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SPORTaktiv Oktober 2018

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Natürlich bleibt man einerseits dort, wo<br />

man am besten ist. Ich hab als Kind mehrere<br />

Sportarten betrieben, etwa Skirennen<br />

bestritten. Mit flatterndem Rennanzug,<br />

die Schwereren sind mir um die Ohren<br />

gefahren. Mein erster Lauf war der<br />

Schloss parklauf in Steyr – dort, wo wir<br />

vorhin losgelaufen sind. Ein kleiner, toller<br />

Lauf. Übrigens finde ich es schade, dass<br />

gerade viele solche kleine Läufe am Aussterben<br />

sind, weil es diese Veranstaltungen<br />

sind, mit denen man Kinder zum Laufen<br />

bringen kann ...<br />

Gleich ein Sieg beim ersten Lauf?<br />

Nein. Sicher auch, weil andere in meinem<br />

Alter größer waren. Ich hab aber in der<br />

Jugend schon gemerkt, dass mir Laufen<br />

am meisten liegt. Was ich aber immer am<br />

meisten geschätzt habe, ist die Unabhängigkeit:<br />

Alles liegt nur an einem selbst.<br />

Wie ernst man es nimmt, welche Ziele<br />

man sich setzt.<br />

Speziell das Marathonlaufen und der<br />

Mythos, der damit verbunden ist: War<br />

das immer schon dein Ziel?<br />

Das hatte ich immer schon im Hinterkopf.<br />

Während des Studiums wäre es<br />

sich aber nicht ausgegangen. 2016, mit<br />

27 Jahren, war es dann gut an der Zeit.<br />

Marathon ist sicherlich die Strecke, mit<br />

der ich mich am meisten identifiziere. Mit<br />

dem Mythos Marathon ist auch Olympia<br />

untrennbar verbunden. Das ist wohl für<br />

jeden Leichtathleten das größte Ziel.<br />

Wie schaut, grob skizziert, eine<br />

Trainingswoche von dir aus?<br />

Es gibt zwei bis maximal drei Belastungstage<br />

pro Woche – das sind die ganz wichtigen<br />

Tage. Rund um diese baut sich das<br />

restliche Training auf. Meist sind es rund<br />

zwölf Einheiten pro Woche. Komplette<br />

Ruhetage sind selten, alle drei, vier Wochen<br />

einmal. Dazu Ergänzungstraining –<br />

Kraft, Stabi, Lauftechnik. An Laufkilometern<br />

sind es meist zwischen 160 und 200.<br />

Was beschäftigt dich in langen Grundlageneinheiten?<br />

Woran denkst du da?<br />

Allein laufe ich sehr viel mit Musik. Ich<br />

empfinde es als angenehm, wenn Lauf und<br />

Musik quasi eins werden; alles was tanzbar<br />

VALENTIN PFEIL<br />

Der am 17. Juli 1988 geborene<br />

Athlet von LAC Steyr debütierte<br />

2016 in 2:16:37 in Wien auf der<br />

Marathondistanz. Ein Jahr<br />

darauf stellte er beim Vienna<br />

City Marathon 2017 seine Bestzeit<br />

von 2:14:49 auf. Im selben<br />

Jahr Platz 23 und achtbester<br />

Europäer beim WM-Marathon<br />

in London.<br />

<strong>2018</strong> musste Pfeil, nach Achillessehnen-Problemen<br />

in der<br />

Saison-Vorbereitung, erst<br />

seine geplante Teilnahme<br />

am Vienna City Marathon<br />

absagen. Und dann beim EM-<br />

Marathon Anfang August in<br />

Berlin aufgeben – während<br />

die Österreicher Lemawork<br />

Ketema, Peter Herzog und<br />

Christian Steinhammer Bronze<br />

im erstmals ausgeschriebenen<br />

Teambewerb gewannen.<br />

Valentin Pfeil ist Veterinärmediziner<br />

und lebt seit der<br />

Studienzeit in Wien. Eine Zeit<br />

lang versuchte er Marathonlaufen<br />

mit der Arbeit als<br />

Tierarzt zu verbinden.<br />

Seit 2017 ist er Marathonprofi.<br />

ist, ist auch laufbar. Ansonsten ist es ganz<br />

klar so: Dinge, die einen beschäftigen und<br />

belasten, sieht man in einem anderen Licht<br />

und mit der nötigen Distanz, wenn man<br />

einmal losgelaufen ist.<br />

Wie fühlt sich der ideale Lauf an?<br />

Es gibt diese Läufe, wo man das Gefühl<br />

hat, die Straße geht einem aus. Im Wettkampf<br />

kenne ich das nicht – im Training<br />

schon. Das kann im Intervalltraining genauso<br />

wie im Dauerlauf passieren. Und es<br />

kann bei zwei Grad und Dauerregen sein.<br />

Wenn es wie jetzt ungemütlicher,<br />

kühler und nass wird, sinken bei vielen<br />

Freizeitläufern auch die Laufumfänge ...<br />

Ich finde, dass jede Jahreszeit etwas für<br />

sich hat. Den Herbst mag ich sogar am<br />

liebsten – das ist üblicherweise die Zeit<br />

des Wiedereinstiegs nach der Saisonpause,<br />

wo man voller Pläne und Hoffnungen ist.<br />

Ein goldener Herbsttag mit diesem Gefühl,<br />

das ist schon was ganz Besonderes.<br />

Ist das also auch für dich jetzt die Zeit,<br />

um einmal durchzuschnaufen?<br />

Wäre die EM gut gelaufen, wäre es so. De<br />

facto bestimmen leider öfters Verletzun-<br />

Fotos: Lisa Leutner<br />

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