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CliniCum pneumo 05/2018

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Infektiologie<br />

The Black<br />

Death<br />

Jahrhundertelang war sie eine Geißel der Menschheit: die Pest.<br />

Mittlerweile hat sie ihren Schrecken verloren, obwohl es nach wie<br />

vor immer wieder zu kleineren Ausbrüchen kommt.<br />

Von Mag. Michael Krassnitzer, MAS<br />

❙❙<br />

Franz Barisch galt am pathologisch-anatonischen Institut<br />

in Wien als zuverlässiger und erfahrener Labormitarbeiter,<br />

der – wie es hieß – „sich im Dienste stets nüchtern“<br />

erwiesen hatte. Dennoch unterlief ihm im Oktober 1898<br />

wohl eine Unachtsamkeit, und er infizierte sich mit Pesterregern,<br />

die eine Delegation der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften im Jahr zuvor aus Indien mitgebracht<br />

hatte. Barisch steckte auch Priv.-Doz. Dr. Hermann,<br />

Franz Müller von der I. Medizinischen Klinik und die nicht<br />

diplomierte Pflegerin Albine Pecha mit der tödlichen Seuche<br />

an. Alle drei Infizierten verstarben binnen weniger Tage<br />

an der Pest. Für Müller wurde ein Denkmal errichtet,<br />

Pecha wurde immerhin in einem Ehrengrab beigesetzt –<br />

nur Barisch, der für den Ausbruch „Laborpest“ verantwortlich<br />

gemacht wurde, erhielt keine posthume Ehrung.<br />

Entvölkertes Europa<br />

Das war das letzte Mal, dass in Österreich Menschen an der<br />

Pest verstarben. Jahrhundertelang hatte die Seuche immer<br />

wieder in Europa gewütet. In der Antike, zur Zeit Kaiser<br />

Justinians, hatte sich die Pest erstmals von Konstantinopel<br />

aus über den ganzen Kontinent ausgebreitet. Eine große<br />

Pandemie zwischen 1346 und 1353, die später als „Schwarzer<br />

Tod“ bezeichnet wurde, forderte geschätzte 25 Millionen<br />

Todesopfer – ein Drittel der damaligen europäischen<br />

Bevölkerung, ganze Landstriche wurden entvölkert. Auch<br />

im Jahr 1541 fiel ein Drittel der Wiener Bevölkerung einer<br />

Pestpandemie zum Opfer. 1679 wurden in Wien 12.000 Tote<br />

gezählt, in diesem Jahr soll der Wiener Straßensänger, der<br />

als der „Liebe Augustin“ bekannt wurde, betrunken in eine<br />

Pesttotengrube gefallen sein, ohne danach zu erkranken.<br />

Und das waren nur die besonders opferreichen Pandemien.<br />

Der letzte große Ausbruch der Pest in Österreich forderte in<br />

den Jahren 1713/14 alleine in Wien 9.000 Opfer.<br />

Indra: „Weltweiter Hotspot der Pest<br />

ist heute Madagaskar.“<br />

Beulen- und Lungenpest<br />

„Die Pest ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium<br />

Yersinia pestis hervorgerufen wird“, erklärt Priv.-<br />

Doz. Dr. Alexander Indra von der Österreichischen Agentur<br />

für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die<br />

als nationale Referenzzentrale für Pest-Erkrankungen<br />

fungiert. Eine Infektion führt zunächst zu Symptomen wie<br />

bei einer schweren Grippe mit starkem Temperaturanstieg<br />

und Schüttelfrost, dann schwellen Lymphknoten zu<br />

dicken Beulen an. Unbehandelt führt eine solche Beulenpest<br />

oder Bubonenpest – bubon bedeutet im Altgriechischen:<br />

Beule – in mehr als der Hälfte der Fälle zum Tod. In<br />

der Folge einer Beulenpest kann sich beim Betroffenen<br />

eine sekundäre Lungenpest entwickeln. Hierbei lösen die<br />

Erreger eine Lungenentzündung aus, die zu Husten und<br />

Auswurf blutigen und hochinfektiösen Schleims, im Weiteren<br />

zur Zerstörung von Lungengewebe führt. Erfolgt die<br />

Pestinfektion durch direkten Kontakt mit infektiösen (Husten-)Tröpfchen,<br />

spricht man von einer primären Lungenpest.<br />

Nach der initialen Symptomatik mit hohem Fieber,<br />

Schüttelfrost und starken Kopfschmerzen kommt es<br />

Foto: CDC/Christina Nelson, MD, MPH<br />

26 <strong>pneumo</strong> CC 5/18

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