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Gödels platonistische Philosophie der Mathematik ...

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Das Theorem 2 ist zeitlich später von Gödel bewiesen worden (November 1930)<br />

(Allerdings ist seine Folgerung nicht beson<strong>der</strong>s schwierig). Es besagt, dass die Wi-<br />

<strong>der</strong>spruchsfreiheit <strong>der</strong> Arithmetik nich in S bewiesen werden kann und ist damit ein<br />

herber Rückschlag (wenn nicht gar eine Wi<strong>der</strong>legung) des Hilbert Programms.<br />

Zunächst müssen wir die Frage stellen: Was ist ein Wi<strong>der</strong>spruch? Dazu gibt es drei<br />

Möglichkeiten:<br />

1. ein Satz <strong>der</strong> Form A ∧ ¬A (in S) o<strong>der</strong><br />

2. wenn man in S alles beweisen kann (ex falso quod libet) o<strong>der</strong><br />

3. (0 = 0 ′ ) ist beweisbar<br />

Wir wählen Möglichkeit 3: Sei m die Gödelnummer von (0 = 0 ′ ). Nun können wir die<br />

Aussage <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruchsfreiheit explizit formulieren: ” Für kein u gilt, dass u die<br />

Gödelnummer eines Beweises für m ist.“ O<strong>der</strong> formal: (x) ∼ P (x, 0 m ), wir nennen<br />

diese Aussage C. Nun können wir formlieren:<br />

Theorem 2: Wenn S wi<strong>der</strong>spruchsfrei ist, dann ist C unbeweisbar in S<br />

Beweis: Betrachte nun den Satz: C ⊃ (x) ∼ Q(x, 0 i ). Dieser besagt, dass wenn<br />

S wi<strong>der</strong>spruchsfrei ist, G unbeweisbar ist, also genau Theorem 1 (Teil 1). Die rechte<br />

Seite davon ist aber gerade G, d.h. <strong>der</strong> Satz kann auch so geschrieben werden: C ⊃ G.<br />

Da nun <strong>der</strong> Beweis für Theorem 1 (Teil 1) wie<strong>der</strong> kodierbar ist, kann <strong>der</strong> Beweis<br />

für C ⊃ G selbst auch in S ausgedrückt werden. Falls nun C getrennt in S beweis-<br />

bar wäre, dann könnte daher auch G in S bewiesen werden (nach Modus Ponens).<br />

Dies ist jedoch ein Wi<strong>der</strong>spruch zu Theorem 1 daher kann umöglich C unabhängig<br />

bewiesen werden. Q.E.D.<br />

2.3 Folgen von <strong>Gödels</strong> Beweisen<br />

Hilberts Reaktion: Hilbert hat sich zu <strong>Gödels</strong> Beweis fast nie direkt geäußert und<br />

auch keinen Kontakt zu Gödel aufgenommen. Seine Schüler, vor allem von Neu-<br />

mann, haben <strong>Gödels</strong> Beweis sofort akzeptiert, rezipiert und gelehrt. Hilbert hat sie<br />

jedoch auch nie daran gehin<strong>der</strong>t. Bernays war zu <strong>der</strong> Zeit jedoch hauptsächlich in<br />

<strong>der</strong> Schweiz und Ackermann wurde Gymnasiumslehrer (von Hilbert gefeuert).<br />

Die Hilbert Schule war schockiert von <strong>Gödels</strong> Beweis und führte zu einer vollkom-<br />

menen Abkehr vom Hilbert Programm. Die Schüler wendeten sich an<strong>der</strong>en Themen<br />

zu (Bernays - Mengenlehre). Hilbert war zu dieser Zeit schon sehr alt.<br />

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