FINE Das Weinmagazin 03/2018 - Die Vignobles Silvio Denz
FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: Matarocchio
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VINOTHEKEN [3]<br />
Auch wenn der Umgang mit so illustren<br />
Namen wie Haut-Brion, Lafite oder Rieussec<br />
etwas salopp erscheint – solche Raritäten<br />
locken auch Kunden aus China und Asien.<br />
mich halt nicht interessiert«, brummelt Torsten Görke, »eingeladen<br />
hat mich mein Vater immer, hingegangen bin ich aber<br />
nie«. Um 1997 hatte er sein Erweckungserlebnis: Es war ein<br />
1989er Château L’Eglise-Clinet. »<strong>Das</strong> hat mich nicht mehr losgelassen.<br />
Wow. Seitdem ist guter Bordeaux mein Nullmeridian.«<br />
Hardy Rodenstock gab ihm später Tipps zum Probieren<br />
und Subskribieren, zum 40. Geburtstag organisierte er<br />
für seinen Sohn eine Probe aus einer Doppelmagnum<br />
1964er Petrus. »Mein größter Fehler war, dass ich zu spät mit<br />
dem Wein angefangen habe«, sinniert der, »ich habe drei- bis<br />
vierhundert Flaschen zu wenig verkostet.« Bei den Kontakten ins<br />
Bordelais habe sich Torsten Görke von Rodenstock nicht helfen<br />
lassen, betont er: »Ich spreche<br />
kein Französisch, mehr als<br />
fünfundneunzig Prozent<br />
meiner Geschäftsbeziehungen<br />
im Bordelais habe ich mir<br />
selbst erarbeitet.« Doch zur<br />
Person seines Vaters pflegt<br />
er eine liebevolle Distanz:<br />
»Ich lebe mein Leben, er<br />
hatte seins.« <strong>Die</strong> Nachricht<br />
seines Todes hat er den Weggefährten<br />
und der Öffentlichkeit<br />
bekannt gemacht, nun<br />
ordnet er den Nachlass.<br />
In den gut zwanzig Jahren<br />
seit der Eglise-Clinet-Probe<br />
ist der ehemalige Werbeprofi<br />
zum Experten geworden:<br />
»Ich lerne heute, indem ich<br />
etwas höre oder koste. <strong>Das</strong><br />
genügt. Lange Erklärungen<br />
brauche ich nicht mehr.«<br />
Doch er geht auch mit sehr<br />
teuren Flaschen und Verkostungen<br />
entspannt, lässig<br />
und völlig bodenständig um.<br />
Weintheater ist Torsten Görke<br />
fremd; er stammt aus Gelsenkirchen, da trägt man das Herz auf<br />
der Zunge. <strong>Das</strong> hat sich herumgesprochen. So rief 2017 etwa<br />
die Künstlermanagerin der Arena in Oberhausen an: Er würde<br />
sich doch mit französischen Weinen auskennen? Torsten Görke<br />
bejahte. Sie war verzweifelt, denn die Mitglieder der berühmten<br />
britischen Heavy Metal Band Iron Maiden wollten unbedingt<br />
einen Wein hinter der Bühne haben, den sie nicht auftreiben<br />
konnte. Ob er nicht …? »<strong>Die</strong> wollten Le Montrachet nach dem<br />
Gig trinken – nicht so schlecht«, erinnert er sich, »ich habe<br />
sie gefragt, welcher Jahrgang es sein solle und wieviel sie pro<br />
Flasche ausgeben wollte.« Nach tiefem Durchatmen bestellte<br />
die Managerin den von ihm empfohlenen, viel günstigeren<br />
Puligny-Montrachet eines renommierten Betriebs. Später erfuhr<br />
er: <strong>Die</strong> Band war damit happy. Auch eine sehr laute Punkband<br />
gehört zu seinen Kunden: »<strong>Die</strong> ›Toten Hosen‹ bestellen<br />
bei mir Jahrgangs-Champagner für ihre Gigs. Sehr anständige<br />
Flaschen, etwa Agrapart oder Bollinger Vintage. <strong>Die</strong> wissen,<br />
was sie wollen.« Torsten Görke hat die Tradition seiner Weinhandlung<br />
noch einmal erfunden. Seine Zukunft beschreibt er<br />
wie ein Werbeprofi bei der Kundenpräsentation: »Ich führe<br />
nicht die größte Weinhandlung des Ruhrgebiets, aber meine<br />
ist sexy.« So ist es.<br />
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