilfsmittel der Distanzkommunikation<br />

zunimmt. Auch die Einführung avancierter Technologien der Fernabstimmung<br />

wie Email, Telekonferenzsysteme oder Groupware hat nicht zu einer<br />

Verringerung der Anzahl von Treffen, Versammlungen und Arbeitssitzungen<br />

geführt, sondern lediglich ihre weitere Vervielfältigung begleitet. Es gibt sogar<br />

gute Gründe für die Annahme, dass im Zuge des Einsatzes solcher Mittel der<br />

Fernkommunikation der Drang nach Präsenzformen im Gestalt von Versammlungen,<br />

Arbeitstreffen und Meetings (s. dazu weiter unten S. 278f.) noch weiter<br />

steigt – um die Grundlagen der Kooperation zwischen den Beteiligten regelmäßig<br />

von Angesicht zu Angesicht wiederzuverfestigen. 9 Der durch <strong>Präsentationen</strong><br />

beförderte Wandel hat allerdings nicht nur die Interaktionsordnungen verändert.<br />

Er hat ebenso die gesellschaftliche Superstrukturen und symbolischen<br />

Formen erfasst. Ausserdem hat er, was näher betrachtet werden soll, im »Unterbau«<br />

der Gesellschaftsstruktur deutliche Spuren hinterlassen:<br />

5. Präsentationsökonomie, Präsentationsökologie<br />

und Präsentationskompetenz<br />

Die <strong>Powerpoint</strong>-Präsentation verändert nicht nur die kommunikative Form<br />

von Vorträgen, Schulstunden, Workshops und Tagungen als fokussierten<br />

sozialen Veranstaltungen. Die Veränderung der »Vortragskultur« auf der Interaktionsebene<br />

hat ebenso manifeste Folgen für die Sozialstruktur. An drei Beispielen<br />

lässt sich dieser Strukturwandel eindrücklich illustrieren:<br />

(a) Präsentationsökonomie: <strong>Powerpoint</strong>-<strong>Präsentationen</strong> sind verantwortlich<br />

für die Entstehung einer ganz neuen Branche sogenannter Präsentationsagenturen.<br />

Seit etwa Mitte der 1990-Jahre haben sich Kommunikationsberater und<br />

Managementtrainer darauf spezialisiert, Präsentationsvorlagen für Unternehmen<br />

zu entwickeln, die deren ›Corporate Identity‹ visuell zum Ausdruck bringen.<br />

Es entstehen in diesem Zuge Dienstleistungsfirmen, die für andere Privatunternehmen<br />

und öffentliche Einrichtungen eigens zugeschnittene <strong>Präsentationen</strong><br />

erstellen, Trainings durchführen und Anleitungen geben, um die<br />

Präsentationskompetenz zu steigern. Diese überwiegenden Kleinunternehmen<br />

entfalten ein rasantes Wachstum, das den Aufstieg der Präsentationsgattung<br />

widerspiegelt. Gab es im Jahre 1993 lediglich ein solches Unternehmen in<br />

Deutschland, ist deren Zahl auf im Jahr 2006 auf 70 angewachsen. Die Branche<br />

of self in Everyday Life in hochmedialisierten Gesellschaften sich zusätzliche Orte<br />

»virtueller« Selbstrepräsentation geschaffen hat (z.B. im Web II), vgl. dazu die Arbeiten<br />

von Jürgen Raab sowie einige der Beiträge im bevorstehenden Sonderheft der<br />

FQS zur ›virtuellen Ethnographie‹. Diese Medialisierung entwertet jedoch nicht die<br />

Präsenzform der Präsentation.<br />

9 Der Ritualcharakter und das Theatralitätspotenzial von <strong>Präsentationen</strong> kann hier<br />

ebenfalls nicht weiter behandelt werden, vgl. dazu aber Schnettler (2007c).

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