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DER ANDERMATTER Sommer 2016

Gästemagazin der Gotthardregion

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DIE SAGE <strong>DER</strong> TEUFELSBRÜCKE<br />

THE LEGEND OF THE DEVIL'S BRIDGE<br />

«Da soll doch der Teufel eine Brücke bauen!»<br />

Und schon stand er da, der Leibhaftige mit<br />

dem Bocksfuss und schlug einen Pakt vor:<br />

In drei Tagen wollte der Teufel den verzweifelten<br />

Urschnern eine Brücke über die tosende<br />

Reuss in der Schöllenenschlucht bauen.<br />

Und der Preis? Die erste Seele, die die Brücke<br />

passierte, sollte dem Teufel gehören.<br />

Doch wer hatte etwas von einer menschlichen<br />

Seele gesagt? Die gerissenen Urschner<br />

jagten einen Ziegenbock über die fertige<br />

Brücke und erzürnten den Teufel so sehr,<br />

dass dieser sein Werk gleich wieder zerstören<br />

wollte. Aus dem Wald bei Wassen lud er sich<br />

einen Steinkoloss auf die Schultern und trug<br />

ihn bergwärts. Doch machte er die Rechnung<br />

ohne das alte Mütterlein, das flink hinterrücks<br />

ein Kreuz in den Felsbrocken ritzte.<br />

Mit dem christlichen Zeichen wurde der<br />

Gehörnte besiegt, der fuchsteufelswild in die<br />

Unterwelt fuhr. Die Brücke blieb stehen,<br />

und auch der Teufelsstein in Göschenen ist<br />

immer noch zu sehen. Er erinnert für ewige<br />

Zeiten daran, dass die Urschner noch gewitzter<br />

als der Leibhaftige sind.<br />

"That's where the Devil should build a bridge!"<br />

And so there he stood, Old Nick with his goats'<br />

feet, and proposed a pact: he, the Devil, would<br />

build a bridge over the raging river Reuss in the<br />

Schöllenen Gorge, for the desperate people of<br />

Urseren, in three days. And his price? The first<br />

soul that crossed the bridge would belong to<br />

him. But who said anything about it being a<br />

human soul? The shrewd people of Urseren<br />

chased a billy goat over the finished bridge,<br />

which made the Devil so angry that he vowed<br />

to destroy his handiwork. He found a boulder in<br />

the woods in Wassen, hauled it onto his shoulders<br />

and carried it up the mountain. But he<br />

wasn't banking on the clever old woman, who<br />

quickly scratched a cross on the boulder from<br />

behind. With this Christian symbol, the horned<br />

one was defeated and fled to the underworld,<br />

furious. The bridge remained standing and the<br />

Devil's Stone can also still be seen in<br />

Göschenen. It stands as an everlasting reminder<br />

of the time when the Urseren people proved<br />

even smarter than Old Nick.<br />

Imposant ist sie, die Schöllenenschlucht, rau und ein nur schwer zu<br />

überwindendes Hindernis. Doch wer in den Süden wollte, kam lange Zeit<br />

nicht an ihr vorbei. Die Route über den Gotthard war früher einer der<br />

beliebtesten Alpenübergänge. Einzig auf dieser Strecke nämlich musste<br />

auf dem Weg Richtung Süden nur ein einziger Pass überwunden werden –<br />

ein grosser Vorteil für das Urserental und seine Entwicklung. Von der<br />

bewegten Geschichte und der Bedeutung der Schöllenen zeugen heute<br />

verschiedene historische Strassenbauten und Kunstwerke in der<br />

Schlucht. Zu Fuss lassen sie sich entlang des Wanderwegs zwischen<br />

Andermatt und Göschenen bestens erkunden. Einen Blick auf die<br />

wichtigsten Stationen erhascht aber auch, wer mit Bike, Rennrad, Bahn<br />

oder Auto unterwegs ist.<br />

Drei Bogen über die Reuss<br />

Schon bei der Anfahrt in die Schöllenen ist vor Göschenen ein erstes<br />

kulturhistorisches Zeugnis zu sehen, der Teufelsstein (1). Er mahnt<br />

weitherum sichtbar an die Teufelssage (vgl. Box). Rechts von ihm zweigt<br />

die Strasse ins ehemalige Eisenbahner-Dorf Göschenen ab, von wo<br />

die Zahnradstrecke der Matterhorn-Gotthard-Bahn (2) nach Andermatt<br />

führt. Mit einer maximalen Steigung von 179 Promille kämpft sich die<br />

Schöllenenbahn, wie sie anfänglich hiess, seit 1917 die Schlucht hinauf.<br />

Schon bald kommt auf dem Weg in die Schöllenen die Häderlisbrücke (3)<br />

in Sicht. In drei Bogen spannt sie sich am alten Säumerweg über die<br />

Reuss. Früher markierte sie die Grenze zwischen den Wegpflichten der<br />

Urner und der Urschner Säumer. Heute steht hier die sorgfältige Nachbildung<br />

des Originalbaus von 1649. Nur ein paar Schritte weiter wird eine<br />

alte Wasserfassung (4) sichtbar, die dem Erbauer des ersten Gotthard-<br />

Eisenbahntunnels, Louis Favre, zum Antrieb seiner pneu matischen<br />

Bohrmaschinen diente.<br />

Erfrischungspause nah beim Teufelswerk<br />

Über mehr als 300 Höhenmeter windet sich die Strasse nun in engen<br />

Kurven und durch Galerien nach oben. Jeder Meter scheint der Natur<br />

abgerungen. Wer seinen Blick über die zerklüfteten Felsen schweifen<br />

lässt, entdeckt hier nicht selten ein paar Gämsen. Gegen Ende des Aufstiegs<br />

folgt die berühmte Teufelsbrücke (5). Eine erste hölzerne Brücke<br />

thronte bereits um 1230 über dieser imposanten Schlucht. 1595 ersetzte<br />

man den Holzbau durch die erste Teufelsbrücke aus Stein. Die zweite<br />

Teufelsbrücke von 1830 kann auf dem Wanderweg zu Fuss überquert<br />

werden, und die dritte von 1956 dient heute dem motorisierten Verkehr.<br />

An der Felswand links neben der Teufelsbrücke prangt das berühmte<br />

Werk «Teufel und Ziegenbock» (6) des Urner Künstlers Heinrich Danioth.<br />

Und oberhalb der Teufelsbrücke, in der ersten Haarnadelkurve, lädt das<br />

«Restaurant Teufelsbrücke» (7) zum Einkehren. Nach einigen Jahren,<br />

in denen der kleine Gastrobetrieb geschlossen blieb, feiert er diesen<br />

<strong>Sommer</strong> dank engagierter Einheimischer Wiedereröffnung. Hinter dem<br />

Restaurant liegt das Russendenkmal (8), das an die im Kampf gegen die<br />

französischen Truppen unter Napoleon gefallenen russischen Soldaten<br />

erinnert. Und gleich beim Denkmal befindet sich der Einstieg in den<br />

schwindelerregenden Diavolo-Klettersteig (9). Ein rund 30-minütiger<br />

einfacher Rundgang verbindet alle diese Sehenswürdigkeiten rund um<br />

die Teufelsbrücke.<br />

Waghalsige Holzbrücken<br />

Fast schon ist der Weg nach Andermatt durch die Schöllenenschlucht<br />

geschafft. Die ehemals schwierigste Partie steht jedoch noch bevor.<br />

06

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