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... der Steirer land ... Ausgabe 04 2018

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<strong>04</strong>018<br />

9 190001 016276<br />

47. <strong>Ausgabe</strong> Nr. <strong>04</strong>/ <strong>2018</strong> I EUR 5,00<br />

5 JEDER MENSCH HAT SEINE ZEIT 5<br />

Schnealiacht<br />

Seite 4<br />

lSeite 15<br />

Kin<strong>der</strong>leuchten<br />

Tagwerksgroschen<br />

lSeite 37<br />

Neumo<strong>der</strong>nes<br />

Glump<br />

lSeite 57<br />

3


4


Sehr geehrte<br />

Leserinnen und Leser<br />

von ...<strong>der</strong> steirer <strong>land</strong>...,<br />

so schnell ist das Jahr wie<strong>der</strong><br />

vergangen, so rasch flog die<br />

Zeit an uns vorüber! Weihnachten<br />

und bald darauf <strong>der</strong><br />

Jahreswechsel stehen vor <strong>der</strong> Tür. Ohne es zu wollen,<br />

lässt man die Monate Revue passieren, sinnt darüber<br />

nach, ob es ein gutes o<strong>der</strong> weniger gutes, ein<br />

gewinnbringendes o<strong>der</strong> ein verlustreiches Jahr war.<br />

Es kommt die Zeit <strong>der</strong> Vorsätze und jene Zeit, in <strong>der</strong><br />

man Enttäuschung erwartet. Warum? Ganz einfach:<br />

Wir erwarten immer etwas und werden ständig enttäuscht,<br />

wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden.<br />

Mühsam? Ja, das ist es. Also stellt sich mir die<br />

Frage, wieso wir uns permanent unter Druck setzen,<br />

indem wir Wünsche, die sich in uns hochschaukeln,<br />

auf an<strong>der</strong>e projizieren und nicht etwa selbst in die<br />

Hand nehmen. Ist es nicht viel schöner, sich über die<br />

Dinge zu freuen, die von selber kommen, die einem<br />

zugetragen o<strong>der</strong> geschenkt werden, als sich über<br />

jenes zu ärgern, das man gerne hätte, for<strong>der</strong>t o<strong>der</strong><br />

erzwingt und das doch nicht erfüllt wird, weil <strong>der</strong><br />

Mensch gegenüber an<strong>der</strong>s ist als ich. Es weihnachtet…<br />

Während sich die eine Hälfte <strong>der</strong> Menschheit<br />

den Kopf darüber zerbricht, wie sie die an<strong>der</strong>e Hälfte<br />

beschenken soll, macht sich diese Gedanken darüber,<br />

ob wohl das Richtige kommen wird. Wichtig,<br />

nicht wahr – o<strong>der</strong> vielleicht doch ein wenig verhätschelt,<br />

frech und selbstgeißelnd?<br />

Als wir daheim den Entschluss fassten, uns Erwachsenen<br />

nichts mehr zu schenken, wurde Weihnachten<br />

wie<strong>der</strong> schön. Kein Zwang, kein Druck, keine<br />

Erwartungen und dadurch auch keine Enttäuschungen.<br />

Stattdessen ein herzliches Beisammensein, ein<br />

entspanntes Miteinan<strong>der</strong> und das wertvollste aller<br />

Geschenke – ein wenig Zeit für einan<strong>der</strong>. Mein Weihnachtwunsch<br />

an euch ist: Genießt, was da ist, und<br />

sucht nicht nach dem, was fehlt.<br />

In diesem Sinne wünschen mein Team und ich euch<br />

ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Start ins<br />

neue Jahr und viel Vergnügen bei eurer Reise durch<br />

unsere Geschichten.<br />

INHALT 5<br />

Schnealiacht 4<br />

Weisung von ganz oben 6<br />

Stritzelspielen 8<br />

Die Kunst, einfach Ich zu sein 10<br />

Mundart 12<br />

Kin<strong>der</strong>leuchten 15<br />

Woaßt as noch? 18<br />

Geschichtensammler 20<br />

Naturpark Südsteiermark 23<br />

Ein Freundschaftswun<strong>der</strong> 27<br />

Der letzte Brief 30<br />

Holz in <strong>der</strong> Hüttn 32<br />

Kräuter Rath 34<br />

Tagwerksgroschen 37<br />

Alte Liebe rostet nicht! 40<br />

Steiermärkische Berg- und Naturwacht 43<br />

Heh – do is nix" 47<br />

"<br />

Die „Stille Nacht“<br />

und ihre kleine Schwester 52<br />

Lea<strong>der</strong> Südsteiermark 54<br />

Alte Lie<strong>der</strong> – alte G’schichtn 56<br />

Neumo<strong>der</strong>nes Glump 57<br />

Aus Feuer, Erde & Stahl 62<br />

Buschenschänker 64<br />

Veranstaltungen 67<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von<br />

Ihr Karl Oswald<br />

erscheint am 1. März 2019.<br />

5


Heit is a richti kolti Nocht,<br />

i hob mi auf zum Betn gmocht.<br />

Trog, wos mi druckt und wer i bin,<br />

voll Demut zu an Krippal hin.<br />

Es Schnealiacht leichtat mir mein Weg,<br />

es zoagt mir jeden Stock und Steg.<br />

A jeda Stern vom Himml hea,<br />

sicht so sei Liacht im gfroanan Schnea.<br />

Wia tausend Diamanten rein,<br />

is gsaht vor mir <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>schein,<br />

als ob, ma sulls net glabn megn,<br />

da Herrgott uns sein Segn wüll gebn.<br />

So kolt wias woa, so hob i gfrorn,<br />

doch heit wird Hoffnung nei geborn,<br />

und jedes Joha zur längstn Nocht,<br />

gspiast, dass do doch wer bei uns wocht.<br />

A schwares Joha trog i als Lost,<br />

hob Sorgen ghobt und nia a Rost,<br />

da Schmerz hot druckt, des Herz hot brennt,<br />

hob oft den Herrgottsnamen gnennt.<br />

6


Doch wenn du glabst, dasst nix meha siachst,<br />

erscheint a neies hölles Liacht,<br />

wal heit in dieser bsondren Nocht,<br />

hots Christuskind Erlösung brocht.<br />

Sie kemman her von olli Seitn,<br />

da Grantscheam griaßt heit schon von Weitn.<br />

Wer wegn a Schuld dei Nähe weicht,<br />

is froh, wenn ma die Hand eam reicht.<br />

Da oani geht ganz stolz zum Dank,<br />

da andre bucklt, wal er krank.<br />

A Muatal bet fi as Augenliacht,<br />

a Dirndl, dass ihrn Liabstn siacht.<br />

Olli ziachts zum Krippal hin,<br />

duat liegt dos Liacht des Lebens drin.<br />

Wos vorher druckt hot, wird hiaz leicht,<br />

und Sorgenlost <strong>der</strong> Hoffnung weicht.<br />

I fi nd mei Kroft, mei Liacht, mein Muat<br />

– und woaß, z’letzt wird doch olles guat.<br />

Es is des Schnealiacht wun<strong>der</strong>schea,<br />

des hülft mia wieda hoam zan geha.<br />

7


WEISUNG<br />

von ganz oben<br />

Der Weihnachtsgottesdienst ist zu Ende. Der Pfarrer hat über das Wun<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Weihnacht gepredigt, in dem Gott sich ganz klein macht,<br />

obwohl er <strong>der</strong> „König <strong>der</strong> Welt“ sei.<br />

Mit meiner Tochter gehe ich nach <strong>der</strong> Messe noch<br />

zum Kripperl. Mit staunenden Augen betrachtet sie<br />

das Geschehen: die an Nylonfäden fliegenden Engel,<br />

den großen Stern über dem Stall, jede Menge<br />

Fußvolk – teilweise noch unterwegs, an<strong>der</strong>e schon<br />

angekommen: Schafe, Hirten, Bauersleute, Knechte,<br />

Mägde, die Heiligen Drei Könige. Ochs und Esel<br />

hinten in <strong>der</strong> Ecke, Josef und Maria mit seligem<br />

Blick auf das Jesuskindlein in <strong>der</strong> Futterkrippe.<br />

Plötzlich fragt mich meine Tochter: „Du, Papa, wie<br />

kommt es eigentlich, dass <strong>der</strong> ‚König <strong>der</strong> Welt‘ in einer<br />

