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Serie „Meldepflichtige Erkrankungen in der Pneumologie“, Teil 5<br />
Haemophilus influenzae &<br />
Pneumokokken<br />
Beide Erreger können schwere invasive Infektionen verursachen.<br />
Während Haemophilus influenzae vom Serotyp b dank konsequenter<br />
Impfungen kaum mehr nachgewiesen wird, sind Infektionen bei<br />
Pneumokokken im Steigen begriffen. Von Mag. Christina Lechner<br />
■■Invasive Pneumokokken-Erkrankung (IPE)<br />
Nach Angaben der Nationalen Referenzzentrale für Pneumokokken<br />
bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit<br />
(AGES) wurde 2017 in Österreich bei 545<br />
Patienten eine IPE registriert, 34 davon sind daran verstorben.<br />
Dies entspricht einer Inzidenz von 6,2/100.000<br />
Personen bzw. einer Mortalität von 0,4/100.000. Im Rückblick<br />
lag 20<strong>05</strong> die Inzidenz bei 1,52/100.000 und ist seither<br />
kontinuierlich angestiegen. Allerdings lässt sich nicht genau<br />
feststellen, ob dies auf einen tatsächlichen Anstieg oder<br />
auf ein genaueres Meldeverhalten zurückzuführen ist.<br />
Übertragungsweg ist eine Tröpfcheninfektion, wobei bis zu<br />
50 Prozent der gesunden Erwachsenen im Nasen-Rachen-<br />
Raum mit Pneumokokken besiedelt sind. Fast die Hälfte<br />
aller IPE (48 Prozent) manifestiert sich in Form einer Pneumonie,<br />
gefolgt von Pneumonie mit Sepsis (24 Prozent) und<br />
Sepsis (13 Prozent). Kinder unter einem Jahr sowie Personen<br />
ab dem 65. Lebensjahr sind am häufigsten betroffen.<br />
Auch im internationalen Bericht des European Centre for<br />
Disease Prevention and Control (ECDC) wird auf eine ähnliche<br />
Altersverteilung wie in Österreich hingewiesen, wobei<br />
Männer in allen Altersgruppen etwas häufiger erkranken<br />
dürften als Frauen. Zusätzlich verweist das ECDC auf eine<br />
saisonale Schwankung der Infektionszahlen mit einer Häufung<br />
in der kalten Jahreszeit. „Natürlich gibt es im Zusammenhang<br />
mit viralen Infektionen in der Grippesaison eine<br />
Häufung von Pneumokokken-Infektionen. Gerade in den<br />
vergangen Sommermonaten haben wir allerdings einige<br />
Patienten mit schweren Pneumokokken-Pneumonien stationär<br />
behandelt“, berichtet Dr. Josef Bolitschek, Leiter der<br />
Abteilung für Lungenkrankheiten am LKH Steyr.<br />
Patienten mit IPE sind in der Regel sehr schwer erkrankt<br />
und in einem reduzierten Allgemeinzustand, zumal es sich<br />
oft um betagte Patienten mit einer Reihe Komorbiditäten<br />
handelt. Besonders gefährdet sind etwa Patienten mit<br />
COPD. Boltischek glaubt zudem, dass die tatsächliche Inzidenz<br />
über der mit 6,2/100.000 gemeldeten liegen könnte:<br />
„Es ist gut möglich, dass nicht jeder Fall entsprechend<br />
durch den Erregernachweis bestätigt wird.“ Unklarheiten<br />
könnten zudem im Hinblick auf die Definition der IPE bestehen.<br />
„Eine solche ist auf jeden Fall zu diagnostizieren,<br />
wenn die Erreger in normalerweise sterilen Kompartments<br />
wie Blut, Liquor oder Pleuraflüssigkeit nachweisbar sind“,<br />
betont Bolitschek.<br />
Obwohl Pneumokokken die häufigsten Erreger der meist<br />
ambulant behandelten Community-acquired Pneumonia<br />
(CAP) sind, ist eine schwere Pneumokokken-Pneumonie<br />
Fotos: demaerre/GettyImages, iLexx/GettyImages, CDC/Clark<br />
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