antriebstechnik 8/2018
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erechnetes Spindelmoment M [Nm]<br />
08<br />
Vergleich der Spindelmomente für Vergütungsstahl<br />
Kraftmessungen:<br />
150<br />
Spindelstrommessung<br />
Werkstück:<br />
m n<br />
= 1– 4 mm<br />
42CrMo4<br />
Schnittdaten:<br />
v c<br />
= 100–260 m/min<br />
f a<br />
= 2–3 mm<br />
Gleichlauf/Gegenlauf<br />
M Sp<br />
120<br />
der Zusammensetzung als auch in der Festigkeit dem bearbeiteten<br />
Werkstoff am nächsten kommt. Für eine Geschwindigkeit von<br />
v c<br />
= 40 m/min und einen Vorschub von f a<br />
= 3,5 mm sind der gemessene<br />
und der berechnete Momentenverlauf in Bild 06 für eine<br />
Werkzeugumdrehung dargestellt. Zusätzlich zu den Berechnungen<br />
auf Basis der neu erzeugten Zerspankraftwerte ist eine Berechnung<br />
mit den alten Parametern nach Gutmann dargestellt. Der Mittelwert<br />
der nach dem erweiterten Modell berechneten Kräfte weicht<br />
von den Messwerten um 4,1 % ab. Die Berechnung nach Gutmann<br />
hingegen liegt um 19,8 % unterhalb dieser Werte. Der gemessene<br />
Kraftverlauf weist einen höheren dynamischen Anteil als der berechnete<br />
Kraftverlauf auf. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die<br />
Rechnungen rein statisch durchgeführt werden und daher keine<br />
dynamischen Einflüsse, die z. B. aus den Nachgiebigkeiten von Maschine<br />
und Aufbau resultieren, berücksichtigt werden können. Die<br />
Charakterisierung des Kraftverlaufs wird sehr gut wiedergegeben.<br />
Für die Bearbeitung von Einsatzstahl wurden im industriellen<br />
Umfeld umfangreiche Spindelstrommessungen durchgeführt und<br />
mit den berechneten Spindelmomenten verglichen. Es wurde bei<br />
den Messungen im industriellen Umfeld versucht das Bearbeitungsfeld<br />
bestmöglich zu erfassen. Es konnten Messungen von<br />
Modul 1,5 mm < m n<br />
< 18 mm durchgeführt werden. Auch der Prozessparameterbereich<br />
wurde von 40 m/min < v c<br />
< 400 m/min und<br />
1,5 mm < f a<br />
< 6 mm umfangreich abgebildet. Die Ergebnisse des Vergleichs<br />
zwischen berechneten und gemessene Spindelmoment ist<br />
in Bild 07 dargestellt. Die Modellgüte weist ein Bestimmtheitsmaß<br />
von R² = 0,968 auf.<br />
Für den Vergütungsstahl 42CrMo4 konnte aufgrund der geringen<br />
Verbreitung nicht so ein umfangreiches Bearbeitungsfeld wie beim<br />
Einsatzstahl untersucht werden. Der Vergleich zwischen dem<br />
berechnetem und gemessenem Spindelmoment ist in Bild 08<br />
dargestellt. Die Messungen wurden im Bereich von Modul 1<br />
mm < mn < 4 mm durchgeführt. Der Prozessparameterbereich<br />
wurde von 100 m/min < v c<br />
< 260 m/min und 2 mm < f a<br />
< 3 mm variiert.<br />
Bei der Kraftberechnung von Vergütungsstahl zeigt sich eine<br />
gute Übereinstimmung aus Berechnung und Messung. Das Berechnungsmodell<br />
für Vergütungsstahl hat ein Bestimmtheitsmaß von<br />
R² = 0,98.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
90<br />
60<br />
30<br />
Bestimmtheitsmaß:<br />
R 2 = 0,98<br />
0<br />
0 30 60 90 120 150<br />
gemessenes Spindelmoment M [Nm]<br />
Für Verzahnungsprozesse ist die genaue Kenntnis der beim Schnitt<br />
auftretenden Belastungen von großer Bedeutung. Die resultierende<br />
Zerspankraft bestimmt die Dimensionierung von Prozessparametern<br />
und Maschinenkomponenten. Auch der gesamte Leistungsbedarf<br />
einer Werkzeugmaschine ist proportional zur Zerspanleistung.<br />
Zur genauen Bestimmung der Zerspankraft des Wälzfräsens wurden<br />
in den 1980er Jahren Berechnungsmodelle auf Grundlage von<br />
Analogieversuchen entwickelt [BOUZ81, GUTM88]. Diese sind in<br />
der am WZL entwickelten Berechnungssoftware SpartaPro implementiert.<br />
Die Zerspankraft wird auf Grundlage der im Prozess gebildeten<br />
Späne mithilfe einer Durchdringungsrechnung berechnet.<br />
Die von Gutmann und Bouzakis berechneten Zerspankraftmodelle<br />
wurden auf Grundlage von Prozessparametern aufgestellt, welche<br />
den heutigen Stand der Technik nicht gänzlich abdecken.<br />
Zur Optimierung der Berechnungen wurde ein Analogieversuch<br />
entwickelt, durch den die Zerspankräfte im ungebundenen, unterbrochenen<br />
Schnitt gemessen werden können. So kann der Einfluss<br />
der Schneidenecke bei der Bestimmung der Zerspankraftwerte<br />
eliminiert werden. Der Versuch basiert auf dem Einstechdrehen.<br />
Im entwickelten Versuchsaufbau wurden Zerspankräfte für Einsatzstahl<br />
und für Vergütungsstahl ermittelt. Die Versuche wurden<br />
bei Schnittgeschwindigkeiten von v c<br />
= 20 m/min bis 750 m/min<br />
durchgeführt.<br />
Die ermittelten Koeffizienten wurden in das Berechnungsprogramm<br />
SpartaPro implementiert. Zur Verifikation des Modells wurden<br />
Zerspankraftmessungen im industriellen Umfeld durchgeführt.<br />
Ein Vergleich der berechneten und der gemessenen Spindelmomente<br />
zeigt mit einem Bestimmtheitsmaß von R² = 0,968 für Einsatzstahl<br />
und R² = 0,98 für Vergütungsstahl gute Übereinstimmung.<br />
Neben den klassischen Verzahnungswerkstoffen Einsatzstahl<br />
und Vergütungsstahl wird auch Gusseisen ADI zur Zahnradherstellung<br />
eingesetzt, welches eine Herausforderung bezüglich der Zerspanung<br />
darstellt. Zur Bearbeitung von ADI in der Zahnradherstellung<br />
gibt es noch wenige Forschungsergebnisse. Auch die Zerspankraftberechnung<br />
von ADI wurde noch nicht untersucht. Daher soll<br />
in der Zukunft die Zerspankraftberechnung z. B. für Gusseisen ADI<br />
erweitert werden.<br />
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RWTH Aachen, 1988<br />
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RWTH Aachen, 1970<br />
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Tagungsband zum Seminar „Aktuelle Entwicklungen beim Vorverzahnen“,<br />
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[KLOC17] Klocke, F.; Brecher, C.: Zahnrad- und Getriebetechnik. Auslegung –<br />
Herstellung – Untersuchung – Simulation. 1. Aufl. München: Carl Hanser, 2017<br />
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[PFAU76] Pfauter, H.: Pfauter – Wälzfräsen. Springer. Berlin, 1976<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> 8/<strong>2018</strong>