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SCHWEINEWELT 21/<strong>2018</strong><br />

• Ist die Beschäftigung ausreichend?<br />

Stelle ich Raufutter oder<br />

etwas Analoges zur Verfügung?<br />

• Stelle ich abgestorbenes Ge<strong>web</strong>e<br />

(nekrotisch) an anderen<br />

Extremitäten fest (Ohren, Klauen)<br />

und dies allenfalls bereits in<br />

einem frühen Lebensstadium?<br />

Dann könnte die Ursache ein<br />

Stoffwechselproblem sein, welches<br />

vertieft zusammen mit<br />

einem Fachmann angeschaut<br />

werden muss. Genetik kann<br />

ein Teil des Problems sein. Für<br />

fundierte Aussagen braucht es<br />

diesbezüglich aber noch mehr<br />

Forschungserkenntnisse.<br />

KONSEQUENZEN FÜR<br />

DEUTSCHLAND<br />

Ferkelaufzucht und <strong>Schweine</strong>mast<br />

sind möglich ohne Schwanzkupieren.<br />

Schwanzbeißen wird<br />

sich aber nie vollständig verhindern<br />

lassen. Das spricht aber nicht<br />

gegen eine konsequente Umsetzung<br />

des Verbots. Wichtig ist,<br />

dass sich die Betriebe vorbereiten<br />

können und dabei professionell<br />

begleitet werden.<br />

Eine Produktion ohne Schwanzkupieren<br />

wird aber nur dann erfolgreich<br />

sein, wenn unter anderem<br />

die Fütterungs- und Haltungsbedingungen<br />

optimal sind. Die Ursachen<br />

müssen behoben werden,<br />

bevor das Kupierverbot tatsächlich<br />

umgesetzt wird.<br />

Doch auch nekrotische Veränderungen,<br />

die als Grund von<br />

Schwanzbeißen eine nicht unwesentliche<br />

Bedeutung haben, gilt es<br />

im Auge zu behalten. Das beginnt<br />

bereits bei der Jungsauenaufzucht.<br />

Eine Jungsau mit intaktem<br />

Schwanz und Ohren deutet auf<br />

eine gewisse Entzündungs- und<br />

Stressstabilität aber auch auf ein<br />

gutes Managment hin. Raufutter<br />

und ein gesunder Stoffwechsel im<br />

Magen-Darmtrakt sind für gesunde<br />

Ringelschwänze wichtig. Aus<br />

diesem Grund sind Jungsauen mit<br />

nekrotischen Veränderungen an<br />

den Extremitäten in der Schweiz<br />

unverkäuflich.<br />

Auch die Genetik kann bei Nekrosen<br />

zumindest indirekt eine Rolle<br />

spielen. Beispielsweise setzt die<br />

Schweizer Zucht auf ausgeglichene,<br />

vernünftig große Würfe und<br />

eine möglichst gute Aufzuchtrate,<br />

d. h. absetzfähige Ferkel mit<br />

einem genügend hohen Geburtsgewicht<br />

und einer möglichst hohen<br />

Aufnahme von Kolostrum,<br />

welches eine positive Wirkung<br />

auf die Tiergesundheit während<br />

der ganzen Säugezeit, sogar darüber<br />

hinaus hat. Solche Tiere<br />

werden unter der Voraussetzung<br />

eines guten Managements gemäß<br />

Erfahrungen in der Schweiz<br />

weniger oder kaum nekrotische<br />

Veränderungen zeigen. Allgemein<br />

ist in der Schweiz die Sensibilität<br />

bezüglich Fehler in der Tierhaltung<br />

hoch, denn ein intakter, unkupierter<br />

Schwanz deckt rasch Fehler in<br />

der guten fachlichen Praxis auf.<br />

Ein kupierter Schwanz wird nie<br />

die gleich guten Tiersignale aussenden<br />

können wie ein Ringelschwanz.<br />

Schließlich müssen wir uns bewusst<br />

sein: Kupieren ist eine reine<br />

Symptombekämpfung. Ziel<br />

sollte es aber sein, die Ursachen<br />

zu Bekämpfen und die Bedingungen<br />

für eine tiergerechte <strong>Schweine</strong>produktion<br />

weiter zu verbessern.<br />

Nur so wird es uns gelingen,<br />

langfristig eine breite Akzeptanz<br />

der Bevölkerung für die <strong>Schweine</strong>produktion<br />

zu sichern.<br />

DR. MATTEO AEPLI<br />

Geschäftsführer der SUISAG<br />

Bilder: SUISAG<br />

Abferkelzimmer.<br />

Jungsauengruppe.<br />

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