phpro - Prozesstechnik für die Pharmaindustrie 05.2018
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<strong>phpro</strong> FOKUS LOHNFERTIGER<br />
durch <strong>die</strong> Anlage transportiert und verarbeitet. Dazu kommen Robotertechnik<br />
sowie ein speziell entwickeltes Multi-Transportsystem<br />
zum Einsatz. Verarbeitet werden Vial-Formate von 2 bis 30 ml bzw.<br />
Spritzenformate von 0,5 bis 5 ml und 3-ml-Karpulenformate.<br />
In der Verarbeitung besonders teurer Arzneimittel zahlen sich verschiedene<br />
Funktionen des Multiuse Fillers aus, <strong>die</strong> den Produktverlust<br />
minimieren. Im Anfahrmodus werden Behältnisse auf der Wägezelle<br />
befüllt. Der Vorteil: Schon während der anfänglichen Selbstkalibrierung<br />
des Füllsystems wird ein verkäufliches bzw. anwendungsfähiges<br />
Arzneimittel produziert. Die gleiche Funktion bietet<br />
sich zum Leerfahren am Batchende an, um eben nur das eine, das<br />
nicht mehr vollständig befüllbare Behältnis ausschleusen zu müssen.<br />
Während des Batches erkennen <strong>die</strong> zahlreichen Prozesskontrollen<br />
fehlendes Produkt genauso wie fehlende Stopfen und Bördelkappen.<br />
Die Redosing-, Restoppering- und Recapping-Funktionen<br />
unterbrechen bei Bedarf <strong>die</strong> getaktete (mehrstellige) Arbeitsweise.<br />
Mit dem automatischen Übergang in <strong>die</strong> Einzelverarbeitung und<br />
-steuerung wird an entsprechender Verarbeitungsposition korrigiert<br />
und automatisch zurück in <strong>die</strong> getaktete Arbeitsweise gewechselt.<br />
Sogar bei Druckerstörungen ist am Ende eines Batches ein Reprinting<br />
durchführbar, das kameragesteuert überprüft wird.<br />
Das Peristaltik-Pumpensystem ist eine Eigenentwicklung von Optima.<br />
Bis zu 1800 Behältnisse werden pro Stunde verarbeitet. Bei Bedarf<br />
können in den Multiuse Filler noch andere Füllsysteme ergän-<br />
NACHGEFRAGT:<br />
LOHNABFÜLLER MIT STARKEM TEAM<br />
Daniel Kehl, Geschäftsführer, Swissfillon<br />
Herr Kehl, welches Ziel hatten Sie bei der<br />
Gründung der Swissfillon?<br />
Kehl: Der Business-Plan bei Gründung von<br />
Swissfillon war anspruchsvoll. Unser Ziel<br />
waren vier Jahre von der Idee bis zur ersten<br />
Kundenabfüllung. Nicht wenige zweifelten<br />
im Vorfeld, ob <strong>die</strong>ses und noch ein weiteres<br />
Ziel umsetzbar wären: den Lohnabfüller mit<br />
einem schlanken Team effizient aufbauen<br />
und auch betreiben zu können.<br />
Welche Kundenzielgruppe hat Swissfillon<br />
im Visier?<br />
Kehl: Die Marktlücke, <strong>die</strong> Swissfillon fokussiert,<br />
beinhaltet unter anderem äußerst<br />
schwierig und komplex zu verarbeitende<br />
Arzneimittel. Bei hochpotenten Wirkstoffen<br />
wie neuen Krebsmedikamenten könnte sich<br />
nur ein einziger im Raum verdunstender<br />
Tropfen <strong>für</strong> Maschinenbe<strong>die</strong>ner schwer gesundheitsschädigend<br />
auswirken. Auch auf<br />
<strong>die</strong> besonders hochpreisigen Arzneimittel<br />
muss <strong>die</strong> Anlagentechnik speziell vorbereitet<br />
sein: Wenn bereits ein Milliliter eines Arzneimittels<br />
einen Wert von zum Beispiel<br />
10 000 Franken repräsentieren kann, muss<br />
<strong>die</strong> Füllgenauigkeit extrem hoch sein.<br />
Swissfillon versteht sich als Abfüll-Entwicklungspartner<br />
und Dienstleister <strong>für</strong> Kunden,<br />
