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Kerstin Albers Gerhard Bahrenberg Siedlungsstruktur und Verkehr ...

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1. Einleitung<br />

Seit nunmehr 30 bis 40 Jahren läßt sich in den städtischen Agglomerationsräumen<br />

Deutschlands eine Veränderung der <strong>Siedlungsstruktur</strong> beobachten, die gemeinhin mit dem<br />

Begriff der Suburbanisierung beschrieben wird. Die ursprünglich kompakten Großstädte<br />

haben sich in diesem Zeitraum zu Stadtregionen entwickelt, wobei das ehemals ländlich<br />

geprägte, relativ dünn besiedelte Umland zunächst zum attraktiven Wohnstandort für die<br />

städtische Bevölkerung wurde <strong>und</strong> danach zunehmend auch an Gewicht als Standort au-<br />

ßerlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze gewann. Charakteristisch für diesen Prozeß ist die<br />

relative Bedeutungszunahme des Umlands gegenüber der Kernstadt. Unabhängig davon,<br />

ob die gesamte Stadtregion noch wächst oder nicht, findet Wachstum vor allem im Umland<br />

statt. Die ehemalige Großstadt wird zur sogenannten Kernstadt der Stadtregion <strong>und</strong> ist eher<br />

durch Schrumpfungsprozesse (vor allem hinsichtlich der Bevölkerung) gekennzeichnet.<br />

Diese Entwicklung wird unter verschiedenen Aspekten kritisiert. So klagen die Kommunal-<br />

politiker der Kernstädte etwa über die negativen Wirkungen auf den kernstädtischen Fi-<br />

nanzhaushalt. Seit der ‘Großen Steuerreform’ 1970 fällt der Gemeindeanteil an der Lohn-<br />

steuer den Wohnortgemeinden der Beschäftigten <strong>und</strong> nicht mehr den Arbeitsortgemeinden<br />

zu. Diese ‘Lohnsteuerzerlegung nach dem Wohnsitzprinzip’ war zwar zunächst kaum um-<br />

stritten, da die Umlandgemeinden in die Lage versetzt werden sollten, die notwendige Infra-<br />

struktur für ihre wachsende Wohnbevölkerung bereitzustellen. Kritiker sagen, durch die<br />

Selektivität der Stadt-Umland-Wanderungen - besonders Haushalte mittleren <strong>und</strong> höheren<br />

Einkommens ziehen in das Umland, während es in der Kernstadt zu einer Konzentration<br />

kostenträchtiger Sozialgruppen kommt - werde die Kernstadt aber überproportional be-<br />

nachteiligt. Die Umlandgemeinden bildeten einen sogenannten ‘Speckgürtel’, während die<br />

Kernstadt allmählich verarme. Erschwerend komme hinzu, daß die Kernstadt den größten<br />

Teil der für die gesamte Stadtregion relevanten hochwertigen Infrastruktur bereitstellen <strong>und</strong><br />

finanzieren müsse. Dieses finanzielle Problem läßt sich im Prinzip durch eine andere Lohn-<br />

steuerzerlegung <strong>und</strong>/oder durch Änderungen im kommunalen Finanzausgleich lösen.<br />

Aus raumordnerischer, politökologischer <strong>und</strong> verkehrspolitischer Sicht steht dagegen die mit<br />

der Suburbanisierung einhergehende Dispersion der <strong>Siedlungsstruktur</strong> im Mittelpunkt der<br />

Kritik. Der hohe Anteil von Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhäusern führe einmal zu einem höheren<br />

‘Flächenverbrauch’ (gemeint ist die Umwandlung ehemals landwirtschaftlich genutzter Flä-<br />

chen für Siedlungs- <strong>und</strong> <strong>Verkehr</strong>szwecke) <strong>und</strong> zu einer ‘Versiegelung der Landschaft’. Zum<br />

anderen bedeute die aufgelockerte, dezentralisierte <strong>Siedlungsstruktur</strong> eine Verlängerung<br />

der Wege zwischen den verschiedenen Aktivitätenstandorten (Wohnen, Arbeiten, Versor-<br />

gung, Freizeit,...), was eine Zunahme der Pkw-Benutzung zu Lasten der umweltverträgli-<br />

cheren <strong>Verkehr</strong>smittel (ÖV, Fahrrad, Zu-Fuß-Gehen) bedeute. Gleichzeitig konzentrierten<br />

sich die aus der Zunahme der Pendler resultierenden <strong>Verkehr</strong>sprobleme in den Kernstäd-<br />

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