Tassilo, Ausgabe September/Oktober 2018 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
Pa-Kua in Weilheim und Tutzing - Körper und Geist im Einklang - Um 5 Uhr früh auf dem Starnberger See: Der Fang seines Lebens - Axel Piper auf der Roten Couch; Pfarrer, Dekan und Bald-Bischof - Polling und seine Weinerer - Historie als Triebfeder - Maßgeschneidert und von Hand gemacht: hochwertige Ballettkleider aus Starnberg - Einsatzmonitoring bei Feuerwehren, ein Quantensprung in Sachen Alarmierung - ifb mit Sitz in Seehausen hat jährlich über 70.000 Teilnehmer - Interview mit dem Ausbildungsleiter von Roche, Dr. Andreas Gebbert - Die Regisseure von morgen: Trickfilmwerkstatt in der Stadtbücherei Weilheim - Angebote für Analphabeten: raus aus dem gesellschaftlichen Tabu - Die Berufsschule, ein Kompetenzzentrum für Technik, Bau und Agrar - Ausbildung zum Hufschmied: der Orthopädieschuhmacher fürs Pferd - Mit Vollgas in den Herbst: unser Veranstaltungskalender für September und Oktober
Pa-Kua in Weilheim und Tutzing - Körper und Geist im Einklang - Um 5 Uhr früh auf dem Starnberger See: Der Fang seines Lebens - Axel Piper auf der Roten Couch; Pfarrer, Dekan und Bald-Bischof - Polling und seine Weinerer - Historie als Triebfeder - Maßgeschneidert und von Hand gemacht: hochwertige Ballettkleider aus Starnberg - Einsatzmonitoring bei Feuerwehren, ein Quantensprung in Sachen Alarmierung - ifb mit Sitz in Seehausen hat jährlich über 70.000 Teilnehmer - Interview mit dem Ausbildungsleiter von Roche, Dr. Andreas Gebbert - Die Regisseure von morgen: Trickfilmwerkstatt in der Stadtbücherei Weilheim - Angebote für Analphabeten: raus aus dem gesellschaftlichen Tabu - Die Berufsschule, ein Kompetenzzentrum für Technik, Bau und Agrar - Ausbildung zum Hufschmied: der Orthopädieschuhmacher fürs Pferd - Mit Vollgas in den Herbst: unser Veranstaltungskalender für September und Oktober
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Hochwertige Ballettkleider von Helene „Teufels“-Engel<br />
Maßgeschneidert <strong>und</strong><br />
von Hand gemacht<br />
Starnberg | Theater <strong>und</strong> Ballett<br />
haben Helene Engel schon immer<br />
fasziniert. „Fantasievoll, einzigartig,<br />
einfach ganz weit weg vom<br />
Standardmäßigen“, schwärmt<br />
sie. Inzwischen ist <strong>die</strong> gebürtige<br />
Oberschwäbin seit 30 Jahren Spezialistin<br />
für das Schneidern von<br />
Ballettkleidern „<strong>und</strong> allem, was<br />
dazugehört“. Bodys, Trikots, Kleider,<br />
Anzüge, Tutus – alles maßgeschneidert<br />
<strong>und</strong> handgemacht.<br />
Und weil Helene Engel komplett<br />
alleine ist mit ihrem Geschäft an<br />
der Hauptstraße 29 in Starnberg,<br />
eröffnet im Jahre 2002, kommt es<br />
schon mal vor, dass sie in Auftrags-<br />
Hochphasen sieben Tage <strong>die</strong> Woche<br />
von zehn bis 23 Uhr am großen<br />
Arbeitstisch steht oder an einer<br />
ihrer drei Nähmaschinen sitzt. Allen<br />
voran, wenn <strong>die</strong> Tanzabteilung<br />
des TSV Schleißheim, amtierender<br />
Deutscher Meister <strong>und</strong> Engels<br />
treuester K<strong>und</strong>e, wieder seine vier<br />
Tanzgruppen mit je circa zehn Tänzerinnen<br />
neu ausstatten möchte.<br />
<strong>Das</strong> Prozedere beginnt zunächst<br />
mit einem Beratungsgespräch, bei<br />
dem ihre Experten-Empfehlungen<br />
mit den K<strong>und</strong>enwünschen in Einklang<br />
gebracht werden. Es folgen<br />
Skizzierungen, Farb- <strong>und</strong> Materialauswahlen,<br />
Budget-Absprache<br />
<strong>und</strong> Terminvereinbarung. Erst<br />
wenn <strong>die</strong>se sechs Punkte <strong>um</strong>fassend<br />
