planet toys 5/18
Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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INTERVIEW<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />
WINDELN.DE MIT<br />
NEUER »STORY«!<br />
Die Vision von windeln.de klang ambitioniert; umso härter fiel die Landung aus. Der Münchener<br />
Online-Händler für Baby- und Kinderprodukte kämpft um seine Zukunft. Mit einem Restrukturierungsprogramm,<br />
der Wandlung zum Familienshop sowie einer neuen „Story“ will der ehemalige<br />
Amazon-Manager und heutige windeln.de-Vorstandsvorsitzende Matthias Peuckert die Company<br />
back on track bringen.<br />
Herr Peuckert, ABBA schrieb 1980<br />
„The winner takes it all“. Da gab es<br />
Amazon noch nicht. Können Sie 38<br />
Jahre später, mit viel Amazon-Erfahrung<br />
und als Vorstandsvorsitzender<br />
von windeln.de, verstehen, was ABBA<br />
damals gemeint haben könnte?<br />
»An der Vision, ein<br />
relevanter Player in<br />
Europa zu werden, der auch<br />
ein sehr starkes Geschäft<br />
in China betreibt, hat sich<br />
nichts geändert.«<br />
MATTHIAS PEUCKERT<br />
Vorstandsvorsitzender windeln.de<br />
Matthias Peuckert: Eine sehr schwierige<br />
Frage, aber ich würde sagen, dass<br />
am Ende immer der Kunde entscheidet,<br />
welches Geschäftsmodell er bevorzugt<br />
und wo er gerne einkauft. Allerdings bin<br />
ich überzeugt, dass es offline wie auch<br />
online clevere Modelle gibt, die sich nie<br />
gegenseitig ersetzen werden. Deswegen<br />
glaube ich auch nicht, dass es nur<br />
noch einen Gewinner geben wird.<br />
Amazon lässt also Platz für andere<br />
Modelle wie windeln.de?<br />
M.P.: Es gibt immer Platz für gute Ideen!<br />
Die müssen wirklich gut sein, denn<br />
das Gros der reinen Online-Händler<br />
wird ebenfalls nicht überleben, weil<br />
Kunden allem Anschein nach erst googeln,<br />
dann amazonen!<br />
M.P.: Unsere Strategie ist, dass wir uns<br />
über Beratung und Content differenzieren<br />
wollen, weil wir hier eine Nische sehen.<br />
Das bedeutet?<br />
M.P.: Das bedeutet, dass wir genau<br />
verstehen wollen, was unsere Kunden<br />
wann brauchen, und das ist nicht immer<br />
ganz einfach, wenn man nur die Entwicklung<br />
von Kindern betrachtet, weil<br />
ihre Vorlieben für Spielwaren wechseln.<br />
Es wird also u. a. darum gehen, z. B.<br />
Kunden im Hinblick auf das Alter der<br />
Kinder zielgerichtet zu beraten.<br />
Content und Beratung wollen auch andere<br />
Marktbegleiter liefern. Sind die<br />
Sortimente längst austauschbar, dass<br />
man nur noch damit punkten kann?<br />
M.P.: Über andere Marktteilnehmer zu<br />
sprechen, ist nicht unser Stil. Es gibt<br />
viele gute Modelle. Wichtig für uns ist,<br />
dass wir uns auf uns fokussieren und intern<br />
die richtigen Prozesse entwickeln.<br />
Was muss denn bei den internen Prozessen<br />
besser werden?<br />
M.P.: windeln.de war intensiv mit der Integration<br />
von Tochtergesellschaften beschäftigt,<br />
was auch dazu geführt haben<br />
könnte, dass der Kunde vielleicht ein<br />
wenig aus dem Fokus geriet. Derzeit implementieren<br />
wir eine neue Suchfunktion,<br />
die das Auffinden von Produkten<br />
deutlich vereinfacht. Das ist gerade im<br />
Spielwarenbereich besonders wichtig.<br />
Kommen Ihnen nicht die Tränen, wenn<br />
Sie lesen, dass Ihr alter Arbeitgeber<br />
im 2. Quartal 20<strong>18</strong> einen Gewinn von<br />
2,5 Mrd. US-Dollar erzielte, während<br />
Sie bei windeln.de an allen Ecken und<br />
Enden Löcher stopfen müssen?<br />
M.P.: Nein, die kommen mir nicht, weil<br />
ich mich bewusst für diesen Wechsel<br />
entschieden habe und hier große<br />
Chancen sehe. Außerdem ist es eine<br />
spannende Aufgabe, mal für einen<br />
Spezialisten zu arbeiten, der sich auf<br />
ein bestimmtes Kundensegment, junge<br />
Familien, fokussiert hat. Klar ist auch,<br />
dass es momentan eine herausfordernde<br />
Zeit bei windeln.de ist.<br />
Wollen Sie auch in Ladengeschäfte investieren,<br />
wie es die für Sie relevante<br />
Online-Konkurrenz tut?<br />
M.P.: An der Vision, ein relevanter<br />
Player in Europa zu werden, der auch<br />
ein sehr starkes Geschäft in China<br />
betreibt, hat sich nichts geändert. Die<br />
Frage ist nur, welcher Weg dahin führt.<br />
Mit Storchennest in München/Grünwald<br />
betreiben wir zwar ein stationäres<br />
Geschäft, das gut integriert ist, aber<br />
im Moment gilt es in erster Linie, das<br />
richtige Modell online zu entwickeln.<br />
Eine Weichenstellung ist deshalb, dass<br />
wir uns vom Spezialisten für Baby- und<br />
Kleinkindartikel zu einem Anbieter für<br />
die Familie entwickeln. Das wird sich<br />
im Sortiment widerspiegeln. Einhergehend<br />
mit dieser Entwicklung wollen wir<br />
den Kundenlebenszyklus verlängern.