Futterkrippe liegt? Wenn er ein König ist, müsste<br />

er ja eigentlich in einem Himmelbett schlafen.“<br />

Zuhause erzähle ich ihr folgende Geschichte: Vor<br />

über 2.000 Jahren hat Gott beschlossen, dass er<br />

den Menschen endgültig ganz nah sein möchte. Er<br />

will nicht mehr, dass die Menschen glauben, <strong>der</strong><br />

Abstand zwischen ihm und ihnen sei unendlich<br />

und seine Liebe könne nur über die Vermittlung<br />

von Priestern und durch Opfergaben erreicht werden.<br />

Nein, er wollte unmittelbar bei den Menschen<br />

sein. Er wollte bei ihnen wohnen. Deshalb wollte er<br />

Mensch werden. Er beauftragte den Engel Gabriel,<br />

mit einem Trupp Engel einen geeigneten Platz zu<br />

suchen. Der Engel Gabriel machte ein ratloses Gesicht,<br />

weil er nicht wusste, wo er mit <strong>der</strong> Suche<br />

beginnen sollte. Da nahm in Gott beiseite und erklärte<br />

ihm in ein paar Sätzen, was er vorhatte. Der<br />

Engel Gabriel staunte nicht schlecht, aber wenn <strong>der</strong><br />

Chef es so sagte, dann sollte es wohl so sein.<br />

Sie machten sich also am 23. Dezember auf den<br />

Weg zur Erde. Die Engel waren froh, einmal etwas<br />

An<strong>der</strong>es zu erleben, und freuten sich auf den Ausflug<br />

in eine <strong>der</strong> großen und wichtigen Städte <strong>der</strong> damaligen<br />

Zeit – denn wenn <strong>der</strong> große Gott Mensch<br />

wird, dann würde er wohl angemessen residieren.<br />

Als sie nun angekommen waren und die Ortstafel<br />

sahen, trauten sie ihren Augen nicht. Sie waren<br />

nicht in Rom, nicht in Alexandria, nicht in Athen<br />

o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> großen Städte. Nein, sie<br />

waren in Bethlehem – ein kleines Kaff südlich von<br />

Jerusalem, das sie kaum buchstabieren konnten. Bis<br />

zu diesem Tag hatten sie gar nicht gewusst, dass<br />

es diesen Ort überhaupt gab. Noch mehr staunten<br />

sie, als Gabriel nicht in den Ort hineinging, son<strong>der</strong>n<br />

am Ortsrand entlang ins freie Feld, bis er vor<br />

einem leeren Stall stehenblieb. „Wir sind da. Hier<br />

soll <strong>der</strong> König <strong>der</strong> Welt Mensch werden. Also, an<br />

die Arbeit! Bringen wir den Schuppen ein bisschen<br />

auf Vor<strong>der</strong>mann. Wenn es schon kein Schlosszimmer<br />

ist, soll es doch sauber sein.“ Und die Engel<br />

begannen zu fegen, zu wischen, zu blasen und zu<br />

räumen. Keine Spinnwebe entging ihren peniblen<br />

Blicken, kein Mäusepiepsen ihren feinen Ohren.<br />

Der Ochse musste – unter Protest – während <strong>der</strong><br />

Putzarbeiten den Stall verlassen. Er stand nur im<br />

Weg herum. Als sich <strong>der</strong> Tag dem Abend zuneigte,<br />

war die Arbeit beinahe getan: Das Strohlager für<br />

die Muttergottes war gerichtet, frisches Heu für<br />

Ochs und Esel in die Futterkrippe gegeben, ein Eimer<br />

frisches, handwarmes Wasser für die Geburt<br />

hingestellt und ein paar weiße Tücher dazugelegt.<br />

Für Josef gab es noch einen einfachen Hocker zum<br />

Ausruhen und an <strong>der</strong> Decke einen ordentlichen Haken<br />

zum Aufhängen <strong>der</strong> Laterne.<br />

Nun fehlte nur noch eines: die Liegestatt für das<br />

neugeborene Kind. Bei allem Hang zur Einfachheit<br />

weigerten sich die Engel, nur einen Haufen Stroh<br />

in die Mitte des Stalls zu geben, auf dem das Kind<br />

dann ruhen könnte. Sie durchstöberten nochmals<br />

den ganzen Stall und die Umgebung, doch fanden<br />

sie nichts in ihren Augen Passendes. Schließlich<br />

meinte einer <strong>der</strong> Engel: „Immerhin kommt ein Kö-<br />

8


Mag. Helmut Kirchengast<br />

Ombudsmann <strong>der</strong> steirischen Katholischen Kirche<br />

nigskind zur Welt. Da sollten<br />

wir wenigstens ein ordentliches,<br />

würdiges Wiegenbett<br />

für das Baby besorgen. Ich<br />

mach mich auf den Weg zum<br />

Palast des Königs Herodes. Dort gibt es doch in<br />

<strong>der</strong> Abstellkammer dieses goldene Wiegenbett mit<br />

Daunenbettwäsche und wun<strong>der</strong>schönen seidenen<br />

Überzügen.“ Der Engel Gabriel erhob Einspruch:<br />

„Es ehrt dich, dass du dem Gotteskind etwas<br />

Schönes gönnen möchtest, aber ich habe strikte<br />

Or<strong>der</strong> vom Chef – so einfach wie möglich.“<br />

Enttäuscht überlegten die Engel weiter. Da sagte<br />

einer: „Wir könnten doch ins Haus des Tuchhändlers<br />

Jakob gehen. Der hat ein einfaches, aber<br />

schönes hölzernes Wiegenbett, die Überzüge aus<br />

schlichtem Linnen und gefüllt mit Stroh.“ Auch<br />

damit erklärte sich <strong>der</strong> Engel Gabriel nicht einverstanden.<br />

Nachdenklich ließ er seinen Blick durch<br />

den Stall schweifen, bis er hinten in <strong>der</strong> Ecke die<br />

Futterkrippe sah. Mit zielstrebigen Schritten ging<br />

er auf sie zu, nahm einen Teil des Heus heraus und<br />

legte es für Ochs und Esel auf den Boden, ergriff<br />

diese mit kräftigen Armen und trug sie in die Mitte<br />

des Stalles. Er stellte sie neben das Strohlager,<br />

das für die Muttergottes bereitet war. „Ja, das ist<br />

das Richtige. Das wird dem Chef gefallen“, sagte<br />

er sich. Die an<strong>der</strong>en Engel murrten: „Der König <strong>der</strong><br />

