FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 7
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
q WER, WIE, WAS, WIESO, WESHALB, WARUM<br />
+++ Die <strong>FINDORFF</strong>ER STADTWILDNIS ist zu einer<br />
ökologischen Oase geworden. Auf dem rund drei Hektar großen<br />
ehemaligen Bahngelände zwischen Findorff, Doventor und<br />
Utbremen / Walle hat sich eine echte Wildnis mit einer großen<br />
Artenvielfalt entwickelt. Mitten in der Stadt kommen über<br />
100 Pflanzenarten vor. Außerdem sind hier eine Vielzahl von<br />
Vogelarten, Schmetterlingen und Insekten zu finden. Darunter<br />
auch einige sehr seltene und gefährdete sogenannte »Rote Liste<br />
Arten«, die streng geschützt sind. Vor kurzem wurden Pläne der<br />
SPD bekannt, die Flächen in ein Gewerbegebiet umzuwandeln.<br />
+++ Plogging ist der neue Megatrend aus Schweden. Plogging<br />
heißt: Spaß haben, Sport treiben und ganz nebenbei die Umwelt<br />
vom Plastikmüll befreien. PATTY‘S GYM bietet acht Wochen<br />
Plogging für Frauen in Findorff. Lust mitzumachen ? Dann einfach<br />
anmelden und kostenfrei mit Trainerin mitlaufen: Gestartet<br />
wird immer am Mittwoch ab 19:00 Uhr bei Patty’s Gym in<br />
der Münchener Straße 142. Müllbeutel und Handschuhe gibt es<br />
ebenfalls kostenlos. www.pattysgym.de<br />
+++ Der Beirat Findorff hat gefordert, die seit längerem<br />
geplante Neugestaltung des <strong>FINDORFF</strong>TUNNELS sofort<br />
anzugehen. Bis zum 31. August 2018 erwartet der Beirat vom<br />
Senator für Bau, Umwelt und Verkehr einen Zeitplan, der die<br />
Beschlusslage umsetzt. Die beinhaltet vorrangig eine neue farbliche<br />
Gestaltung, eine bessere Beleuchtung sowie die Säuberung<br />
des Findorfftunnels – aber auch eine künstlerische Aufwertung<br />
des Tunnels, heißt es in einem gemeinsamen Beschluss des<br />
Findorffer Beirats. Seit über drei Jahren wird gefordert, den<br />
Tunnel, der als einzige Verbindung Findorffs mit der City ein<br />
extrem unattraktives und abweisendes Hindernis darstellt,<br />
aufzuwerten und sicherer zu gestalten.<br />
Texte: Ulf Jacob und Mathias Rätsch, Fotos: Pressefotos ▲<br />
q GERD SCHWEIZER ÜBER DEN GEPLANTEN WESTBAD-NEUBAU<br />
» Dem Westbad wird eine brachiale Schrumpfkur verordnet. «<br />
N<br />
atürlich ist es erfreulich, wenn ein marodes<br />
Bad, das in den letzten Jahren wegen gravierender<br />
Mängel mehrfach komplett oder<br />
teilweise geschlossen werden musste, durch<br />
einen Neubau ersetzt werden soll. Allerdings<br />
muss sich eine für mehrere Jahrzehnte<br />
geplante Investition in Höhe eines zweistelligen<br />
Millionenbetrags daran messen lassen,<br />
ob sie den erkennbaren gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Anforderungen gerecht<br />
wird. Um es vorwegzunehmen: Dies ist bei<br />
den derzeit vorliegenden Plänen für das<br />
Westbad nicht der Fall !<br />
Dabei hörte sich das Vorhaben von<br />
Seiten der Politik so schön an: Gemäß<br />
dem Senatsbeschluss »Umsetzung<br />
des Bäderkonzepts« vom 11. September<br />
2017 soll der Zugang zum<br />
Schwimmsport für alle BürgerInnen, die<br />
Vereine und Schulen ermöglicht werden.<br />
Es ist von Möglichkeiten der Kommunikation,<br />
der Begegnung und des Miteinanders, von<br />
Grundlagen für gelingende Integration,<br />
sozialer Stabilisierung und gesellschaftlicher<br />
Teilhabe die Rede. Das neue Bad<br />
soll zum funktionierenden Zusammenleben<br />
der Kulturen beitragen und die Gesundheitsvorsorge<br />
begünstigen. Sieht man sich die konkreten Pläne an, stellt man<br />
jedoch sehr schnell ernüchtert fest: Nachdem bereits durch die<br />
teilweise Bebauung des Freibadgeländes und die Schließung<br />
des Goosebades wesentliche Bestandteile des Bäderangebots<br />
im Bremer Westen weggefallen sind, wird nun dem Westbad<br />
eine brachiale Schrumpfkur verordnet. Die Wasserflächen des<br />
Hallenbads sollen um fast 30 % verkleinert werden, der Nichtschwimmerbereich,<br />
