30.10.2018 Aufrufe

CliniCum pneumo 05/2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DAS LEBEN GENIESSEN!<br />

ENDLICH WIEDER...<br />

Aclidiniumbromid + Formoterol<br />

FKI siehe Seite 51<br />

Fraglich sei allerdings, ob und wie weit sich diese<br />

Resultate auf andere Patientenpopulationen und andere<br />

Pathogene übertragen lassen. Die untersuchten Patienten<br />

waren zum Zeitpunkt der Randomisierung stabil, es<br />

handelte sich zu einem hohen Prozentsatz um Infektionen<br />

des Urogenitaltraktes mit Enterobakterien. Patienten<br />

mit unklarer Infektionsquelle wurden aus der Studie<br />

ausgeschlossen.<br />

Die eingebaute Bombe in Escherichia coli –<br />

Modifikation des Toxin-Antitoxin-Systems<br />

Dringend gesucht werden auch neue Strategien für Infektionen<br />

mit multiresistenten Erregern. Dies umso<br />

mehr, als auch die meisten neuen Antibiotika zu den bereits<br />

lange bekannten Klassen dieser Medikamente gehören<br />

und dieselben zellulären Ziele angreifen wie ältere<br />

Antibiotika – womit es meist relativ schnell wieder zur<br />

Resistenzbildung kommt. Um die Antibiotikaentwicklung<br />

voranzubringen, werden daher wirklich innovative<br />

Strategien benötigt.<br />

AT-BRI-15-<strong>05</strong>-<strong>2018</strong>, Bild: fotolia<br />

MIniinserate-COPD-120DM-ClinPneu.indd 2 25.06.18 11:23<br />

Równicki: „Diese Antisense-Oligonukleotide können<br />

so designed werden, dass sie das Spektrum der<br />

Antibiotika-Aktivität erweitern und gleichzeitig das<br />

Wachstum von Bakterien hemmen.“<br />

Eine dieser Strategien liegt im Einsatz von Antisense-Molekülen,<br />

die in die Gentranskription des Bakteriums eingreifen.<br />

Einen neuen Ansatz dazu präsentierte eine polnische<br />

Gruppe, die eine „innere Bombe” in Escherichia (E.)<br />

coli nützen möchte, um das Bakterium wirksam bekämpfen<br />

zu können. Diese Bombe ist das sogenannte<br />

Toxin-Antitoxin-System des Bakteriums, das mit<br />

neuartigen Interventionen so modifiziert werden<br />

könnte, dass das Bakterium seine eigenen<br />

Defensivwaffen gegen sich selbst richtet. Laut<br />

Studienautor Dr. Marcin Równicki, Universität<br />

Warschau, besteht das Toxin-Antitoxin-<br />

System aus Genen, die sowohl für ein Toxin<br />

als auch für das Antidot gegen dieses Toxin<br />

kodieren.<br />

Im Falle von E. coli heißt dieses Toxin-<br />

Antitoxin-System mazEF und kann zumindest<br />

in vitro mit einem Antisense-<br />

Molekül ausgeschaltet werden, was das<br />

Wachstum des Bakteriums verhindert.<br />

Dazu Równicki: „Das Toxin-Antitoxin-<br />

Sys tem mazEF ist ein potentes und sensibles<br />

Ziel für Angriffe. Eine der Stärken<br />

dieser Strategie läge auch darin, dass solche<br />

Therapien spezifisch für bestimmte Bakterien<br />

wären. Gleichzeitig ist die Strategie<br />

universell und könnte für alle Bakterien entwickelt<br />

werden, die über ein Toxin-Antitoxin-System<br />

verfügen.“<br />

Die polnische Gruppe untersuchte zwei unterschiedliche<br />

Strategien im Umgang mit dem TA von E. coli. 4 Einmal<br />

wurde die Produktion des Antitoxins mazEF abgeschaltet,<br />

das andere Mal wurde ein Gen ausgeschaltet,<br />

das indirekt das Toxin-Antitoxin-System aktiviert. Um<br />

dies zu erreichen, wurden Antisense-Peptid-Nukleinsäuren-Oligomere<br />

(PNAs) an Peptide gebunden, die die<br />

Zellwand von E. coli durchdringen. PNAs sind künstliche<br />

Polymere, die sich wie DNA verhalten und die Expression<br />

von Genen verändern können. Auf diesem Weg konnte<br />

dosisabhängig eine Hemmung des Wachstums von E.<br />

coli erreicht werden. Untersucht wurden auch Wechselwirkungen<br />

mit bestimmten Antibiotika, wobei mit Polymyxin<br />

B und Trimethoprim synergistische Effekte beobachtet<br />

wurden.<br />

Für Równicki sind das ermutigende Ergebnisse: „Diese<br />

Antisense-Oligonukleotide können so designed werden,<br />

dass sie das Spektrum der Antibiotika-Aktivität erweitern<br />

und gleichzeitig das Wachstum von Bakterien hemmen.<br />

Und sie können angepasst werden. Sollte es also zu Mutationen<br />

an der mRNA kommen, die das Ziel dieser Moleküle<br />

ist, dann müsste man nur das Oligonukleotid ein wenig<br />

verändern, um die Resistenz zu brechen. Von der Klinik<br />

sind wir aber noch weit entfernt. Ein proof-of-concept ist<br />

uns allerdings gelungen.“<br />

❙<br />

1 Carugati M et al.: Microbiological testing in adult inpatients with<br />

community-acquired <strong>pneumo</strong>nia: an international, observational<br />

cohort study. ECCMID <strong>2018</strong>; O0044<br />

2 Cizman M et al.: European Antibiotic Awareness Day: any impact on<br />

antibiotic consumption and public awareness? ECCMID <strong>2018</strong>, E0019<br />

3 Yahav D et al.: Seven vs. 14 antibiotic days for the treatment of Gramnegative<br />

bacteraemia: non-inferiority randomized controlled trial,<br />

session Clinical. ECCMID <strong>2018</strong>; O1120<br />

4 Równicki M et al.: Detonate an internal bomb. Bacterial toxin-antitoxin<br />

systems as a target for novel antimicrobials. ECCMID <strong>2018</strong>; O0250<br />

Wissenschaftliche Vorträge und Posters im Rahmen des European<br />

Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID),<br />

Amsterdam, 13.–16.4.18<br />

22 <strong>pneumo</strong> CC 5/18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!