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CliniCum pneumo 05/2018

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weisbar. Diese Studie zeigt uns jetzt einen möglichen<br />

Mechanismus über den Föten durch Umweltverschmutzung<br />

geschädigt werden können. Das sollte nicht nur Kliniker,<br />

sondern auch die Politik auf den Plan rufen. ❙<br />

Liu N et al.: Do inhaled carbonaceous particles translocate from the<br />

lung to the placenta? ERS-Kongress <strong>2018</strong>; Late Breaking Abstract<br />

PA360, präsentiert im Rahmen der Session “Occupational and<br />

environmental lung disease”<br />

Wenn Arbeit die Lunge<br />

schädigt<br />

Exposition gegenüber unterschiedlichen Noxen am Arbeitsplatz<br />

ist eine häufige Ursache pulmologischer Erkrankungen. Das<br />

betrifft keineswegs nur den Bergbau und andere mit Extrembelastungen<br />

verbundene Berufe, sondern auch Gastronomie<br />

und Landwirtschaft.<br />

❙ ❙ „Healthy Lungs for Life“ ist eine gemeinsame Kampagne<br />

der European Respiratory Society (ERS) und der European<br />

Lung Foundation (ELF) mit dem Ziel, das Bewusstsein<br />

für die Bedeutung von Lungengesundheit zu schärfen<br />

und Lungenerkrankungen zu reduzieren. Im Rahmen einer<br />

eigenen Session wurden am Kongress ausgewählte,<br />

für das Thema Lungengesundheit relevante Abstracts präsentiert.<br />

Ein Fokus waren dabei Arbeiten, die sich mit Lungenschäden<br />

infolge von Belastungen am Arbeitsplatz beschäftigen.<br />

Lungenbelastung durch Kebabgrill<br />

So zum Beispiel eine türkische Studie über die pulmologischen<br />

Risiken des Kebab-Grillens. 1 Eine Gruppe der Harran<br />

University School of Medicine, Sanliurfa, Türkei, führte<br />

in drei Kebab-Restaurants in der Provinz Urfa Feinstaubmessungen<br />

sowie Lungenfunktionstests bei den<br />

Beschäftigten durch. Und gelangte zu durchaus unerfreulichen<br />

Ergebnissen. Sowohl PM10- als auch PM2,5-Partikel<br />

waren in den Restaurants in hoher Konzentration –<br />

und in weit höherer Konzentration als in den Straßen vor<br />

den Restaurants – vorhanden. Das führte zu einer Beeinträchtigung<br />

der Lungenfunktion bei den Beschäftigten.<br />

Gemessen wurden eine FVC von 93 Prozent sowie ein<br />

… noch mehr vom ERS-Kongress <strong>2018</strong><br />

Weitere Interviews und Kurzberichte finden<br />

Sie unter https://medonline.at/spezial/10013754/ers-<strong>2018</strong><br />

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Dr. Tobias Welte<br />

im Interview zu<br />

seinen Zielen als<br />

ERS-Präsident<br />

FEV 1 von 95 Prozent. Auch die expiratorischen Flussraten<br />

waren eingeschränkt. Die reduzierte Lungenfunktion korrelierte<br />

mit Beschwerden. So litten mehr als 70 Prozent<br />

unter Husten, brennenden Augen und Dyspnoe, 83,5 Prozent<br />

gaben ein Engegefühl in der Brust an, 95 Prozent<br />

Kopfschmerzen, und alle Befragten klagten über Fatigue.<br />

Reinigungsmittel und Atemwege<br />

Während zur Lungenbelastung durch den Kebab-Grill Daten<br />

noch relativ spärlich vorhanden sind, gibt es zu den Wirkungen<br />

von Reinigungsmitteln auf die Atemwege mittlerweile<br />

umfangreiche Literatur. Am Kongress wurde nun ein<br />

systematischer Review von 47 Arbeiten zu diesem Thema<br />

vorgestellt. 2 Die Autoren schickten voran, dass die tägliche<br />

Arbeit mit Reinigungsmitteln nachweislich mit Asthma<br />

bronchiale assoziiert ist – dass zu anderen respiratorischen<br />

Erkrankungen jedoch bislang wenig Evidenz verfügbar sei.<br />

Sie führten eine Literatursuche nach Arbeiten durch, in denen<br />

Assoziationen zwischen der Exposition gegenüber Reinigungsmitteln<br />

und zumindest einem respiratorischen<br />

Endpunkt in einer Population professioneller Reinigungskräfte<br />

untersucht wurde. Die Qualität der Arbeiten wurde<br />

nach dem GRADE-System bewertet. Insgesamt wurden 47<br />

Studien identifiziert, die in die finale Analyse eingeschlossen<br />

werden konnten. Diese zeigten erhöhtes Asthmarisiko<br />

mit einem Trend zu einer positiven Korrelation von Dosis<br />

und Risiko. Dieser Trend wurde auch in Populationsstudien<br />

gefunden, war dort jedoch schwächer als in Studien, die<br />

sich auf das professionelle Umfeld konzentrierten. Die<br />

Exposition gegenüber Reinigungsmitteln war auch signifikant<br />

mit erhöhtem COPD-Risiko assoziiert. Zur Häufigkeit<br />

bronchialer Hyperreagibilität und Rhinitis waren die Daten<br />

widersprüchlich. Keine signfikanten Assoziationen wurden<br />

mit Atopie und FeNO gefunden.<br />

Risikofaktor Landwirtschaft<br />

Auch die Landwirtschaft kann das Risiko von Erkrankungen<br />

der Lunge erhöhen. Das zeigt etwa eine Studie, die<br />

mazedonische Milchbauern mit Büroangestellten verglich<br />

und bei den Landwirten eine erhöhte Prävalenz respiratorischer<br />

Symptome fand. 3 Insbesondere im Hinblick<br />

auf bronchiale Hyperreagibilität schnitten die Bauern<br />

schlechter ab mit einer Prävalenz von 19,3 Prozent im Vergleich<br />

zu 12,5 Prozent (4,43 vs. 5,16mg/mL). Eine weitere<br />

Studie fand bei 41 Prozent einer Kohorte französischer<br />

Landwirte IgE-Sensibilisierung, wobei die häufigsten auslösenden<br />

Allergene Wespengift, Hausstaubmilben und<br />

Gräserpollen waren. 4 <br />

❙<br />

1 Sak Z et al.: Kebab restaurant workers: A Risky Business. ERS-Kongress<br />

<strong>2018</strong>, Abstract 435; 2 Archangelidi O et al.: Cleaning products and<br />

respiratory health effects in professional cleaners: A systematic review.<br />

ERS-Kongress <strong>2018</strong>, Abstract 2099; 3 Stoleski S et al.: Asthma associated<br />

with occupational exposure in dairy farmers. ERS-Kongress <strong>2018</strong>,<br />

Abstract 3181; 4 Clerc S et al.: Specific IgE sensitization and asthma<br />

in French farmers. ERS-Kongress <strong>2018</strong>, Abstract 4436<br />

Foto: medonline<br />

36 <strong>pneumo</strong> CC 5/18

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