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Wieso ist gerade das Furkagebiet für<br />
Botaniker so interessant?<br />
CHRISTIAN KÖRNER: Die Region gehört zu einer<br />
der artenreichsten in den Hochalpen. Hier<br />
treffen Granit und Gneis mit kalkhaltigen<br />
Gesteinen zusammen. Dadurch gedeihen Pflanzen,<br />
Kleintiere und Mikroorganismen, die unterschiedlichen<br />
Gesteinsuntergrund bevorzugen,<br />
unmittelbar neben- und miteinander.<br />
ERIKA HILTBRUNNER: Dazu kommt, dass das<br />
Klima für die Organismen nahe am Boden über<br />
kurze Distanz extrem unterschiedlich sein<br />
kann. Das Furkagebiet ist also nicht nur bei der<br />
Artenvielfalt rekordverdächtig, sondern auch<br />
bei diesem sogenannten Mikroklimaeffekt:<br />
Kälteliebende Arten in einer Schneemulde und<br />
Hitzespezialisten auf einem Felsen können sich<br />
nur wenige Meter nebeneinander entfalten.<br />
Was erforscht die ALPFOR genau?<br />
ERIKA HILTBRUNNER: In der Alpinen Forschungsund<br />
Ausbildungsstation studieren wir die Lebensbedingungen<br />
der Pflanzen und Tiere. Wir untersuchen,<br />
wie diese auf Umweltveränderungen<br />
reagieren. Mit Regen und Schnee werden zum<br />
Beispiel stickstoffhaltige Verbindungen in die<br />
alpine Landschaft getragen. Schon kleine<br />
zusätzliche Mengen verändern die Wettbewerbssituation<br />
zwischen den Pflanzenarten. Solchen<br />
Prozessen sind wir auf der Spur.<br />
What is it about the Furka region that makes it<br />
so interesting for botanists?<br />
CHRISTIAN KÖRNER: The region is one of the<br />
most biologically diverse in the High Alps. It’s<br />
a place where granite and gneis combine with<br />
calcareous stones, with the result that plants,<br />
small animals and microorganisms, which prefer<br />
the different subsoil, thrive directly alongside<br />
and with one another.<br />
ERIKA HILTBRUNNER: What’s more, the climate<br />
for the organisms close to the ground can be<br />
extremely variable over a short distance. The<br />
Furka region is therefore not only record-breaking<br />
when it comes to biodiversity, but also in<br />
terms of this microclimate effect: cold-loving<br />
species in a snow bed and sun worshippers on<br />
a rock can flourish just a few metres from one<br />
another.<br />
What exactly is ALPFOR researching?<br />
ERIKA HILTBRUNNER: At the alpine research<br />
and education station we study the living<br />
conditions of plants and animals. We are investigating<br />
how they respond to environmental<br />
changes. For example, rain and snow bring<br />
nitrogenous compounds into the alpine landscape.<br />
Even a small increase in the quantities<br />
can alter the competitive situation between the<br />
plant species. These are the processes that we<br />
are tracking.<br />
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«Die Blütenpracht auf der Furka im<br />
Hochsommer bringt mich immer<br />
wieder von Neuem ins Staunen. Die<br />
gewaltige Felskulisse mit ihren<br />
Gletschern über sanften Alpenmatten<br />
– das ist wie eine Bühne, auf der<br />
sich das faszinierende Leben der<br />
Hochalpen abspielt.»<br />
“I never cease to be amazed yet<br />
again by the magnificent blooms on<br />
the Furka Pass in high summer. The<br />
vast rocky backdrops with their soft<br />
alpine mats are like a stage on which<br />
the fascinating life of the High Alps is<br />
played out.”<br />
Prof. Dr. Christian Körner<br />
Professor für Botanik an der<br />
Universität Basel<br />
«Mich fasziniert die Explosion des<br />
Lebens nach der Schneeschmelze.<br />
Wie sich das alpine Leben in so<br />
kurzer Zeit entfalten kann, ist jeden<br />
Frühsommer überwältigend.»<br />
“I’m fascinated by how everything<br />
explodes into life after the snow melt.<br />
The way in which the alpine life manages<br />
to unfurl in such a short time<br />
every spring is staggering.”<br />
Dr. Erika Hiltbrunner<br />
Botanikerin und<br />
Geschäftsführerin ALPFOR