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Zeitzeugen berichten<br />
Schwester Inge Hack und Schwester<br />
Hannelore Reinäcker schreiben im<br />
Jahr 2006:<br />
1958 / 1960 Beginn unserer Ausbildung als<br />
Krankenschwester in Hanau.<br />
Tragen der Tracht war selbstverständlich (Länge<br />
des Kleides: 30 cm vom Erdboden) in der<br />
Dienstzeit. Das Kleid war grau mit weißer<br />
Schürze und einer speziellen Schülerinnenhaube.<br />
Dienstzeit von 7.00 bis 13.00 Uhr, gemeinsames<br />
Mittagessen mit Oberin und Unterrichtsschwester<br />
und Mitschwestern, dann<br />
wieder Dienst von 16.00 bis 20.00 Uhr. In der<br />
Woche ein freier Tag und jeden 2. Sonntag<br />
frei.<br />
Eine Schwester oder eine Schülerin hatte<br />
Dienst von 13.00 bis 16,00 Uhr und war alleine<br />
auf der Station.<br />
Im 1. Ausbildungsjahr gab es einen Unterrichtstag,<br />
teilweise auch Unterricht in der Freizeit<br />
(14.00 bis 16.00 Uhr). Nachtwache als<br />
Schülerin alleine, 3 – 4 Wochen am Stück war<br />
keine Seltenheit. Oft musste man nach dem<br />
Nachtdienst morgens gleich zum Unterricht.<br />
Die Schülerin hat im Schwesternwohnheim<br />
gewohnt mit Vollverpflegung, sie bekam<br />
ein Taschengeld von 25,— später 40,—<br />
DM im Monat.<br />
Die Gemeinschaft untereinander und mit<br />
den examinierten Schwestern wurde sehr<br />
gepflegt: Weihnachtsfeier, Fasching, Examensfeier.<br />
Der Unterkurs musste die Examensfeier<br />
gestalten (Examenszeitung, Laienspiele<br />
…). Zum Examen gab es die Schwesternhaube<br />
und ein schwarzes Kleid, das zu<br />
feierlichen Anlässen getragen wurde. Nach<br />
2-jähriger Ausbildung wurde das Examen<br />
abgelegt, anschließend ein praktisches Jahr<br />
48<br />
bis zur staatlichen Anerkennung. In den 70er<br />
Jahren wurde das Tragen der Tracht immer<br />
seltener, es gab dann eine einheitliche<br />
Dienstkleidung.<br />
Nach Auflösung des Gestellungsvertrages<br />
in Hanau 1967 verließ ein Teil der Schwestern<br />
Hanau, sie sollten im neuen Kreiskrankenhaus<br />
in Erbach (Odw.) arbeiten. Da das<br />
Haus sich noch im Rohbau befand mussten<br />
sie unter einfachen, schwierigen und primitiven<br />
Verhältnissen in den verstreuten Abteilungen<br />
des alten Krankenhauses arbeiten (bis<br />
1968 Bad König – Chirurgie, Kirchbrombach<br />
– Neugeborene. Verbindung zum Bahnhof<br />
Zell eine Stunde zu laufen, es gab keine Busverbindung,<br />
Erbach – Innere und Chirurgie.<br />
Während das neue Haus noch im Rohbau<br />
stand wurde als erstes die Krankenpflegeschule<br />
im 5.Stock eingerichtet und der Unterricht<br />
aufgenommen. Auch die Schülerinnen<br />
wohnten schon auf dieser Etage.<br />
Es war nicht einfach, die geeigneten Dozenten<br />
für den Unterricht zu gewinnen. Kursbeginn<br />
im Frühjahr und im Herbst.<br />
1970 wurde Erbach aufgegeben und ein<br />
Teil der Schwestern wurde in Darmstadt<br />
(Städt. Kliniken) und Lindenfels eingesetzt. In<br />
Lindenfels waren die Arbeitsverhältnisse auch<br />
noch sehr primitiv bis 1974 der Neubau des<br />
Luisenkrankenhauses eingerichtet werden<br />
konnte. Es gab keinen Aufzug im Haus, operierte<br />
Patienten mussten mit der Trage vom<br />
OP durch das Treppenhaus ins Krankenzimmer<br />
gebracht werden.<br />
Dienstzimmer und Küche waren in einem<br />
Raum – das schmutzige Patientengeschirr<br />
musste dort gespült werden.<br />
Im neuen Haus ging es endlich wieder aufwärts.