Berliner Kurier 14.09.2018
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Hunderte<br />
DDR-Bürger<br />
versuchten per<br />
Fluggerät in<br />
den Westen<br />
zu gelangen.<br />
In vielen Fällen<br />
missglückte das<br />
Dieses Flugzeug<br />
wurde voneinem<br />
Gärtner und einem<br />
Kfz-Schlosser 1983<br />
in Geragebaut.Das<br />
Vorhaben wurde<br />
verraten. DasBild<br />
stammt aus der<br />
Stasi-Doku. Darin ist<br />
auch diese Skizze<br />
für den Bau eines<br />
Ballons.<br />
SEITE5<br />
BERLINER KURIER, Freitag, 14. September 2018<br />
„Ballon“-Thriller feiertinBerlin<br />
Premiere–aber ohne Bully Herbig<br />
Berlin – Die spektakuläre<br />
Ballon-Flucht vonOst nach<br />
West im Jahr 1979 gibt es<br />
jetzt auch im Kino: Gestern<br />
feierte der Film „Ballon“<br />
vonMichael „Bully“ Herbig<br />
im Zoo Palast seine Berlin-<br />
Premiere. Mit dem Streifen<br />
über eine gefährliche Fahrt<br />
im Heißluftballon zeigt Bully,<br />
dass erneben Klamaukfilmen<br />
wie „Der Schuh des<br />
Manitu“ auch ernste Themen<br />
verfilmen kann. Herbig,<br />
der den Film produzierte<br />
und Regie führte, fehlte<br />
allerdings aus Krankheitsgründen<br />
bei der gestrigen<br />
Feier. Dafür kamen die<br />
Hauptdarsteller David<br />
Kross, Alicia von Rittberg,<br />
Karoline Schuch und Friedrich<br />
Mücke. Auch Günter<br />
Wetzel mitseiner Frau Petra<br />
war unter den Premierengästen.<br />
Die beiden waren<br />
eine der Familien, die<br />
damals in dem Ballon flohen<br />
und deren Geschichte<br />
der Film erzählt. Alicia von<br />
Rittberg freute sich über<br />
den Eindruck des Filmsauf<br />
dieWetzels:„Beide sagten,<br />
sie hätten das Gefühl, ihrem<br />
jüngeren Ich gegenüberzustehen.“<br />
Das Publikum<br />
feierte die Berlin-Premiere<br />
begeistert, für die<br />
echte Familie Wetzel gab<br />
es StandingOvations.<br />
West-Berlin erreichte, jedoch<br />
in Zehlendorf an der Potsdamer<br />
Chaussee abstürzte und starb.<br />
Zu den erfolgreichen Durchdie-Luft-Flüchtlingen<br />
gehören<br />
die <strong>Berliner</strong> Gebrüder Bethke.<br />
Ingo und Holger Bethke starteten<br />
am 26. Mai 1989 von Neukölln<br />
aus nach Ost-Berlin, um<br />
ihren Bruder Egbert in den<br />
Westen zu holen. Er wartete<br />
bereits im Treptower Park auf<br />
seine Geschwister. Als diese<br />
dort mit ihren Ultraleichtfliegern<br />
landeten,<br />
sprang Egbert schnell auf eine<br />
der Maschinen –und ab ging es<br />
in Richtung Westen. Die Mini-<br />
Flieger waren tarngrün lackiert,<br />
trugen an den Leitwerken<br />
selbst gebastelte Sowjetsterne.<br />
„Auf Russen würden die<br />
DDR-Grenzer nie schießen“,<br />
sagten später die Brüder. Ihr<br />
Flug über die Mauer endete mit<br />
der Landung vorm Reichstag.<br />
Das Besondere an der Luftnummer<br />
war, dass Egberts Brüder<br />
ebenfalls zuvor in den Westen<br />
geflüchtet waren. Ingo<br />
Bethke überquerte 1975 auf einer<br />
Luftmatratze die Elbe in<br />
Richtung Bundesrepublik. Er<br />
half dann 1983, dass sich sein<br />
Bruder Holger über die Mauer<br />
zwischen Treptow und Neukölln<br />
hangeln konnte –mit Hilfe<br />
eines Seiles, das zwischen<br />
zwei Häusern gespannt war.<br />
Die Blamage für die DDR war<br />
perfekt, weil die beide Eltern<br />
der Bethkes im Ministerium<br />
des Innern arbeiteten, und<br />
nacheinander ihre Söhne durch<br />
„Republikflucht“ verloren.<br />
Die Darsteller David<br />
Kross,Alicia vonRittberg,<br />
Karoline Schuch und<br />
Friedrich Mücke.<br />
Foto: Christian Schulz