café · restaurant - St. Peter-Ording

Ich stelle mir Storms stürmische See und
kreischende Möwen vor, wenn ich an die
Nordsee denke. Das ist genau das richtige
für unsere Beziehung, überlege ich, die
an einem Punkt angelangt ist, wo ihr eine
frische Brise guttun würde. So starten wir
an einem nebligen Novembermorgen mit
dem von Seminarbesuchern und Schulkindern
gut gefüllten Zug von Hamburg nach
Husum. Zum Glück wird schon ab Elmshorn
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WOLKEN, WIND UND GLEICHSCHRITT
Die Nordsee
im November
Unlängst erreichte die Tourismus-Zentrale
die Erzählung eines Gastes. Geschrieben
hatte Egga Schmidt sie als Dank für ihre
schönen Stunden in St. Peter-Ording und als
Quelle der Inspiration für andere Gäste. Im
Folgenden eine leicht gekürzte Fassung des
Originals.
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der Himmel blau und die Sonne scheint auf
raureifweiße Felder. Ohne Schwierigkeiten
finden wir in St. Peter-Ording in einem kleinen
Hotel ein gemütliches Zimmer und gönnen
uns in den blau-weiß karierten Betten
eine kurze Mittagsruhe. Aber schon bald
lockt uns der windstille Sonnentag, wie er
zu dieser Jahreszeit eher selten ist, nach
draußen. Trotzdem sind es nur wenige
Men schen, die sich dem Hauptan zie -
hungspunkt, der langen Badbrücke, ent gegenbewegen.
Wir gehen nebeneinander und
freuen uns darüber,
dass wir wie von selbst
im Gleichschritt laufen
und das lang entbehrte
Gefühl genießen, einander
sehr nahe zu sein. Nachmittags macht
uns der Himmel ein ganz besonderes
Geschenk. Eine bizarre Wolkenbildung in
allen Farbabstufungen vom zartesten Blau
bis zum Dunkelgrau wetteifert mit der sinkenden
Sonne um unsere Aufmerksamkeit.
Ein wenig befangen und fast erdrückt von
Erinnerungen bitte ich meinen Begleiter um
eine kurze Pause. Der nächste Morgen
bringt ein anderes Schauspiel. Sturm ist
aufgekommen. Er bläst den Dünensand
strandwärts und drückt das Wasser gegen
das Land. Er reißt selbst festsitzende Mützen
vom Kopf und macht das Gucken durch
„Wir gehen noch immer
im Gleichschritt.“
die Brillengläser fast unmöglich. Weit draußen
brechen sich die Wellen und der
Schaum wird eins mit der grauweißen Farbe
des Himmels. Die Pfahlbauten, Zentrum
des sommerlichen Badelebens, scheinen
unwirklich und in sehr weiter Ferne. Wir
haben das Gefühl, ein gemeinsames Abenteuer
zu erleben. Abends treibt uns der
Wind in ein gemütliches Gasthaus im Dorf.
Der Wirt kommt selbst herbei und stellt uns
eine Kerze auf den Tisch. Hier können wir
ohne unerwünschte Musikbegleitung ein
ruhiges Mahl einnehmen.
Die Menschen, die man hier
trifft, sind nicht von der lauten
Sorte und Äußerlichkeiten
un wichtig. Es werden
ein paar Worte gewechselt, aber nicht
mehr. Eine Gelegenheit, in sich hineinzuhorchen
und sich ganz bewusst auf die winterlichen
Freuden einzustellen.
Unser letzter Ferientag bringt nun typisches
Novemberwetter, Wolken, Wind und Dauer -
regen. Doch wir brauchen keinen Grog –
uns ist innerlich warm. Diese drei Tage
haben uns unerwartete Erlebnisse in der
Natur beschert und uns wieder aufeinander
zugeweht. Wir gehen noch immer im
Gleichschritt und können miteinander
schweigen und genießen.
Egga Schmidt/AK
Foto: Team Fotohorizonte