planet toys 5/18
Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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HANDEL<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 55<br />
Leiden Hersteller wie Simba Dickie<br />
nicht ebenfalls unter Margenverlusten,<br />
weil Handelsketten Ihnen Preise<br />
diktieren und Sie deswegen die Flucht<br />
nach vorne antreten, um eine weitere<br />
Wertschöpfungskette wie den Handel<br />
in die eigenen Hände zu nehmen?<br />
F.S.: Unter dem Preisdruck in den letzten<br />
Jahren, der zu großen Teilen durch<br />
die weltweite Transparenz und die<br />
Angebotsvielfalt im Internet entstanden<br />
ist, litt sicherlich als Erster der<br />
Handel. Neben fehlendem Kapital für<br />
Investitionen und dem Nichterkennen<br />
von grundlegenden Änderungen im<br />
Kaufverhalten ist der Preisdruck auch<br />
verantwortlich für einige Schieflagen<br />
im Einzelhandel. Er wird aber längst an<br />
Hersteller weitergegeben. Die Gespräche<br />
sind jedenfalls deutlich schwieriger<br />
geworden. Gerade kleinere Hersteller<br />
mit weniger Verhandlungsmacht, aber<br />
auch die Simba Dickie Group bekommen<br />
diese Entwicklung zu spüren. Zum<br />
Glück verfügen wir über eine gewisse<br />
kritische Größe, um zumindest auf Augenhöhe<br />
mit unseren Kunden sprechen<br />
zu können.<br />
Als Hersteller und Händler können<br />
Sie nun in der Schweiz entspannte Gespräche<br />
führen, oder?<br />
F.S.: Man kann mit Sicherheit offener<br />
miteinander sprechen und prüfen, ob<br />
man gemeinsame Abläufe, wie zum<br />
Beispiel in der Logistik, optimieren<br />
kann. Der Handel bleibt aber ein eigenständiger<br />
Teil der Wertschöpfungskette<br />
und beide Seiten haben ihre Aufwände,<br />
die nicht verschwinden, nur weil eine<br />
gesellschaftliche Verflechtung besteht.<br />
Der Direktvertrieb ist für Hersteller<br />
ein Spagat. Dreh- und Angelpunkt<br />
ist die Attraktivität der Marke. Mit<br />
der Vielzahl von Marken und über<br />
4.000 Produkten dürfte es der Simba<br />
Dickie Group relativ schwerfallen,<br />
wahrgenommen zu werden. Bietet<br />
Franz Carl Weber und das neue Digital-Know-how<br />
die Chance für eine dezidierte<br />
Online-Strategie?<br />
F.S.: Das ist nicht unser Ansatz. Wir<br />
sind seit jeher Partner des Handels<br />
und haben auch vor, das zu bleiben.<br />
Das zeigt sich allein daran, dass wir<br />
dem Handel im Vergleich zu anderen<br />
Marken deutlich bessere Margen bieten,<br />
weil wir genau wissen, dass es ein<br />
wichtiges Argument für unseren Erfolg<br />
ist. Wir wollen dem Handel keine<br />
Konkurrenz mit eigenen B2C-Kanälen<br />
machen.<br />
100 % des Umsatzes mit den Ladengeschäften<br />
und bis wir einen relevanten<br />
Online-Umsatz erwirtschaften, wird<br />
noch einige Zeit vergehen. Im Umkehrschluss<br />
heißt das, dass wir kurzfristig<br />
den größeren Fokus auf die Ladengeschäfte<br />
richten als auf den Ausbau des<br />
Online-Handels. Vergessen darf man<br />
nicht, dass der Schweizer Einzelhandel<br />
durch den Einkaufstourismus ins<br />
europäische Ausland zusätzlich unter<br />
Druck geraten ist. Außerdem drängen<br />
Player wie Amazon in den Markt. Es<br />
