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Grußworte<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
ein volles, ereignisreiches<br />
und bewegtes<br />
Jahrhundert besteht<br />
der Hessische<br />
Diakonieverein in<br />
diesem Jahr. Das ist<br />
Grund zum Feiern<br />
und zur Besinnung,<br />
Grund zum Rükkblick<br />
auf die Vergangenheit<br />
und zum Ausblick auf die Zukunft.<br />
Und ganz besonders Grund zum<br />
Danken.<br />
Zunächst möchte ich Ihnen zu diesem Jubiläum<br />
ganz herzlich gratulieren und Ihnen<br />
meine Anerkennung für die von den Verantwortlichen,<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
geleistete Arbeit aussprechen.<br />
Der Hessische Diakonieverein, so wie er<br />
sich jetzt im Jahre 2006 darstellt, verbindet<br />
in seinem Kern die Momente von Kontinuität<br />
und Diskontinuität. Er bildet dabei wie<br />
schon zu seinen Anfängen im vorigen Jahrhundert<br />
eine Einrichtung der Diakonie als<br />
einer wirksamen Ausdrucksform des Christentums.<br />
Nach wie vor steht er unter dem<br />
Motto „Es sind viele Gaben, aber es ist ein<br />
Geist“ (1. Kor. 12,4). Dass sich im vergangenen<br />
Jahrhundert sowohl das Aufgabenspektrum<br />
als auch die Arbeitsschwerpunkte ganz<br />
erheblich gewandelt haben, ist nicht Ausdruck<br />
einer zufälligen, gar problematischen<br />
Entwicklung, sondern Ausdruck einer konsequenten<br />
Wahrnehmung des diakonischen<br />
Auftrags in o.g. Sinne unter sich wandelnden<br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
und Herausforderungen. Organisatorisch<br />
und institutionell ist der Hessische Diakonieverein<br />
– gerade in seiner Vereinsge-<br />
8<br />
stalt – ein genuines „Kind“ des neunzehnten<br />
Jahrhunderts und der sich in dieser Zeit entwickelnden<br />
Sozialform des „Vereinswesens“<br />
als Reaktion auf die sich verstärkenden<br />
Modernisierungstendenzen der sich zunehmend<br />
ausdifferenzierenden Gesellschaft<br />
und der mit ihr einhergehenden Herausforderungen<br />
an sowohl die Individuen als auch<br />
etablierte Institutionen.<br />
Es waren ja gerade die Folgen der gesellschaftlichen<br />
Modernisierung und Ausdifferenzierung,<br />
die besonders auch das familiale<br />
Versorgungsnetz und Beschäftigungssystem<br />
für Töchter und Frauen, auch im Bereich<br />
des Bildungsbürgertums, trafen. Und<br />
es war der Hessische Diakonieverein, der in<br />
dieser Situation einer Berufsnot für Frauen<br />
innerhalb der gebildeten Stände einen neuen,<br />
von hoher Eigenverantwortung geprägten<br />
kirchlichen Frauenberuf schuf. Die Tätigkeit<br />
sollte verbeamtet und durch ein Gehalt<br />
alimentiert sein. Zugangsvoraussetzung war<br />
eine gründliche und zeitgemäße pflegerische<br />
und gemeindediakonische Ausbildung.<br />
Die Absolvierung einer fachlichen Berufsausbildung<br />
bildete eine conditio sine qua<br />
non für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit,<br />
die die Ausübung einer ausfüllenden Tätigkeit<br />
sowie eine eigenständige und ausreichende<br />
materielle Versorgung ermöglicht.<br />
Diese zunächst gar nicht so spektakulär<br />
erscheinende Entscheidung des Hessischen<br />
Diakonievereins ist aus heutiger Perspektive<br />
in religionssoziologischer und kirchentheoretischer<br />
Hinsicht von großer Tragweite.<br />
Denn hier haben Kirche und organisierte<br />
Religion als ein gesellschaftliches Subsystem<br />
unter und neben anderen<br />
gesellschaftlichen Systemen in einer ganz<br />
spezifischen Weise auf eine gesellschaftliche<br />
Herausforderung reagiert. In einer Zeit,<br />
in der sich die Gesellschaft zunehmend