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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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INTERVIEW<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong> 21<br />
Was dürfen wir uns unter einem Online-Shop<br />
für Familien vorstellen?<br />
M.P.: Der Fokus liegt auf der Erstausstattung,<br />
weshalb wir seit Ende 2017<br />
auch Möbel aufgenommen haben.<br />
Zweitens bauen wir Basic- und Naturpflegelinien<br />
für Mütter aus. Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Vitamine und<br />
Mineralien sind ebenfalls Themen für<br />
junge Familien, die viel online bestellen.<br />
Wenn die Kinder älter werden,<br />
spielen dann Bekleidung und Spielwaren<br />
eine wichtige Rolle, um als Anbieter<br />
weiterhin interessant zu sein. Unser<br />
Ziel ist es, in diesen Feldern einen Beitrag<br />
zu leisten.<br />
2010 lautete das Ziel, führender Online-Händler<br />
zu werden. Jetzt haben Sie<br />
Feedo verkauft, den italienischen Shop<br />
geschlossen, das Marketing-Budget<br />
reduziert. Start-Ups leben vom Wachstumsversprechen.<br />
Ist Ihre Story auserzählt<br />
bzw. erweist sich das Geschäftsmodell<br />
als nicht wettbewerbsfähig?<br />
M.P.: Strategien verändern sich und es<br />
gibt unterschiedliche Wege, eine Firma<br />
zur Profitabilität zu führen. Der eine<br />
Weg führt über Wachstum wie Zalando<br />
es vormacht, um so über schiere Größe<br />
Skaleneffekte zu erzielen und profitabel<br />
zu werden.<br />
Und Ihr Weg?<br />
M.P.: Der hat sich ein wenig geändert,<br />
was verschiedene Gründe hatte. Italien<br />
war durch den Produktmix sehr unprofitabel,<br />
was aber nicht heißt, dass wir<br />
den italienischen Markt uninteressant<br />
finden. Umsatz und Produktmix haben<br />
einfach dazu geführt, sodass wir uns<br />
entschieden haben, dass Business zu<br />
schließen mit der Option für einen späteren<br />
Relaunch.<br />
Was waren die Gründe bei Feedo?<br />
M.P.: Bei Feedo hätte es sich analog<br />
zu unserem Online-Shop Bebitus verhalten,<br />
den wir integriert haben. Die<br />
Zusammenführung auf eine Plattform<br />
hätte erneut viele interne Ressourcen<br />
beansprucht, was keinen Kunden<br />
dieser Welt aber wirklich interessiert.<br />
Deswegen standen wir vor der Frage,<br />
ob wir uns noch ein Jahr mit der Integration<br />
der Feedo-Gruppe beschäftigen,<br />
die wir gleichzeitig auch zum Break–<br />
even hätten führen müssen, oder ob<br />
wir uns lieber auf die Restrukturierung<br />
und Optimierung der Kundenprozesse<br />
konzentrieren. Die klare Entscheidung<br />
war, windeln.de kundenorientiert aufzustellen<br />
und den Break-even zu schaffen,<br />
statt sich einer weiteren langfristigen<br />
Integrationsarbeit zu widmen.<br />
Die windeln.de-Story heißt also heute?<br />
M.P.: windeln.de kommt nicht mehr allein<br />
über ein Wachstumsversprechen,<br />
sondern über eine Prozess- und Profitabilitätsstory.<br />
Ich glaube, im Moment<br />
entspricht unser Image nicht mehr der<br />
neuen Realität.<br />
Mit Goethe sagen wir: Allein mir fehlt<br />
der Glaube. Warum sollte windeln.de<br />
2019 den Break-even schaffen, woran<br />
andere schon fast 20 Jahre arbeiten?<br />
M.P.: Mit dem Glauben ist es immer so<br />
eine Angelegenheit, weshalb ich auch<br />
ein Freund von Zahlen bin. Schaut man<br />
sich die Kostenseite an, an der wir<br />
massiv gearbeitet haben, dann liegen<br />
wir gut im Plan. Die Quartalszahlen<br />
und die Halbjahreszahlen weisen zwar<br />
auf eine Umsatzschwäche in wichtigen<br />
Märkten hin, aber daran arbeiten<br />
wir mit Hochdruck, um die Situation zu<br />
verbessern.<br />
Ihre Aktionäre und Sie können also<br />
durchatmen? Denn der Kurs ist von<br />
über 15 Euro auf unter einen Euro gerauscht.<br />
M.P.: Der Aktienkurs wird von vielen<br />
Faktoren beeinflusst. Als Unternehmen<br />
sollten wir uns darauf fokussieren, dass<br />
wir die Input-Faktoren gut steuern, sodass<br />
irgendwann die Output-Faktoren<br />
folgen.<br />
»windeln.de kommt nicht<br />
mehr allein über ein Wachstumsversprechen,<br />
sondern<br />
über eine Prozess- und<br />
Profitabilitätsstory.«<br />
MATTHIAS PEUCKERT<br />
Vorstandsvorsitzender windeln.de<br />
Der Kurs wird aber auch von der Story<br />
bestimmt, die man erzählt, oder?<br />
M.P.: Da geben ich Ihnen recht. Sie ist<br />
ein Treiber, aber da gibt es noch ein<br />
paar andere nicht unwesentliche Einflussfaktoren.<br />
Ein Wettbewerber, als Wachstums–<br />
champion ausgezeichnet, geht den genau<br />
umgekehrten Weg, den Sie mit Ihrer<br />
aktuellen Strategie verfolgen, und<br />
eröffnet neue Länderdependancen. Ist<br />
Ihre Story eine <strong>18</strong>0°-Kehre?<br />
M.P.: Nein, das ist keine <strong>18</strong>0°-Kehre,<br />
die Vision bleibt bestehen. Es gibt hier<br />
auch nichts schönzureden, sondern es<br />
geht um diese Restrukturierung, die wir<br />
konsequent durchführen. Erreichen wir<br />
den Break-even, hört die Welt für uns<br />
nicht auf. Bereits heute arbeiten wir an<br />
Projekten, die uns helfen werden, auf<br />
den Wachstumspfad zurückzukehren.<br />
Die „Windeln.de-Story“ habe sich ein wenig geändert, erklärte<br />
Matthias Peuckert (r.), Vorstandsvorsitzender der windeln.de, Planet-<br />
Toys-Chefredakteur Ulrich Texter, aber die Vision, führender Online-<br />
Händler für Baby-, Kleinkinder- und Kinderprodukte in Europa zu<br />
werden, sei geblieben.