Welt soll in einer einfachen Futterkrippe liegen?<br />

Was soll denn das? Ein Königskind gehört in eine<br />

königliche Wiege. Das ist doch unwürdig.“ „Nein,<br />

im Gegenteil! Das ist genau <strong>der</strong> rechte Ort. Es ist<br />

Weisung von ganz oben. Niemand soll sich schämen<br />

müssen, wenn er zu diesem Kind kommt.<br />

Niemand soll glauben, er sei unwürdig zum Kind<br />

zu gehen, weil er zu arm ist, zu wenig intelligent,<br />

zu wenig angesehen, zu wenig wichtig. Zu diesem<br />

Königskind sollen alle kommen können, unabhängig<br />

von Stand und Ansehen. Vor allem aber die,<br />

die sonst nirgendwo willkommen sind, mit denen<br />

niemand etwas zu tun haben will.“<br />

„Deshalb liegt <strong>der</strong> ‚König <strong>der</strong> Welt‘ in einer einfachen<br />

Futterkrippe“, sagte ich zu meiner Tochter.<br />

„Damit sich je<strong>der</strong> von uns zu ihm hintraut, von<br />

den edel gekleideten drei Königen bis zu den Hirten<br />

und den einfachen Leuten. Wir alle, so wie wir<br />

sind, sind herzlich willkommen. Denn in den Augen<br />

Gottes sind wir alle Könige.“<br />

8424 GABERSDORF 60 • WWW.DEUTSCHMANN.CC<br />

9


Einbrecher & neues Gewand<br />

Stritzelspielen<br />

Tradition ist in vielen Regionen <strong>der</strong> Steiermark das Stritzelschnapsen zu<br />

Allerheiligen. Dabei wird um den Einsatz eines Allerheiligenstritzels<br />

geschnapst und einen Tag lang wird die Tradition des Kartenspielens<br />

hochgehalten. Nicht so in Siebing beim Gasthaus Radl – dort wird<br />

gespielt und das gleich eine ganze „Stritzelwoche“ lang.<br />

Kartenspielen war immer schon ein vielgeliebter<br />

Zeitvertreib. Vor allem in jenen Monaten, in denen<br />

die Arbeit früher nie<strong>der</strong>gelegt wurde und die Nächte<br />

lang waren, frönten viele dieser Leidenschaft.<br />

Dabei wurde diskutiert, gestritten, getrunken und<br />

– wenn nötig – auch gerauft. So manches Grundstück<br />

und oft auch viel Geld wechselten dabei zum<br />

Leidwesen vieler Familien ihre Besitzer. Natürlich<br />

konnte sich das nur leisten, wer auch etwas hatte.<br />

Aus <strong>der</strong> Tradition heraus, so berichtete man mir,<br />

trafen sich vor Allerheiligen die Ärmsten <strong>der</strong> Armen,<br />

Knechte und Dienstleute, um ihr Kartenglück<br />

beim Stritzelspielen zu versuchen.<br />

Hier ging es nicht um Geld o<strong>der</strong> Grund und Boden,<br />

<strong>der</strong> Einsatz wurde vielmehr von zu Hause einfach<br />

mitgebracht: ein Allerheiligenstritzel. Warum sich<br />

hier, in <strong>der</strong> Region Siebing, Rohrbach, Rannersdorf,<br />

diese eigenwillige Art des Spielens entwickelte,<br />

weiß heute niemand mehr. Faktum ist, dass sie<br />

heute wie<strong>der</strong> stärker gepflegt wird denn je. Jung<br />

und Alt, Männlein und Weiblein versammeln sich<br />

in <strong>der</strong> Woche vor Allerheiligen beinahe täglich, um<br />

den Stritzelvorrat für diesen kirchlichen Feiertag<br />

aufzubessern. Je<strong>der</strong> ist willkommen und schnell ist<br />

die Spielweise erlernt, obwohl Männer und Frauen<br />

streng getrennt in zwei verschiedenen Gasträumen<br />

ihrer Leidenschaft frönen. Die Regeln sind einfach:<br />

Gespielt wird mit 32 Karten, wobei zwei bis acht<br />

Personen an einem Spiel teilnehmen können. Idealerweise<br />

sollten es aber vier sein, da sich sonst<br />

eine „Stritzelrunde“ sehr lange hinziehen kann.<br />

Der Erste mischt die Karten und teilt aus – je<strong>der</strong><br />

erhält vier Karten. Einzig bei <strong>der</strong> ersten <strong>Ausgabe</strong><br />

kann ein Mitspieler, falls er nur kleine Karten hat<br />

(zwischen Siebener und Zehner), seine Karten zurücklegen.<br />

Das tut er mit dem Spruch: „I kauf mir a<br />

neigs Gwandl“, allerdings nur ein Mal. Trumpf gibt<br />

es keinen und <strong>der</strong> Nächste in <strong>der</strong> Runde spielt auf.<br />