wird also nicht einfacher, weshalb wir<br />
daran arbeiten müssen, die Geschäfte<br />
profitabel zu halten, um notwendige Investitionen<br />
tätigen zu können.<br />
Es wäre verständlich, wenn die Simba<br />
Dickie Group zukünftig ihre Marken<br />
breiter präsentieren würde. Muss sich<br />
die Konkurrenz Sorgen machen, weil<br />
in Zürich bald nur noch mit Eichhorn<br />
statt mit Brio gespielt werden soll?<br />
F.S.: Nein, denn die Vielzahl der Marken<br />
und das sehr große Portfolio an<br />
Produkten zeichnen Franz Carl Weber<br />
aus. Diese Markenvielfalt muss aus<br />
unserer Sicht erhalten bleiben. Aber<br />
natürlich gibt es auch Segmente, wo<br />
Marken keine so große Rolle spielen<br />
und bei denen die Simba Dickie Group<br />
gut aufgestellt ist. Hier werden wir mit<br />
FCW reden und prüfen, ob es für beide<br />
Seiten Sinn macht, ins Geschäft zu<br />
kommen. Funktionieren kann es nur,<br />
wenn es eine Win-win-Situation ist.<br />
Wird 2019 ein Schlüsseljahr für FCW?<br />
F.S.: Ja, definitiv, denn 20<strong>18</strong> hatten wir<br />
nur noch wenig Einfluss auf das Geschäft.<br />
Bis Ende des Jahres wollen wir<br />
uns einen Überblick und Klarheit über<br />
die verschiedenen strategischen Felder<br />
verschafft haben, um die Weichen<br />
für 2019 zu stellen.<br />
Die Historie von Triumviraten zeigt,<br />
dass am Ende einer das Sagen haben<br />
will. Auch Simba Dickie hat gezeigt,<br />
dass man gerne die Richtung vorgeben<br />
möchte. Wird es diesmal anders?<br />
F.S.: Das Verständnis zwischen den<br />
drei Gesellschaftern ist sehr gut, weshalb<br />
ich davon ausgehe, dass es keine<br />
Veränderungen auf der Gesellschafterseite<br />
gibt.<br />
Die Schweiz ist in vieler Hinsicht ein<br />
Eldorado, aber nicht der Nabel der<br />
Spielwarenwelt. Wann baut Simba<br />
Dickie in Deutschland eine stationäre<br />
Vertriebsschiene auf?<br />
F.S.: Es gibt keine Pläne für Deutschland,<br />
aber Sie haben recht, für uns ist<br />
es ganz wichtig, diese Erfahrungen<br />
in der Schweiz zu sammeln, um auch<br />
Kunden in anderen Märkten besser<br />
verstehen zu können.<br />
Und wann tauschen Sie den Chefsessel<br />
bei Märklin gegen den von Simba<br />
Dickie ein?<br />
F.S.: (lacht) Es gibt kein festgeschriebenes<br />
Datum. Im April bin ich Co-CEO<br />
bei der Simba Dickie Group geworden,<br />
neben meinem Vater und den anderen<br />
beiden Board-Mitgliedern Manfred<br />
Duschl und Uwe Weiler. In Göppingen<br />
habe ich mir in den letzten Jahren<br />
ein Team aufgebaut, dem ich vertrauen<br />
kann, sodass ich ausreichend Zeit<br />
habe, hier reinzuwachsen.<br />
Herr Sieber, wir bedanken uns für das<br />
Gespräch.<br />
Die Schweiz sei fett geworden, glaubt<br />
Marcel Dobler – und empfiehlt dem<br />
Land eine Fitnesskur. Wie sieht die für<br />
FCW aus? Online dürfte es allein nicht<br />
richten, oder?<br />
F.S.: Das stimmt. FCW erzielt heute<br />
VORWÄRTS ZU ALTEM GLANZ: Das Investorentrio Florian Sieber (Co-CEO Simba Dickie<br />
Group), Yves Burger (CEO Franz Carl Weber) und Marcel Dobler (Unternehmer und Nationalrat)<br />
will’s wissen und die Schweizer Legende für Spielzeugeinkauf „Franzki“ zu alter Stärke<br />
führen.