17.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zeitzeugen berichten<br />

rungen des Schwesternberufes weder innerlich<br />

noch äußerlich gewachsen waren, so<br />

dass sie dem Verein bald wieder den Rücken<br />

wandten. Von allen Seiten kamen Anfragen<br />

an uns, aber wir mussten sie fast alle ablehnen,<br />

nicht nur aus Mangel an Schwestern<br />

überhaupt, sondern vor allem aus Mangel an<br />

geeigneten Schwestern. So sahen wir uns<br />

genötigt, manche Arbeit aufzugeben. Der<br />

Schwesternmangel der Nachkriegszeit war<br />

wohl die schwerste Krisis, die der Verein seit<br />

seinem Bestehen durchzumachen hatte. Wir<br />

wollen dankbar sein, dass sie jetzt, wie wir<br />

hoffen, endgültig überwunden ist und dass<br />

wir seit einigen Jahren eine deutliche Aufwärtsentwicklung<br />

beobachten können.<br />

Die finanzielle Lage hat sich nach der Inflation<br />

günstig entwickelt. Gewiß hat uns die<br />

Inflation große Verluste gebracht, vor allem<br />

gingen die mühsam gesammelten Gelder der<br />

Schwestern-Alterskasse vollständig verloren.<br />

Doch ist es gelungen, die Altersklasse später<br />

wieder auf einen günstigen Stand zu stellen,<br />

so dass sie jetzt nach dem Urteil von Sachverständigen<br />

unbedingt gesichert dasteht. Die<br />

stets fortschreitende Entwertung des Geldes<br />

und auch die Unsicherheit der Verhältnisse<br />

nach der Inflation machten oft langwierige<br />

Verhandlungen mit den Stationsvorständen<br />

nötig.<br />

In der Besetzung der leitenden Stellen im<br />

Verein brachte die Nachkriegszeit mancherlei<br />

Änderungen. Der langjährige Vorsitzende<br />

und Mitbegründer, Dekan Zaubitz in Bensheim,<br />

musste 1920 aus Gesundheitsrücksichten<br />

sein Amt niederlegen, das mir übertragen<br />

wurde. Auch der Rechner des Vereins, Pfarrer<br />

Scriba, Groß-Gerau, der seit 1906 das Rechneramt<br />

verwaltet hatte, musste in der Inflationszeit<br />

das Amt aufgeben. Es war auf die<br />

Dauer ein unhaltbarer Zustand, dass die Geschäftsleitung<br />

des Vereins von der Rech-<br />

46<br />

nungsführung getrennt war, zumal da Groß-<br />

Gerau im besetzten Gebiet lag und ein Verkehr<br />

zwischen Groß-Gerau und Darmstadt<br />

dadurch außerordentlich erschwert war. Die<br />

Rechnungsführung wurde deshalb mit der<br />

Geschäftsstelle verbunden. Auch die Stelle<br />

des Vereinsgeistlichen musste neu besetzt<br />

werden. Herr Konsistorialrat Noack sah sich<br />

aus Gesundheitsrücksichten genötigt, sein<br />

Amt niederzulegen.<br />

An die Stelle von Konsistorialrat Noack trat<br />

1924 Pfarrer Guyot. Da das Haus Martinstraße<br />

79 wohl ein schönes behagliches Heim<br />

war, aber doch keine Ausbaumöglichkeiten<br />

bot, wurde das Haus Freiligrathstraße 8 erworben,<br />

das völlig frei steht und durch Hinzukauf<br />

von umliegendem Gelände die Möglichkeit<br />

gab, Pläne auf weite Sicht hinaus zu<br />

machen. Im Herbst 1925 konnte das neue<br />

Heim bezogen werden, das besonders durch<br />

den großen Um- und Ausbau im Jahre 1927<br />

zu einem wirklichen „Heimathaus“ für die<br />

Schwestern wurde.<br />

Vor allem aber ist es als besonderer Fortschritt<br />

zu bezeichnen, dass alle Probeschwestern<br />

vor ihrem Eintritt in die Krankenpflegeschule<br />

eine Vorbereitungszeit im Heimathaus<br />

durchmachen müssen. Dadurch werden sie<br />

gleich in den Geist des Diakonievereins eingeführt,<br />

es wird dadurch eine engere Verbindung<br />

zwischen Darmstadt und den Krankenpflegeschulen<br />

hergestellt, und es ist die Möglichkeit<br />

geboten, das Verhältnis mit Schülerinnen,<br />

die sich als ungeeignet erweisen, schon<br />

während der Vorbereitungszeit zu lösen.<br />

Immer mannigfaltiger wird die Arbeit, die<br />

von den Schwestern des Hessischen Diakonievereins<br />

verlangt wird: neben die Krankenpflege,<br />

in der unsere Schwestern in den Krankenhäusern<br />

zu Hanau und Nordhausen<br />

gründlich ausgebildet werden, tritt die Gemeindepflegearbeit,<br />

die Arbeit in Frauen- und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!