Überstechen ist Pflicht, ebenso wie das Bekennen<br />

<strong>der</strong> Farbe. Dabei bleiben die Karten aufgedeckt<br />

auf dem Tisch liegen; wer den Stich macht, darf als<br />

nächstes aufspielen. Was zählt, ist einzig und allein<br />

<strong>der</strong> letzte Stich. Wer diesen macht, bekommt einen<br />

10


Strich (einen Punkt). Sechs Striche braucht man,<br />

um das Spiel und somit den Stritzel zu gewinnen.<br />

Hat jemand bereits fünf Striche, so wird er zum<br />

Räuber, das heißt: Es fehlt ihm nur mehr eine gewonnene<br />

Runde und er heimst den Preis ein. Gibt<br />

es in <strong>der</strong> Spielrunde vier Räuber, also vier Mitspieler,<br />

dann haben jeweils fünf Runden gewonnen. So<br />

kann sich <strong>der</strong> Weg zu einem Stritzel schon ganz<br />

schön in die Länge ziehen.<br />

Hatte man es geschafft und wurde vom Räuber zum<br />

Gewinner, so gehörte einem <strong>der</strong> Stritzel. Schaffte<br />

man das zwei Mal, so ist es Brauch, den zweiten<br />

Stritzel aufschneiden zu lassen und am Tisch mit<br />

<strong>der</strong> Gruppe zu teilen. Das Spiel dauert so lange,<br />

bis alle eingesetzten Stritzel – einer pro Mitspieler<br />

– ausgespielt sind. Bekommt jemand einen Schnei<strong>der</strong>,<br />

das heißt, er machte in einem Durchgang keinen<br />

Punkt, so wird er verpflichtet, eine Runde Getränke<br />

zu spendieren. Früher, weiß Heli Radl zu erzählen,<br />

zahlten die Knechte ein Vierterl Sturm für<br />

die Mitspieler, je<strong>der</strong> trank einmal daraus und leer<br />

war dieses eine Glas. Heute sind die Kartenspieler<br />

etwas großzügiger. Je länger das Spiel dauert, desto<br />

mehr wird analysiert und diskutiert, die Stimmung<br />

steigt von Stunde zu Stunde, gegenseitig hält man<br />

sich seine Fehler vor und zieht sich auf. All das passiert<br />

mit so viel Spaß und Freude, dass je<strong>der</strong> gerne<br />

am nächsten Tag wie<strong>der</strong>kommt. Eine Woche geht<br />

das Stritzelspielen: Wer da ist, spielt – die älteren<br />

Generationen beginnen etwas früher, die jüngeren<br />

stoßen später dazu und alles passiert in einer gemeinschaftlichen<br />

Geselligkeit, wie man sie heute<br />

kaum noch findet. Was früher Brauch war, ist über<br />

die Jahre hinweg abgeflaut, aber nicht vergessen<br />

worden. Und als sich die Familie Radl vor Jahren<br />

dazu entschloss, diesen Brauch wie<strong>der</strong> aufleben zu<br />

lassen, waren die Älteren sofort dabei. Sie gaben<br />

ihr Wissen an die Jungen weiter und leben diese<br />

Tradition heute stärker denn je.<br />

Kein an<strong>der</strong>er Baustoff ist so universell verwendbar<br />

und bietet so viele Gestaltungsmöglichkeiten wie<br />

<strong>der</strong> Werkstoff Holz – Eigenschaften, die auch die<br />

Unternehmensphilosophie von Michi Watz und<br />

seinem Team prägen: Flexibilität, Stabilität<br />

und Verlässlichkeit.<br />

Von Carports und Terrassen über Holzriegelbauten<br />

und Hallen bis zur Königsdisziplin des Handwerks,<br />

dem Dachstuhl, reicht die Leistungspalette des<br />

Betriebes. Und weil Größe auch immer<br />

Verantwortung bedeutet, freut man sich<br />

beson<strong>der</strong>s über die vielen zufriedenen Kunden<br />

und erfolgreich umgesetzten Projekte.<br />

Wir wünschen frohe Weihnachten<br />

und ein gesundes neues Jahr!<br />

Holzbau Watz e.U.<br />

Sulmtalstraße 4<br />

8451 Heimschuh<br />

Tel.: +43 (3452) 75965<br />

Büro Mobil: +43 (664) 4426699<br />

www.holzbau-watz.at<br />

11


Daniela Posch<br />

DIE KUNST,<br />

EINFACH ICH<br />

ZU SEIN<br />

Sei dir genug und bettle nicht um Gunst und Herrenbrot und beuge nie dein<br />

Angesicht vor Fremden in den Kot. Und wenn ein Hochgebieter spricht:<br />

das Recht soll Unrecht sein, so blick ihm fl ammend ins Gesicht<br />

und ruf ein lautes NEIN!<br />

(Johann Wolfgang von Goethe)<br />

Diese Verse bekam ich mit zehn Jahren von einer<br />

wun<strong>der</strong>vollen Frau in mein Poesie-Album geschrieben<br />

und sie begleiten mich schon durch mein<br />

ganzes Leben. Wenn wir uns die Zeit nehmen und<br />

darüber nachdenken, wie oft wir eigentlich gegen<br />

unseren Willen Dinge tun o<strong>der</strong> auf ein Gleis gedrängt<br />

werden, das wir eigentlich für uns nicht vorgesehen<br />

haben, so kann diese Erkenntnis oftmals<br />

sehr schockierend sein. Wir Kin<strong>der</strong> unserer Zeit<br />

haben es uns zur Lebensaufgabe gemacht, an<strong>der</strong>en<br />

Menschen zu gefallen. Je<strong>der</strong> ist nahezu besessen<br />

davon, geliebt, geachtet und wertgeschätzt zu<br />

werden. Man opfert sein Selbst dem Wohlgefallen<br />

an<strong>der</strong>er, sei es im privaten o<strong>der</strong> im beruflichen Leben.<br />

Wann ist für jemanden die Schmerzgrenze<br />

erreicht, wann ist man zu dem geworden, <strong>der</strong> man<br />

nie sein wollte, wann wurde das wirkliche Ich zerstört,<br />

aufgegeben o<strong>der</strong> manipuliert? Die besagte<br />

wun<strong>der</strong>volle, erfahrene Frau meint dazu: Es gibt<br />

immer jemanden, <strong>der</strong> tut, und jemanden, <strong>der</strong> zulässt!<br />

Ein einfacher, aber dennoch kluger Satz mit<br />

so viel Bedeutung und Tragweite. Kompromisse<br />

und Meinungsverschiedenheiten gehören zum Leben<br />

dazu, ja.<br />

Wenn aber dann über den Kopf des an<strong>der</strong>en hinweg<br />

entschieden o<strong>der</strong> bestimmt wird, ist man nicht<br />

nur entmündigt, son<strong>der</strong>n fühlt irgendwann nichts<br />

mehr: Gleichgültigkeit – wohl eine <strong>der</strong> schlechtesten<br />

Methoden, um Ärger aus dem Weg zu gehen.<br />

Man wird gelenkt und dirigiert, bis es irgendwann<br />

nicht mehr wahrgenommen wird, bis es „egal“ ist.<br />

12


Will man den Weg des geringsten Wi<strong>der</strong>stands gehen<br />

o<strong>der</strong> den eines an<strong>der</strong>en? O<strong>der</strong> will man sein<br />

eigenes Leben leben? Es gibt nichts Schöneres, als<br />

geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen.<br />

Je<strong>der</strong> ist seines eigenen Glückes Schmied.<br />

Bevormundung ist nicht von Grund auf schlecht,<br />

sich anzupassen bedeutet nicht immer die Aufgabe<br />

seiner Persönlichkeit. Es gibt durchaus Menschen,<br />

die geführt werden wollen, denen<br />

es hilft, durch Führung in ihrem eigenen<br />

Ich groß zu werden. Dennoch sollte man<br />

immer mit viel Einfühlsamkeit und Bedacht<br />

jedem Menschen entgegentreten,<br />

<strong>der</strong> Führung braucht und will. Alle Menschen<br />

auf <strong>der</strong> Welt sind gleich viel wert. Es gibt<br />

außergewöhnliche, beeindruckende und imponierende<br />

Persönlichkeiten, aber auch solche ohne Tiefgang.<br />

Man kann sich messen und vergleichen o<strong>der</strong><br />

brüsten und aufzeigen. Man kann aber auch einfach<br />

seinen eigenen, für sich richtigen Weg gehen.<br />

Es ist jedem selbst überlassen, wie er sein Leben<br />

gestaltet, nutzt o<strong>der</strong> lebt. Aber eines sollte man<br />

sich nie absprechen lassen: sein ICH. Wir leben nur<br />

einmal und darum ist es essenziell, sein zu dürfen,<br />

wer man ist. Mit allen negativen und positiven Facetten.<br />

Das macht jeden einzelnen Menschen aus!<br />

Seine Einzigartigkeit!<br />

13


Unsere Sprache - unsere Seele<br />

bietln brautwerben Frog den Bürgermeister, damit er für dich bietln geht.<br />

ausbrennt ausgedörrt Hoffentlich kummt bold da Regn, die Wiesen is<br />

schon ganz ausbrennt.<br />

Sprula dünne Beine Ba deini Sprula kau koa Hosn passn.<br />

durchreitern sieben Geh den Heuschneaklag durchreitern,<br />

damit wir einen Grassamen haben.<br />

ohseichn abseihen Den Rahm von <strong>der</strong> Milch muaßt vorher ohseichn.<br />

Aum Spreu Wennst frech wirst, kriagst a Aum ins Gnack.<br />

ohblinsln zuzwinkern Zuerst hob i des Dirndl ohblinslt, dann hob is<br />

zum Tanzen ghult.<br />

verhaspln stolpern Ziach gscheiti Schuach an, damit du di net verhasplst.<br />

ohliachtn fotografieren Noch <strong>der</strong> Firmung loss ma uns heit ohliachtn.<br />

schichti beleidigt Wegen so einer Kleinigkeit brauchst net gleich schichti sein.<br />

gigatzn stottern Immer wenn er liagt, fangt er aun zum gigatzn.<br />

zingln hingezogen fühlen Er <strong>der</strong>f zwoar nix trinken, ober ma sicht, wie es eam zinglt.<br />

