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europaweit gefeierte künstlerische Leiter aus dem deutschsprachigen<br />
Theater. Neben dem Regieteam stehen bei den<br />
Altdorfer Tellspielen keine Profis im Einsatz.<br />
Mit jeder neuen Inszenierung erhalten die Tellspiele einen<br />
völlig anderen Zugang. Die Handlung und der ihr zugrunde<br />
liegende Text aber bleiben stets dieselben: das Drama<br />
«Wilhelm Tell», geschrieben von Friedrich Schiller. Im Mittelpunkt<br />
des Stücks steht die Sage des Urner Bauers Tell,<br />
der den habsburgischen Tyrannen Gessler mit einem Pfeil<br />
aus seiner Armbrust in der Hohlen Gasse bei Küssnacht<br />
niedergestreckt und damit zur Gründung des eidgenössischen<br />
Bundes mit dem Rütlischwur beigetragen haben soll.<br />
«Wilhelm Tell» ist das letzte fertiggestellte Bühnenstück<br />
des deutschen Dichters und Historikers. Die Idee dazu<br />
lieferte ihm sein Freund, Johann Wolfgang von Goethe, der<br />
ein grosser Kenner der Eidgenossenschaft und ihrer Eigenheiten<br />
war. Schiller selber hatte die Schweiz nie besucht.<br />
Goethe, who was a great authority on the Swiss Confederation and<br />
its features. Schiller himself never visited Switzerland.<br />
A fashionable phenomenon of the 19th century<br />
Schiller's William Tell drama was first performed in 1804 at the<br />
court theatre in Weimar under Goethe's direction. In the same year,<br />
the play was performed in Lucerne by a German travelling theatre<br />
company. It was met with limited enthusiasm. Even at professional<br />
theatres in Zurich, William Tell failed to win audiences over. The<br />
drama was more successful on the popular stage aimed at the<br />
masses, with performances in places such as Gisikon, Huttwil, Stäfa,<br />
Zweisimmen, Belp and Altstetten. Following the foundation of the<br />
Swiss Confederation in 1848, William Tell became something of a hit<br />
in the field of popular culture.<br />
Modeerscheinung des 19. Jahrhunderts<br />
1804 fand die Uraufführung von Schillers Tell-Drama unter<br />
Goethes Regie im Hoftheater in Weimar statt. Im selben<br />
Jahr wurde das Schauspiel in Luzern von einer deutschen<br />
BARBARA BÄR<br />
Präsidentin der Tellspielgesellschaft Altdorf / Regierungsrätin<br />
Welches ist Ihre früheste Erinnerung an die Tellspiele, und wann sind<br />
Sie ein Teil davon geworden?<br />
Barbara Bär: Als Pfadi-Meitli habe ich in den Pausen der Tellspiele Postkarten<br />
verkauft. Ich erinnere mich noch gut an die schönen Porträtfotos<br />
der Hauptdarsteller darauf. Ende der 1980er-Jahre kam dann bei meinem<br />
Ehemann und mir der Wunsch auf, bei den Tellspielen mitzumachen.<br />
1991 fanden wir dafür einen Weg: Wir machten die Tellspiele zum<br />
Familien projekt und standen mit unseren drei Kindern auf der Bühne.<br />
Seither gehören Sie zum Ensemble der Tellspiele und haben bereits<br />
verschiedene Rollen übernommen. Welche war Ihnen die liebste?<br />
In den Inszenierungen von 2008 und 2012 durfte ich die Gemahlin des<br />
Schwyzers Werner Stauffacher spielen. Das ist eine wunderbare<br />
Frauenrolle. Gertrud Stauffacher hat ihren Mann wachgerüttelt und ihn<br />
dazu angestiftet, sich zu wehren und für die Freiheit einzustehen.<br />
Was ist für Sie das Besondere an den Altdorfer Tellspielen?<br />
Mich fasziniert, dass ein 200 Jahre altes Stück mit einem anspruchsvollen<br />
Text immer wieder neu ausgelegt und in einer zeit gemässen<br />
Fassung mit unglaublicher Aktualität auf die Bühne gebracht wird.<br />
Ich freue mich auf die Wirkung, welche die Tellspiele dabei auch dieses<br />
Jahr entfalten werden. Und ich freue mich dieses Jahr besonders<br />
auf die für die Tellspiele <strong>2016</strong> komponierte Musik. Ich hoffe, dass sich<br />
wieder ganz Uri und viele Gäste von auswärts vom Tellspiel-Virus<br />
anstecken lassen.<br />
Chairperson of the Tell Plays Theatre Group / Member of the<br />
government council<br />
What is your earliest memory of the Tell Plays, and when did you<br />
become part of them?<br />
Barbara Bär: As a Girl Guide I sold postcards during the intervals at the<br />
Tell Plays. I can clearly remember the fine portrait photos of the main<br />
characters that they depicted. Then, at the end of the 1980s, my husband<br />
and I were struck by the desire to become involved in the Tell Plays. In<br />
1991 we found a way to do just that: we turned the Tell Plays into a family<br />
project and stood on the stage with our three children.<br />
Since then you have been part of the Tell Plays ensemble and have<br />
already played various roles. Which was your favourite?<br />
In the 2008 and 2012 productions I played the wife of Werner Stauffacher,<br />
the representative of the canton of Schwyz. It's a fantastic female role.<br />
Gertrud Stauffacher shakes up her husband and urges him to defend<br />
himself and stand up for freedom.<br />
What do you find special about the Altdorf Tell Plays?<br />
I find it fascinating that a two-hundred-year-old play with a challenging<br />
script can be reinterpreted again and again, and brought to the stage<br />
in a contemporary setting with incredible topicality. I'm excited to see the<br />
effect that the Tell Plays will have again this year. And I'm particularly<br />
looking forward to the music composed especially for the <strong>2016</strong> Tell Plays.<br />
I hope that the whole of Uri and many visitors from outside will be<br />
infected with the Tell Plays' spirit.<br />
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