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DER ANDERMATTER Sommer 2016

Gästemagazin der Gotthardregion

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EIN KURZER BLICK IN DIE LANGE GESCHICHTE. A BRIEF LOOK INTO A LONG HISTORY.<br />

MIT VOLLDAMPF<br />

Full steam ahead<br />

Dienstag, 23. Mai 1882: Unsere Aufnahme zeigt den festlich<br />

geschmückten Zug in Göschenen, kurz vor seiner Jungfernfahrt durch<br />

den 15 Kilometer langen Gotthardtunnel. Die Lokomotive ist mit den<br />

Fahnen der Schweiz, des Deutschen Reichs und Italiens beflaggt –<br />

sie stehen für Nationen, die hauptsächlich für die Finanzierung dieses<br />

Jahrhundertprojekts gesorgt hatten. Tags zuvor haben in Luzern die<br />

aufwendigen Feierlichkeiten zur Eröffnung der Gotthardbahn begonnen.<br />

Doch bis es so weit war, wurde über die Linienwahl lange erbittert<br />

gestritten. Schliesslich entschied man sich für den Gotthard und nicht<br />

für die Bündner Pässe. Lediglich zehn Jahre dauerten dann unter<br />

der Leitung des Genfer Unternehmers Louis Favre die Bauarbeiten<br />

am seinerzeit mit Abstand längsten Eisenbahntunnel der Welt.<br />

Die Eröffnungsfeierlichkeiten Ende Mai 1882, zu denen rund 700 inund<br />

ausländische Gäste geladen waren, starteten mit einem Bankett<br />

in Luzern, Feuerwerk und zahlreichen Höhenfeuern rund um den<br />

Vierwaldstättersee. Am nächsten Morgen fuhren in aller Herrgottsfrühe<br />

drei Züge unter Volldampf mit der Festgemeinde Richtung Gotthard.<br />

Zum Ärger der Urner Regierung und Bevölkerung hielten die Züge in<br />

Erstfeld nur knappe fünf Minuten, um zusätzliche Lokomotiven für die<br />

steile Bergstrecke vorzuspannen. In Göschenen wurde den Gästen ein<br />

kleines Frühstück serviert – Zeit für die Fotografen, Bilder vom Festzug<br />

zu schiessen. Dann gings weiter nach Mailand, wo die fulminante Jahrhundertfeier<br />

mit einem Konzert in der Scala und einem Festbankett<br />

in Anwesenheit des Schweizer Bundespräsidenten Simon Bavier und des<br />

italienischen Prinzen Amadeo ihren krönenden Abschluss fand.<br />

Auch wenn bei den Einweihungsfeierlichkeiten Uri links liegen gelassen<br />

wurde, hatte sich der kleine Bergkanton von Anfang an geschlossen<br />

für den Bau der Gotthardbahn eingesetzt. Noch während der Planungsphase<br />

beschloss die Urner Landsgemeinde 1865, sich mit einer Million<br />

Franken am Unternehmen zu beteiligen. Um das Vorhaben zu finanzieren,<br />

führte Uri mit dem Segen des Stimmvolkes 1875 sogar die direkten<br />

Steuern ein. Damit erwirtschaftete der Kanton Uri fortan zusätzlich<br />

48‘000 Franken im Jahr. Aktuell belaufen sich die vergleichbaren<br />

Steuereinnahmen des Kantons auf gut 80 Millionen Franken. Würde sich<br />

heute der Kanton Uri am Bau des Gotthard-Basistunnels im gleichen<br />

Verhältnis wie damals beteiligen, müsste er rund 1,6 Milliarden Franken<br />

aufbringen – eine gigantische Summe, die wohl kaum vom Stimmvolk<br />

genehmigt würde.<br />

Vor 134 Jahren wurde der erste Gotthard-Eisenbahntunnel<br />

mit viel Pomp eröffnet. Uri spielte bei<br />

der Zeremonie nur eine Statistenrolle.<br />

The first Gotthard railway tunnel was opened amid<br />

great pomp 134 years ago, although Uri only played a<br />

minor role in the ceremony.<br />

Tuesday, 23 May 1882: our picture shows the festively decorated train in<br />

Göschenen, shortly before its maiden voyage through the 15 kilometre-long<br />

Gotthard tunnel. The locomotive is decked with the flags of Switzerland,<br />

Italy and the German Empire – representing the countries that largely funded<br />

this centennial project. The lavish celebrations for the opening of the Gotthard<br />

railway began in Lucerne the day before. But before it reached this<br />

stage, the choice of railway route had caused a long and bitter battle. Finally,<br />

the decision was made in favour of the Gotthard rather than the Graubünden<br />

passes. By far the longest railway tunnel in the world at the time, it had taken<br />

just 10 years to construct under the management of the Geneva entrepreneur<br />

Louis Favre.<br />

The opening celebrations at the end of May 1882, to which around 700 Swiss<br />

and foreign guests were invited, started with a banquet in Lucerne, complete<br />

with fireworks and countless bonfires around Lake Lucerne. At the crack<br />

of dawn the following morning, three trains went full steam ahead, with the<br />

company of guests, in the direction of Gotthard. Much to the annoyance<br />

of the Uri municipality and people, the procession only stopped in Erstfeld<br />

for a brief five minutes to add additional locomotives for the steep mountain<br />

section. The guests were served a light breakfast in Göschenen – giving<br />

the photographer time to take pictures of the festive procession. Then it was<br />

on to Milan for the grand finale of the centennial celebration with a concert<br />

at La Scala and a gala dinner in the presence of the Swiss Federal President<br />

Simon Bavier and the Italian Prince Amadeo.<br />

Even if the inauguration celebrations had bypassed Uri somewhat, the small<br />

mountain canton had been a key player, resolutely working on the construction<br />

of the Gotthard railway from the start. As early as the planning phase,<br />

the Uri cantonal assembly of 1865 decided to be part of the enterprise by<br />

investing one million Swiss francs. To finance the project, Uri even introduced<br />

a direct tax, approved by local voters in 1875. This generated an additional<br />

CHF 48,000 each year from then on. In today's terms a similar tax income in<br />

the canton would equate to a good CHF 80 million. If the canton of Uri were<br />

to be involved in the construction of the Gotthard Base Tunnel to the same<br />

extent today, it would have to contribute around CHF 1.6 billion – a massive<br />

amount that would be unlikely to win the support of present-day Uri voters.<br />

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