Guatsteher Bürge Wenn du die Wirtschoft kaufn wüllst, muaßt an<br />

Guatsteher bringen.<br />

Weipa Weintrauben Die letzten Weipa fressen die Vögel.<br />

Noagl kleine Menge/Rest Oa Noagl wird im Fassl wul noch drinnen sein.<br />

Heapeal hiefln unnötige Arbeit<br />

Wennst des so anfangst, kaunst glei Heapeal hiefln geha.<br />

kölban kalben Rennts um den Nochbarn, die Kuha is zan kölban.<br />

ohschloapfn abtragen A neuer Rock war föllig, deiner is eh schon<br />

ganz ohgschloapft.<br />

wegatzn hin und her bewegen Sitz endlich ruhig, in <strong>der</strong> Kirchenbank muaßt<br />

net die ganze Zeit wegatzn.<br />

Bauchream Gürtel Des Essn woa so guat, dass i mein Bauchream<br />

um a Loch weiter mochn muaß.<br />

NOSTALGIE AUF RÄDERN<br />

Oldtimer Museum & Stüberl<br />

Nestelberg 94, 8452 Großklein<br />

Tel.: 0660/7575278<br />

info.nostalgie@gmx.at<br />

14<br />

www.nostalgie-auf-rä<strong>der</strong>n.at<br />

Geöffnet Donnerstag<br />

bis Sonntag 7 bis 22 Uhr<br />

ganztägig warme Küche<br />

Frühstücksbuffet<br />

von 8 bis 10 Uhr


GESCHICHTSTRACHTIG<br />

Weihnachts-Tracht<br />

So wie sich das Brauchtum rund um Weihnachten in den verschiedenen Regionen<br />

<strong>der</strong> Steiermark unterscheidet, so unterschiedlich sind auch die Trachten. Als Ausdruck<br />

unserer regionalen Identität und als sichtbares Zeichen einer lebendigen Volkskultur<br />

ist das Trachtengewand ebenso Teil unseres Brauchtums wie das<br />

Bekenntnis zu Weihnachten.<br />

Es kommt die Zeit, in <strong>der</strong> man etwas ruhiger wird,<br />

menschliche Werte und die Gemeinschaft in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund treten und das Heimatgefühl, verbunden<br />

mit kindlichen Erinnerungen, die Menschen<br />

innerlich zum Leuchten bringt. Es ist jene Zeit, in<br />

<strong>der</strong> das „Christkind“ kommt und Kin<strong>der</strong>herzen<br />

bereits Tage vor dem großen Fest in freudiger Erwartung<br />

schneller zu schlagen beginnen. Genau in<br />

dieser Zeit spürt ein je<strong>der</strong> von uns, dass es abseits<br />

<strong>der</strong> großen Einkaufsströme und des Massenkonsums<br />

doch noch mehr gibt, das tiefer geht als das<br />

bloße Verteilen von Geschenken. Es geht um Hoffnung,<br />

um Lebensfreude und darum, sich an diesen<br />

Tagen des Jahres seiner kindlichen Phantasie und<br />

seinem Wunsch nach Verbundenheit ein wenig näher<br />

zu fühlen. Es geht darum, an<strong>der</strong>en, aber auch<br />

sich selbst eine Freude zu bereiten.<br />

Gerade in dieser Zeit, wenn <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Christmette,<br />

<strong>der</strong> lange nicht gesehenen Verwandtschaft<br />

o<strong>der</strong> des Weihnachtsgottesdienstes ansteht, verspürt<br />

man unweigerlich den Wunsch, sich heimatbezogen,<br />

traditionell und bodenständig zu kleiden.<br />

Wie schön ist es mitanzusehen, dass Kin<strong>der</strong> voll<br />

Stolz mit <strong>Steirer</strong>rock und Dirndlgwand die Geburt<br />

Christi feiern. Wie leuchten die Augen <strong>der</strong> Eltern<br />

und Großeltern, wenn sie ihre nachfolgenden Generationen<br />

im zeitlich und modisch passenden<br />

Trachtengewand ihrer Vorfahren sehen. Und da jedes<br />

Kind ein Gottesgeschenk – sprich ein Christuskind<br />

– ist, steht auch hier das Gewand als sichtbares<br />

Zeichen dafür, wer wir sind und was wir sind.<br />

Dank <strong>der</strong> Tracht haben wir zu jedem Anlass das<br />

richtige Gewand – zeitlos und einfach schön, so<br />

wie uns <strong>der</strong> Christbaum und das Weihnachten unserer<br />

Kindheit im Gedächtnis geblieben sind. „Wir<br />

freuen uns, wenn sich die Menschen für echte<br />

Trachten und Trachtenmode interessieren. Getreu<br />

unserem Motto: Unser Trumpf ist die Vielfalt."<br />

SO WÜNSCHEN WIR IHNEN EIN<br />

GESEGNETES UND GLÜCKLICHES<br />

WEIHNACHTSFEST UND GLÜCK UND<br />

SEGEN FÜR DAS KOMMENDE JAHR.<br />

Ihre Familie Trummer<br />

Trachten Trummer GmbH<br />

Dietersdorf 76 am Gnasbach<br />

8093 St. Peter a.O.<br />

Tel. 03477/3150, trachten-trummer@aon.at<br />

Trachten Trummer am Kurpark<br />

Kaiser-Franz-Josef-Straße 1 • TOP 3<br />

8344 Bad Gleichenberg, Tel. 03159/446<strong>04</strong><br />

www.trachten-trummer.at<br />

15


16


GLANZ IN IHREN AUGEN<br />

KINDER-<br />

LEUCHTEN<br />

Frau Hildegard Nagy wurde 1928 in Leutschach geboren<br />

und war dort nach ihrer Ausbildung jahrzehntelang als Lehrerin<br />

und Direktorin an <strong>der</strong> Mädchenvolksschule tätig. In einer Zeit, als die<br />

Menschen nichts hatten, sorgte sie mit ihrem Kollegium für so<br />

manches kleine Weihnachtswun<strong>der</strong>.<br />

17


GLANZ IN IHREN AUGEN<br />

KINDERLEUCHTEN<br />

18<br />

Als ich in Leutschach das Licht <strong>der</strong> Welt<br />

erblickte, war die Zeit noch eine ganz<br />

an<strong>der</strong>e. Mein Vater hatte slowenische<br />

Wurzeln, beide Großelternteile stammten von<br />

dort, und er hat sich hier als Hutmachermeister<br />

und später als Bürgermeister einen Namen gemacht.<br />

Meine Mutter stammte aus Großwalz und<br />

war eine einfache Bauerntochter. Der Liebenswürdigkeit<br />

ihres Vaters war es zu verdanken, dass die<br />

beiden zusammenkommen durften. Mein Großvater<br />

hatte eigentlich mit einem Bauernsohn bereits<br />

ein Arrangement für sie getroffen: Der Sohn eines<br />

großen Bauern aus <strong>der</strong> Nachbarschaft sollte ihr<br />

Bräutigam werden. So wie <strong>der</strong> Großvater mit ihr<br />

nicht darüber sprach (es war ja seine Aufgabe, die<br />

Tochter gut unter die Haube zu bringen), so hat<br />

auch die Mutter ihm nie erzählt, dass sie eigentlich<br />

in den Hutmachermeister Bregar verliebt ist. Ihre<br />

ältere Schwester Antonia war damals ebenfalls am<br />

Hof des Großvaters, sie war verwitwet. Mit ihrem<br />

Mann lebte sie zuvor in Leoben, da dieser in <strong>der</strong><br />

Eisenindustrie arbeitete. Als er jedoch im Ersten<br />

Weltkrieg fiel, ist sie wie<strong>der</strong> heimgezogen. Eines<br />

Tages sagte <strong>der</strong> Großvater zur Mutter, dass <strong>der</strong> Roman<br />