deren Produkte sich in der Phase der klinischen<br />
Tests oder der Markteinführung befinden.<br />
Mit der Anlagenkonzeption lassen sich<br />
aber nicht nur besonders kleine, sondern<br />
auch kommerzielle Batches <strong>für</strong> kleinvolumige<br />
Produkte (bis zu 100 l) <strong>für</strong> hochspezialisierte<br />
Therapien oder seltene Krankheiten<br />
abfüllen. So bleiben <strong>die</strong> Kunden Kunden. Es<br />
lohnt sich nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> wenigsten pharmazeutischen<br />
Unternehmen, in <strong>die</strong>sem speziellen<br />
Bereich in eigene Anlagentechnik zu investieren,<br />
da <strong>die</strong>se kaum ausgelastet wäre.<br />
Wie kann ein Lohnabfüller in der teuren<br />
Schweiz in Visp umgeben von hohen Bergen<br />
auf der Kostenseite und auch logistisch<br />
bestehen?<br />
Kehl: Hier hilft uns der hohe Automatisierungsgrad<br />
der Multiuse Filler von Optima,<br />
der folglich wenig Personal erfordert. Die<br />
Pharmalogistik ist mit jedem anderen Standort<br />
im Hinblick auf den Arbeits- und Kostenaufwand<br />
vergleichbar. Die bisherigen<br />
Kunden kommen tatsächlich nicht aus der<br />
Schweiz, sondern dem europäischen und<br />
außereuropäischem Ausland. Eine weitere<br />
Besonderheit ist, dass bereits ein bis zwei<br />
Monate nach Kontaktaufnahme bzw. Auftragseingang<br />
bei Swissfillon abgefüllt werden<br />
kann.<br />
Welche Anforderungen hatten Sie an <strong>die</strong><br />
Anlagentechnik?<br />
Kehl: Um eine möglichst hohe Anlagenverfügbarkeit<br />
zu erzielen, sollte laut Planungen<br />
ein kompletter Produktwechsel innerhalb<br />
einer Arbeitsschicht durchführbar sein, einschließlich<br />
Formatumstellarbeiten, Isolatorzyklus<br />
und das Einrichten des neuen Disposable-Produktpfads.<br />
Dieses Ziel konnten wir<br />
zusammen mit Optima Pharma erreichen.<br />
Heute ist <strong>die</strong>s pro Schicht ohne Zeitdruck<br />
durchführbar. Auch in den Disposable-Produktpfad<br />
ist sehr viel Entwicklungsarbeit<br />
aller Kooperationspartner eingeflossen.<br />
Heute garantiert Swissfillon, dass im Verarbeitungsprozess<br />
keine produktberührende<br />
Komponente mit verschiedenen Produkten<br />
in Kontakt kommt und jedes Produkt erhält<br />
einen spezifischen Produktpfad.<br />
Ein weiteres Kriterium, das <strong>für</strong> eine maximale<br />
Produktausbeute bei hochpreisigen<br />
Arzneimitteln wichtig ist, war <strong>für</strong> uns <strong>die</strong><br />
Füllgenauigkeit. Hier ist Optima unübertroffen.<br />
Welche Anpassungen hat Optima <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Swissfillon-Anlage vorgenommen?<br />
Kehl: Optima ist es mittels eines ausgeklügelten<br />
Füll- und Verschließprozesses gelungen,<br />
an <strong>die</strong> Grenzen des physikalisch Machbaren<br />
zu gehen. Vials und Fertigspritzen<br />
werden nicht volumetrisch, sondern nach<br />
Füllgewicht dosiert und das komplett blasenfrei.<br />
Da Reinraum teuer ist, hat Optima<br />
<strong>die</strong> Abmessungen des Multiuse Fillers optimiert<br />
und platzsparend in U-Form angeordnet.<br />
Mit <strong>die</strong>ser einzigartigen Anlage ist<br />
Swissfillon perfekt auf aktuelle und zukünftige<br />
Aufgaben vorbereitet. Unterstützt von<br />
einem kleinen, hochqualifizierten Team an<br />
einem einzigartigen Standort, der Fachkräfte<br />
anzieht.<br />
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