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SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2018

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EIN STÜCK ZUHAUSE – „FOCKE‘S CAFÉ & RESTAURANT“<br />

Großer Zufall – vom Gast zur Gastgeberin<br />

Das kleine Lokal ist angeschlossen an den Eichenhof, der ursprünglich als<br />

Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Gutes Riensberg genutzt wurde und<br />

in dem heute die Abteilung für Ur- und Frühgeschichte untergebracht ist.<br />

Seit vier Jahren ist Yvonne Ahmed-von Maurich die Pächterin des Cafés.<br />

„Ich war hier bereits als Jugendliche und habe für meine Abiturprüfungen<br />

gelernt“, lacht sie. Nachdem die gebürtige Bremerin lange Zeit in Bahrain<br />

gelebt hatte, zog sie mit ihrer Familie vor siebeneinhalb Jahren wieder in<br />

ihre Heimatstadt. Da stand natürlich auch schnell ein Besuch mit ihren<br />

vier Kindern im „Focke’s“ auf dem Programm. Schon damals setzte sich<br />

die Idee vom eigenen Café in ihren Kopf. Dass sich 2014 tatsächlich ihre<br />

Rolle vom Gast zur Gastgeberin wandelte, ist einem glücklichen Zufall<br />

geschuldet: „Als ich mit ein paar Freundinnen hier spazieren gegangen<br />

bin, habe ich gesehen, dass neue Pächter gesucht werden. Ich habe mich<br />

beim Museum darum beworben und es hat geklappt“, freut sich die Mittfünfzigerin<br />

und fügt hinzu: „Ich habe natürlich<br />

gesagt: Ich komme nicht aus der Branche, aber<br />

ich kann Kuchen backen und kleine Snacks machen<br />

– und so sind wir gestartet.“<br />

Viel zu lernen – der Einstieg in die Gastronomie<br />

Learning by doing hieß es in der Folgezeit für die<br />

Erziehungswissenschaftlerin, die zuvor immer im<br />

Pädagogikbereich gearbeitet hatte. Einige Vorerfahrungen<br />

konnte die Familie allerdings nach dem<br />

Umzug nach Deutschland im Gastgewerbe bereits<br />

sammeln: allen voran Eman Abdulkarim. Sie<br />

führte fünf Jahre lang ein Hotel garni am Weserwehr<br />

in Hastedt. „Unser Leben im Ausland hat geholfen. Gerade im arabischen<br />

Raum sind die Leute sehr gastfreundlich. Man hat viel Besuch<br />

bei sich zu Hause. Und da hatten wir schon reichlich Übung von klein auf<br />

mit dem Kochen und Backen. Mit dem Café konnten wir wieder gastfreundlich<br />

sein, das war unsere Motivation“, erzählt die 28-Jährige. Ihre<br />

Mutter ergänzt: „Es war familiär aufgezogen, alle meine Kinder haben<br />

mir geholfen. Wir lernten immer dazu. Es kam schnell heraus, dass man<br />

mit Kuchen allein nicht viel verdient und die Gäste wollten auch einfach<br />

mehr.“ Daher erweiterte sie das Angebot – zunächst kamen Snacks auf die<br />

Karte, später auch ein Mittagstisch. Ende 2015 gab Eman dann das Hotel<br />

ab und konzentrierte sich voll und ganz auf das Café. Seither führt sie die<br />

Geschäfte im „Focke’s“. Yvonne Ahmed-von Maurich unterstützt ihre<br />

Tochter dabei und ist jeden Sonntag vor Ort.<br />

Einige Neuerungen – aber die Grundidee bleibt<br />

Eman Abdulkarim hat die Speisekarte Schritt für Schritt verändert, das<br />

Lokal breiter aufgestellt und beschäftigt derzeit ein siebenköpfiges Team.<br />

Die Grundidee ihrer Mutter hat dabei aber Bestand: „Unser Konzept lässt<br />

sich durch den Slogan ‚Home Dining Cuisine‘ am besten vermitteln. Das<br />

Essen soll nach wie vor hausgemacht schmecken und natürlich auch hausgemacht<br />

und frisch zubereitet sein“, erklärt die Geschäftsführerin, die ihre<br />

Studien in Marketing und Management sowie in Betriebswirtschaft erfolgreich<br />

abgeschlossen hat. „Wir haben uns überlegt, dass man die Leute<br />

damit anzieht, dass man alles selbst macht. Wir möchten keine Fertigprodukte<br />

verwenden, sondern so weit wie möglich saisonale und regionale<br />

Produkte, die man nicht in jedem Supermarkt bekommt. Wir kaufen<br />

viel auf dem Wochenmarkt oder direkt bei Produzenten aus der Umgebung<br />

ein“, fährt Yvonne Ahmed-von Maurich fort. Nachhaltigkeit spielt für<br />

die beiden ebenfalls eine große Rolle. Das spiegelt sich auch in Details<br />

wider, so stecken hier z. B. keine Einwegstrohhalme in den Getränken,<br />

sondern die wiederverwendbare Variante aus Metall.<br />

Eine feste Speisenauswahl gehört genauso zum Angebot wie eine wöchentlich<br />

wechselnde Mittagskarte. Klassiker wie Salate, Pfannkuchen<br />

oder Bratkartoffeln stehen neben orientalischen und<br />

exotischen Gerichten. An Wochenenden gibt es<br />

zudem Frühstück. Als riesige England-Fans bieten<br />

die Unternehmerinnen ihren Kunden auf Vorbestellung<br />

auch eine englische Tea Time an – mit<br />

Sandwiches, Scones und Clotted Cream. Und die<br />

Kuchen, mit denen alles angefangen hat, werden<br />

nach wie vor täglich gebacken – überwiegend von<br />

den Chefinnen selbst.<br />

Geöffnet ist das „Focke’s“ dienstags bis sonntags jeweils<br />

bis 18 Uhr. Eine besondere Ausnahme bilden<br />

die regelmäßigen „Kulinarischen Abende“. Dabei<br />

werden Drei- bis Vier-Gänge-Menüs zu wechselnden<br />

Themen aufgetischt, wie „Sand, Wind & Sterne“, „1001 Nacht“ oder<br />

„Seidenstraße“. „Da kochen wir dann orientalisch-französisch, weil wir<br />

das auch einfach vermissen aus unserer zweiten Heimat“, schwärmt<br />

Eman Abdulkarim.<br />

Harte Arbeit – und ein Ort zum Wohlfühlen<br />

Die zwei tüfteln nach wie vor an neuen Ideen für ihr Lokal, das sich bei<br />

den Gästen über die Jahre immer mehr etabliert hat. „Das Publikum ist<br />

sehr gemischt – wir haben Besucher aus dem Museum, aus der Umgebung<br />

und auch viele Stammgäste“, weiß die Geschäftsführerin. „Mittlerweile<br />

haben sich die Leute an unser Konzept gewöhnt und lieben es“,<br />

findet Yvonne Ahmed-von Maurich, der der Einstieg in die Gastronomie<br />

viel harte Arbeit, aber auch eine Menge Freude gebracht hat. „Für mich<br />

ist die Zugehörigkeit zum Museum wichtig, dass die Leute sich nach<br />

ihrem Besuch noch einmal über eine Ausstellung unterhalten können.<br />

Gäste zu haben, fühlt sich einfach gut an. Wenn jemand sagt: Das war<br />

aber schön! – dann bin ich glücklich. Hier soll man sich wie zu Hause<br />

fühlen.“<br />

www.fockescafe.de<br />

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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>September</strong> - <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>

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