vorbeikommen wird, um sie um ihre Hand zu<br />

bitten. Da begann die Mutter zu weinen und unter<br />

Tränen gestand sie, dass es da bereits einen an<strong>der</strong>en<br />

gibt, den sie gernhatte. Der Großvater reagierte<br />

sehr verständnisvoll, denn er wollte, dass<br />

sein Dirndl glücklich wird. So beschlossen beide,<br />

es dem zukünftigen – aber schon verflossenen –<br />

Roman zu sagen. Der reagierte ebenfalls ganz ruhig<br />

und meinte: „Dann nimm i hold die Tonnerl“.<br />

Der Fall war erledigt und eine wun<strong>der</strong>bare Ehe<br />

ist zwischen den beiden entstanden, ebenso wie<br />

zwischen Mutter und Vater. Mein Großvater hatte<br />

wirklich ein Händchen dafür, an<strong>der</strong>e glücklich zu<br />

machen. Ich liebte ihn dafür und viele Male hat er<br />

auch meine Augen zum Leuchten gebracht.<br />

Meine Schulzeit absolvierte ich in <strong>der</strong> Klosterschule<br />

in Leutschach. Weil es hier keine Hauptschule<br />

gab, so wurden wir – ich und einige wenige an<strong>der</strong>e<br />

– nachmittags von den Volksschullehrern über den<br />

Hauptschulstoff unterrichtet. Nur die letzte Klasse<br />

besuchte ich bereits in Graz. Danach schrieb ich<br />

mich in die Lehrerbildungsanstalt ein und bin, mit<br />

kriegsbedingten Unterbrechungen, 1947 Lehrerin<br />

geworden. Meine erste Stelle führte mich nach<br />

St. Veit am Vogau, doch bereits im folgenden Schuljahr<br />

durfte ich in Leutschach zu unterrichten beginnen.<br />

Die Nachkriegsjahre waren schlimm, die<br />

Menschen hatten oft nicht einmal das Notwendigste,<br />

um ihre Kin<strong>der</strong> satt zu bekommen, geschweige<br />

denn ein Geld, um ihnen etwas zu kaufen. Damals<br />

bin ich dem Kulturverband Graz beigetreten,<br />

weil ich erfahren habe, dass diese Organisation<br />

sich beson<strong>der</strong>s um die Schulen in <strong>der</strong> Grenzregion<br />

bemühte. Neben Lehrbehelfen, die wir dringend<br />

für den Unterricht benötigten, konnte ich so schon<br />

damals Diavorträge für unsere Kin<strong>der</strong> organisieren.<br />

In einer Zeit, in <strong>der</strong> es we<strong>der</strong> Fernsehapparate<br />

noch Kino gab, war dies eine richtige Sensation.<br />

Am Schönsten war aber die Weihnachtszeit. Der


Kulturverband organisierte in den großen Städten<br />

Sammlungen und so bekamen wir Bücher, Gewand,<br />

Spielsachen und Puppen geschenkt. Bis an<br />

die Decke stapelten sich die Schachteln in meinem<br />

kleinen Büro, aber wir wollten diese nicht einfach<br />

verteilen, son<strong>der</strong>n die Kin<strong>der</strong> überraschen.<br />

Einfaches Papier war rasch organisiert. Meine Kolleginnen<br />

und ich verbrachten viele Nachmittage<br />

und Nächte damit, für jedes einzelne Kind unserer<br />

Schule ein Päckchen zu richten. Man stelle<br />

sich das vor: Der Christbaum war damals schon<br />

das schönste Geschenk, niemand erwartete ein<br />

Paket und die Kin<strong>der</strong> freuten sich schon allein<br />

über den Lichterglanz und darüber, dass es vielleicht<br />

an diesem Tag etwas „Besseres“ zu essen<br />

gab. Es war so weit, <strong>der</strong> letzte Schultag vor dem<br />

Heiligen Abend. In je<strong>der</strong> Klasse warteten unzählige<br />

Packerln darauf, von den Mädchen in Empfang<br />

genommen zu werden. Mit großen, glänzenden<br />

Augen standen sie davor, wussten erst gar nicht,<br />

wie ihnen geschieht, und unendlich groß war die<br />

Freude über jedes einzelne Stück. Auch die Eltern<br />

wussten uns hinterher nicht genug zu danken. Für<br />

mich und meine Mitstreiter war es jede Minute,<br />

die wir investiert hatten, wert. Dieses kleine Weihnachtswun<strong>der</strong><br />

durften wir einige Jahre wie<strong>der</strong>holen,<br />

dann fing es den Menschen wie<strong>der</strong> besser zu<br />

gehen an und endlich fanden die Kin<strong>der</strong> daheim,<br />

unter dem Christbaum, Glück und Freude. Die Zeit<br />

schritt weiter, ich wurde Direktorin <strong>der</strong> Schule und<br />

es vergingen noch einmal 12 Jahre, bis ich wie<strong>der</strong><br />

ein kleines Weihnachtswun<strong>der</strong> erleben durfte.<br />

Im Jahr 1970 fanden in Polen Arbeiteraufstände<br />

statt und viele Menschen wurden zur Flucht gezwungen.<br />

Eines Morgens kam ich in meine zweite<br />

Klasse und sah da plötzlich ein fremdes Kind sitzen.<br />

Auf meine Frage, wer sie denn sei, antwortete<br />

sie nur ganz schüchtern mit: „Margret“. Weil auch<br />

keines <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> sie kannte, musste ich<br />

mich im Ort erkundigen, wer dieses Mädchen ei-<br />

gentlich ist. So kam ich drauf, dass ihre Eltern aus<br />

Polen geflohen waren, jetzt in einem Zimmer über<br />

einem Gasthaus untergebracht waren und auf ihre<br />

Weiterreise warteten. Sie kannten hier niemanden,<br />

haben sich auch bei mir nicht vorgestellt, nur die<br />

kleine Margret besuchte brav jeden Tag den Unterricht.<br />

Dann kam Weihnachten, das Mädchen<br />

wurde krank und ich sprach mit den Kin<strong>der</strong> darüber,<br />

dass die Kleine gar nichts hat und was es für<br />

die Familie bedeutet, allein und in einem fremden<br />

Land zu sein. Spontan wurde <strong>der</strong> Beschluss gefasst:<br />

Wir legen zusammen.<br />

Jedes Kind gab ein paar Groschen her, ich selber<br />

leistete meinen Beitrag dazu und als ich <strong>der</strong> Chefin<br />

im Geschäft erklärte, wofür diese große Puppe<br />

gebraucht wird, ließ sie ebenfalls noch ordentlich<br />

beim Preis nach, sodass wir sie kaufen konnten.<br />

Am Nachmittag des Heiligen Abends machte ich<br />

mich auf. Ich klopfte, jemand sagte „herein“ und<br />

als ich die Tür öffnete, schauten mich Vater, Mutter<br />

und die kleine Margret mit großen Augen an.<br />

Noch bevor ich ein Wort herausbrachte, sind mir<br />

alle drei um den Hals gefallen. Keiner war zu einem<br />

Wort fähig, Tränen flossen, Margret nahm<br />

ihre Puppe und ich selber wusste nicht, wie mir<br />

geschah. Als sie mich wie<strong>der</strong> losließen, habe ich<br />

ihnen frohe Weihnachten gewünscht und bin gegangen.<br />

Auf dem Nachhauseweg kam alles noch<br />

einmal hoch und wie<strong>der</strong> musste ich weinen. Diese<br />

Freude, diese Herzlichkeit, die Tränen in den<br />

Augen <strong>der</strong> Eltern und das Kin<strong>der</strong>leuchten in den<br />