geklärt sind, macht sich<br />
<strong>die</strong> 54-Jährige auf den Weg. „Bei<br />
Großaufträgen macht es natürlich<br />
Sinn, dass ich z<strong>um</strong> Abmessen zu<br />
den K<strong>und</strong>en fahre, nicht <strong>die</strong> zu<br />
mir.“ Allen voran dann, wenn es<br />
sich überwiegend <strong>um</strong> noch minderjährige<br />
Mädels handelt, <strong>die</strong><br />
keinen Führerschein besitzen. Eine<br />
junge Tänzerin nach der anderen<br />
Auf der großen Arbeitsplatte steckt Helen Engel <strong>die</strong> Kostüm-Nähte ab.<br />
20 | tassilo<br />
wird während der gewöhnlichen<br />
Trainingszeiten dann an <strong>die</strong> Seite<br />
geholt <strong>und</strong> von Helene Engel<br />
mittels Taillenmaßband auf den<br />
Millimeter genau gemessen. „Gerade<br />
beim Ballett, wo <strong>die</strong> Kleidung<br />
sehr stark beansprucht wird, muss<br />
alles ganz genau sitzen“, sagt <strong>die</strong><br />
Schneidermeisterin, <strong>die</strong> ihre Spezial-Stoffe<br />
aus Augsburg bezieht.<br />
Kleider halten<br />
zehn Jahre lang<br />
Es handelt sich <strong>um</strong> Lycra – 80 Prozent<br />
Polyamid, 20 Prozent Elasthan.<br />
Diese von einem Franzosen erf<strong>und</strong>ene<br />
Faser sei perfekt fürs Ballett.<br />
„Die Bodys aus <strong>die</strong>sem Material<br />
halten bei guter Verarbeitung sicherlich<br />
zehn Jahre lang“, sagt Helene<br />
Engel. Selbst wildes her<strong>um</strong>rutschen<br />
auf dem Bühnenboden<br />
mache <strong>die</strong>sem Stoff nichts aus.<br />
Mit den Maßen der Tänzerinnen<br />
im Notizbuch, fährt Engel zurück<br />
nach Starnberg <strong>und</strong> macht sich an<br />
<strong>die</strong> Arbeit. Stoffe bestellen, dann<br />
mittels Schablonen <strong>und</strong> Linealen<br />
<strong>die</strong> Rohform der Bodys aufzeichnen,<br />
abstecken <strong>und</strong> ausschneiden.<br />
Stecknadeln, vor allem aber Scheren<br />
sind der Schneidermeisterin<br />
heilig. „Die gibt man nicht aus der<br />
Hand, nicht mal der besten Fre<strong>und</strong>in“,<br />
sagt sie. Schon gar nicht ihr<br />
Schweizer Modell mit austauschbaren<br />
Schneiden aus Titan, mit der<br />
aufg<strong>r<strong>und</strong></strong> einer speziellen Konstruktion<br />
extrem gerade <strong>und</strong> sauber<br />
gearbeitet werden kann. Als weitere<br />
„Heiligtümer“ ihrer Arbeit gelten<br />
natürlich Nähmaschinen. Drei<br />
verschiedene besitzt Helene Engel<br />
in ihrer Werkstätte samt Verkaufsra<strong>um</strong>.<br />
„Industriemaschinen, fast<br />
30 Jahre alt, aber leistungsfähig<br />
wie am ersten Tag.“ Und jede einzelne<br />
der drei Maschinen wird für<br />
eine andere Naht oder z<strong>um</strong> Einnähen<br />
verstärkter G<strong>um</strong>miränder gebraucht.<br />
Um schnell voranzukommen,<br />
näht Helene Engel immer<br />
eine Serie komplett fertig. „Sonst<br />
müsste ich ständig <strong>die</strong> Maschinen<br />
<strong>um</strong>stellen, was viel zu aufwändig<br />
wäre.“ Die größte Schwierigkeit<br />
bei ihrer Schneider-Arbeit? „Bis<br />
das erste Kleid einer Serie in Perfektion<br />
fertig ist.“ <strong>Das</strong>s letztlich alle<br />
Kleidchen, Bodys oder Trikots in<br />
total unterschiedlichen Größen –<br />
von 36 bis 48 – zu schneidern sind,<br />
„ist dann nicht mehr schlimm, weil<br />
ich <strong>die</strong> Technik dann heraus habe“.<br />
Die Frau mit<br />
den drei Namen<br />
Mit Technik meint Helene Engel<br />
selbstverständlich nicht das G<strong>r<strong>und</strong></strong>handwerkszeug<br />
einer Schneiderin –<br />
das beherrscht sie nämlich im