das Solebecken und die Sauna komplett<br />
wegfallen. Die Verringerung der Wasserflächen betrifft vor<br />
allem die Kursbecken, die insbesondere für Schwimmlernund<br />
Gesundheitsangebote benötigt werden sowie das Kinderplanschbecken,<br />
das von 35 auf 17 Quadratmeter halbiert wird.<br />
Der Westen wächst, in Findorff haben sich junge Familien niedergelassen,<br />
in der Überseestadt entstehen neue Wohngebiete,<br />
Gröpelingen gehört zu den am schnellsten größer und jünger<br />
werdenden Stadtteilen in Bremen. Es gibt mehr Kinder und<br />
Jugendliche, die Schwimmen lernen sollen und wollen, und es<br />
ziehen mehr Menschen in den Bremer Westen, die aus verschiedenen<br />
Gründen noch nicht schwimmen können. Dabei ist der<br />
Nichtschwimmeranteil in der Bevölkerung vor allem in Gröpelingen<br />
über dem Bremer Durchschnitt. Neue Kitas und Schulen<br />
werden gebaut, für ihre Gruppen und Klassen werden zusätzliche<br />
Badezeiten benötigt. Bei ihrer Planung ist zu lange nicht die<br />
reale Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt worden. Dieser<br />
ZWISCHENRUF<br />
Fehler wird wiederholt, wenn der vorliegende Entwurf für den<br />
Neubau des Bades nicht korrigiert wird.<br />
Im April haben sich sämtliche in der Bürgerschaft vertretene<br />
Parteien in zwei verschiedenen, aber in der Zielstellung gleichen<br />
Beschlüssen dazu bekannt, dass mehr BremerInnen schwimmen<br />
können sollen. Die definierten Ziele wie zum Beispiel Schwimmerfahrung<br />
für alle Kinder bis zur Einschulung, Steigerung der<br />
Schwimmerquote von GrundschülerInnen, niedrigschwellige<br />
Schwimmlernangebote für Erwachsene, bleiben fromme<br />
Wünsche, wenn die erforderlichen materiellen<br />
Voraussetzungen nicht geschaffen werden.<br />
Der große gesundheitsförderliche Wert von<br />
Schwimmen und anderen wassergebundenen<br />
Bewegungsangeboten ist allgemein<br />
bekannt. In einigen Quartieren im Bremer<br />
Westen konzentrieren sich gesundheitliche<br />
Probleme. Da sollte man doch froh<br />
sein, dass eine große Zahl von Menschen<br />
trotz zum Teil geringer Einkommen etwas<br />
für ihre Gesundheit tun möchte. Auch dafür<br />
sind entsprechende Rahmenbedingungen wie<br />
geeignete Becken und ausreichende Wasserzeiten<br />
unerlässlich. Wieso man unter diesen<br />
Umständen eine attraktive Saunalandschaft,<br />
die zudem der sozialen Integration<br />
und der Kommunikation von Menschen<br />
aus verschiedenen Kulturen dient, abschaffen möchte, ist nicht<br />
nachvollziehbar. Ein attraktives Hallen- und Freibad mit einem<br />
vielfältigen Angebot und sozialverträglichen Preisen könnte<br />
ein Freizeitmagnet werden, der den gesamten Bremer Westen<br />
aufwertet. Es ist deshalb unbedingt notwendig, den politischen<br />
Druck auf die Verantwortlichen aufrecht zu halten. Der Sportverein<br />
»TURA Bremen« und der »Gesundheitstreffpunkt West«<br />
haben daher einen Offenen Brief an die Senatorin für Soziales,<br />
Jugend, Frauen, Integration und Sport gestartet, in dem der<br />
unverzügliche Neustart der Planungen unter Beteiligung der<br />
verschiedenen Nutzergruppen einschließlich der nicht organisierten<br />
BesucherInnen des Bades gefordert wird.<br />
Die Unterschriftensammlung unter diesem Offenen Brief hat<br />
sich zu einer breiten Bewegung im Bremer Westen entwickelt.<br />
Über 50 Organisationen und Institutionen und viele Einzelpersonen<br />
unterstützen den Aufruf. Das Westbad könnte sich zu<br />
einem Thema für den Bürgerschaftswahlkampf mausern.<br />
▼ ÜBER GERD SCHWEIZER<br />
Gerd Schweizer ist Vizepräsident und Sportlicher Leiter im Präsidium<br />
von »TURA Bremen«. Der Sportverein im Bremer Westen<br />
gehört mit ca. 2.700 Mitgliedern zu den größten Vereinen in<br />
Bremen. Infos und der Offene Brief auf www.tura-bremen.de<br />
Text: Gerd Schweizer, Foto: privat ▲<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 43