Augen des Mädchens werde ich mein Lebtag lang<br />

nicht vergessen. Die Erkenntnis aus diesem Nachmittag<br />

habe ich mit meinen Schülern geteilt; sie<br />

besagt, dass sich ein je<strong>der</strong> sein Weihnachtswun<strong>der</strong><br />

selber schaffen kann.<br />

19


WOAßT AS NOCH?<br />

Über hun<strong>der</strong>te, ja sogar tausende von Jahren erfuhren die Werkzeuge des täglichen<br />

Gebrauchs zwar eine ständige Weiterentwicklung, aber kaum eine entscheidende<br />

Verän<strong>der</strong>ung. Erst im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t wurden viele unserer Hilfsmittel durch<br />

technische Errungenschaften abgelöst und beginnen seitdem langsam in Vergessenheit<br />

zu geraten. Erinnern Sie sich noch an den Verwendungszweck<br />

nachstehen<strong>der</strong> Werkzeuge?<br />

1 2<br />

4<br />

3 5 5<br />

Die Exponate wurden uns von www.erinnerungshof-hermann.at zur Verfügung gestellt.<br />

1) Bockschlitten<br />

Der Bock- o<strong>der</strong> Hornschlitten hat seinen Namen<br />

von den aufgebogenen Kufen, die an die Hörner<br />

eines Bocks erinnern. Es gab ihn in unterschiedlichen<br />

Größen und für verschiedenste Aufgaben:<br />

vom Holztransport bis zur Heueinbringung. Hier<br />

ein Kin<strong>der</strong>schlitten, <strong>der</strong> seinerzeit mit Sicherheit<br />

viel Freude bereitete.<br />

2) Lastschlitten<br />

Ebenfalls eine Variation des Bockschlittens ist<br />

dieser kleine Lastschlitten. Er wurde benötigt, um<br />

im Winter die Milchkannen zur Abgabestation<br />

zu bringen, die Einkäufe nach Hause zu schaffen,<br />

aber auch, um den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Sack Futter<br />

für das Wild zur Futterstelle zu bringen.<br />

20


3) Eissäge<br />

Die einzige Möglichkeit, etwas kühl zu halten,<br />

waren anno dazumal jene Eisblöcke, die man aus<br />

zugefrorenen Teichen und Seen heraussägte. In ihrer<br />

größten Ausprägung fanden sie in sogenannten<br />

Eiskellern Verwendung, wo meterhoch Eisblöcke<br />

aufgeschichtet waren und man Fleisch und an<strong>der</strong>e<br />

Dinge oft bis zu einem Jahr kühl halten konnte, bevor<br />

das Eis abschmolz.<br />

AKAZIENHOF<br />

St. Andrä / Höch<br />

6<br />

Daheim in Neudorf im Sausal<br />

4) Schneeschuhe<br />

Je höher die Lage und je schneereicher die Winter,<br />

umso eher kamen Schneeschuhe zum Einsatz. An<br />

den Schuhen befestigt, sorgten sie dafür, dass man<br />

sicheren Schrittes über den Schnee laufen konnte,<br />

ohne darin zu versinken.<br />

5) Schier<br />

Waren die ersten Schier noch aus den Taufen <strong>der</strong><br />

Fässer gemacht, so kamen bald jene „Brettln“<br />

zum Einsatz, die speziell gebogen waren. Anfangs<br />

reichte eine Schwarte aus, um dem Schuh Halt zu<br />

geben; später kam die Riemenbindung. Die kunstvolle<br />

Verzierung zeigt, wie wertvoll solche einfachen<br />

Schier für die Menschen früher waren.<br />

6) Schuheisen<br />

Die Schuheisen waren unerlässlich, wenn man sich<br />

in <strong>der</strong> kalten Jahreszeit aufmachte, um Eisblöcke<br />

aus dem See zu schneiden. Fest mit dem Schuhwerk<br />

verbunden, sorgten sie dafür, dass man auf<br />

<strong>der</strong> glatten Oberfläche einen Stand fand.<br />

Der Akazienhof steht für Plege und<br />

Betreuung mit Herz und Qualität und<br />

bietet seinen Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern ein familiäres Umfeld<br />

sowie individuelle Betreuung.<br />

Unser Angebot:<br />

• Langzeitplege<br />

• Betreuung für Menschen mit psychiatrischer<br />

Beeinträchtigung<br />

• Kurzzeitplege<br />

• Einzel und Doppelzimmer<br />

• Mo<strong>der</strong>nst ausgestattete Zimmer mit Bad,<br />

WC und TV<br />

• Individuelle Gestaltung <strong>der</strong> Zimmer<br />

gemäß den Wünschen <strong>der</strong> BewohnerInnen<br />

• Gemütliches Café mit Terrasse<br />

• Zuzahlung durch die öffentliche Hand<br />

möglich<br />

mit Herz<br />

Plege<br />

u n d Q ualität <br />

Infos: Frau Ilse Masser<br />

0664 881 25 463<br />

www.plegemitherz.co.at<br />

21


DIE GROßEN STEIRISCHEN<br />

Schließlich kam ein hübscher Graf in das Reich, <strong>der</strong><br />

nicht nur über alle Maßen wohlhabend war, son<strong>der</strong>n<br />

obendrein ein sehr anständiger junger Mann<br />

zu sein schien. Obwohl er we<strong>der</strong> seine Gefolgsleu-<br />

GESCHICHTEN-<br />

SAMMLER<br />

Zu je<strong>der</strong> Zeit gab es Menschen, die den Wert des Erzählgutes ihrer Mitmenschen<br />

erkannten, es aufzeichneten und so für die Nachwelt erhielten. Gemeinsam mit<br />

Peter Stelzl wollen wir Ihnen diese Sammler und Chronisten näherbringen<br />

und auszugsweise ihre Geschichten präsentieren.<br />

Romuald Pramberger (1877-1967)<br />

Pater Romuald Pramberger, in Pöchlarn geboren<br />

und in Mautern gestorben, war einer <strong>der</strong> profiliertesten<br />

Volkskundler. Er studierte Theologie,<br />

Rechtswissenschaften und Philosophie an den<br />

Universitäten Wien, Innsbruck und Rom und trat<br />

1899 in den Orden <strong>der</strong> Benediktiner ein. Ab 1903<br />

war er im Stift St. Lambrecht tätig, 19<strong>04</strong> wurde er<br />

zum Priester geweiht. Neben seiner wissenschaftlichen<br />

Arbeit vor Ort bestand sein Hauptwerk in<br />

<strong>der</strong> Sammlung von Sagen und Märchen aus <strong>der</strong><br />

Steiermark. Eine Auswahl davon ist im Buch „Märchen<br />

aus <strong>der</strong> Steiermark“ erstmals veröffentlicht<br />

worden. Pramberger war mit Viktor von Geramb<br />

befreundet, <strong>der</strong> ihn liebevoll als den „Steirischen<br />

Grimm“ bezeichnete. Im Universalmuseum Joanneum<br />

sind seine unzähligen und umfangreichen<br />

volkskundlichen Arbeiten fachgerecht aufbewahrt.<br />

DER WEIßE HIRSCH<br />

Es war einmal ein König, <strong>der</strong> eine Tochter im heiratsfähigen<br />

Alter hatte. Doch trotz seines Drängens<br />

konnte sich das schöne Kind für keinen <strong>der</strong><br />

Prinzen, die zahlreich um ihre Gunst warben, entscheiden.<br />

Schließlich wurde <strong>der</strong> König ungeduldig<br />

und fragte seine Tochter: „Jetzt waren schon so<br />

viele stattliche Herren mit größeren und kleineren<br />

Besitztümern bei uns, die dich nur allzu gerne zur<br />

Frau genommen hätten. Du aber hast allen deine<br />

Hand verweigert. Auf welchen beson<strong>der</strong>en Mann<br />

wartest du nur?“ Die Prinzessin antwortete: „Ach<br />

Vater, <strong>der</strong> Mann, dem ich meine Liebe schenke,<br />

braucht keinen Reichtum. Was er braucht, ist ein<br />

Herz, denn dieses ist viel mehr wert als das prunkvollste<br />

Königreich.“ Stolz auf die Weisheit seines<br />

Kindes, beschloss <strong>der</strong> König den Dingen ihren<br />

Lauf zu lassen und auf das Gespür seiner Tochter<br />

zu vertrauen.<br />

22


te noch das einfache Volk von oben herab behandelte,<br />

konnte sich die Prinzessin nicht so recht für<br />

ihn erwärmen. Sie wusste, dass <strong>der</strong> König sich diesen<br />

Grafen zum Schwiegersohn wünschte. In ihrer<br />

Verzweiflung suchte sie eine für ihre Schläue bekannte<br />

Zauberin auf. Diese riet dem Mädchen, den<br />

Mann bei <strong>der</strong> Jagd zu beobachten, denn im Schutz<br />

des Waldes würden Männer immer ihr wahres<br />

Gesicht zeigen. Um vom Grafen nicht erkannt zu<br />

werden und gleichzeitig das Vertrauen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Waldtiere gewinnen zu können, verwandelte<br />

die Zauberin die Königstochter in einen prächtigen,<br />

weißen Hirsch. Es dauerte nicht lange und <strong>der</strong><br />

Graf entdeckte das edle Tier. „Her mit <strong>der</strong> Armbrust!“,<br />

befahl er seinem Diener in schroffem Ton.<br />

Dieser zögerte und wies seinen Herren darauf hin,<br />

einem weißen Hirsch kein Leid zuzufügen, denn es<br />

könnte auch ein verzauberter Mensch sein. Doch<br />

<strong>der</strong> Graf blieb hart, schoss ohne mit <strong>der</strong> Wimper<br />

zu zucken und traf das Tier am Hinterlauf. Trotz<br />

seiner schweren Verletzung gelang es dem Hirsch,<br />

in das angrenzende Revier zu flüchten, wo er sich<br />

im weichen Moos zur Ruhe legte.<br />

Er bat den Prinz, ihn zum Schloss des Königs zu<br />

bringen. Dieser hob das schwere Tier auf seinen<br />

Rücken und machte sich sogleich auf den Weg.<br />

Im Königreich angekommen, schickte <strong>der</strong> Hirsch<br />

den warmherzigen Prinzen um die Zauberin. Diese<br />

kam sogleich ins Schloss geeilt, wo sie <strong>der</strong> am Fuß<br />

verletzten Prinzessin ihre schöne Gestalt wie<strong>der</strong>gab.<br />

Der König staunte nicht schlecht, als er seine<br />

vermisste Tochter wie<strong>der</strong>erkannte. Nachdem die<br />

Prinzessin von ihren Erlebnissen im Wald berichtet<br />

hatte, erhielt <strong>der</strong> reiche Graf vom König die Auffor<strong>der</strong>ung,<br />

sein Reich auf dem schnellsten Wege<br />

zu verlassen. Die Prinzessin verliebte sich in den<br />

Prinzen und sie zögerte keine Sekunde, ihn zu ihrem<br />

Gemahl zu nehmen. Denn ein gutes Herz ist<br />

wertvoller als das größte Königreich.<br />

Wie<strong>der</strong>entdeckt und neu bearbeitet von Peter<br />

Stelzl, festgehalten in seinem Buch<br />

„Steirischer Märchenschatz“.<br />

www.peter-stelzl.at Tel.: 03455/596<br />

Viele Waldtiere kamen herbei, leckten ihm seine<br />

Wunde und erzählten ihre Erlebnisse mit dem<br />

hartherzigen Grafen, <strong>der</strong> noch nicht einmal davor<br />

zurückschrecken würde, seine Waffe gegen Muttertiere<br />

zu richten. Der Herr ihres Reviers sei dagegen<br />

ein wahrer Edelmann. Noch nie hätte er ihnen<br />

etwas zuleide getan. Immer wäre er um ihr Wohl<br />

besorgt. „Unser Prinz ist zwar arm, aber sein Herz<br />

ist aus purem Gold“, erzählten sie dem Hirsch,<br />

<strong>der</strong> ihren Ausführungen interessiert lauschte. Am<br />

nächsten Morgen, kaum als die Sonne aufgegangen<br />

war, entdeckte <strong>der</strong> arme Prinz das verletzte<br />

Zauberwesen. Sofort entfernte er<br />

den Pfeil, versorgte die Wunde und<br />

sprach beruhigend auf das Tier<br />

ein. Zu seiner großen Verwun<strong>der</strong>ung<br />

begann <strong>der</strong> Hirsch wie ein<br />

Mensch zu sprechen.<br />

23


Einfach zum Nachdenken<br />

DER LETZTE<br />

BRIEF<br />

Ich schreibe dir diesen Brief. Die erste und zugleich letzte Nie<strong>der</strong>schrift dessen,<br />

was ich all die Zeit hindurch gedacht, gefühlt, gemeint, aber nie ausgesprochen<br />

habe. Ich schreibe ihn dir als Zeichen meiner Wertschätzung, als schriftlichen<br />

Beweis meiner Zuneigung und als Dokumentation, wie kläglich ich bei<br />

unserem emotionalen Umgang versagt habe.<br />

Mir zu wünschen, dass ich diese Worte vorgestern<br />

gesagt hätte, ist gegenstandslos. Heute ist heute<br />

und im Hier und Jetzt wird mir genau das vor Augen<br />

geführt. Mir vorzustellen, wie gut es dir getan<br />

hätte, diese Zeilen vor zwei Tagen geschenkt zu<br />

bekommen, verstärkt meinen Schmerz über meinen<br />

lie<strong>der</strong>lichen Umgang mit deiner Zuneigung.<br />

Es war immer selbstverständlich. Alles war selbstverständlich<br />

– deine Führung, deine Hilfe, deine<br />

Kunst, mir meine Fehler nachzusehen, und deine<br />

bedingungslose Liebe. Sie waren immer da. War<br />

ich glücklich, hast du dich zurückgenommen und<br />

dich im Stillen gefreut, während mir das Licht dieses<br />

Momentes die Sicht auf Wesentliches nahm.<br />

Ging es mir schlecht, tatest du dich hervor, schütztest<br />

und tröstetest mich, nahmst mich in den Arm<br />

und wurdest im größten Dunkel meines emotionalen<br />

Nie<strong>der</strong>gangs zu meinem Licht, das mich wie<strong>der</strong><br />

aus den tiefsten Höhlen, aus den selbstgeschaufelten<br />

Gräbern hinaus in den Sonnenschein brachte.<br />

Vorgestern warst du noch dieser Ankerpunkt, dieser<br />

Lichtschein, <strong>der</strong> mir durch mein ganzes Leben<br />

hindurch den Weg wies. Vorgestern wären Liebe<br />

und Zuspruch noch nicht auf taube Ohren gestoßen,<br />

vorgestern wären eine Umarmung und eine<br />

Freudenträne noch nicht in grenzenloser Leere verlorengegangen.<br />

Wie oft dachte ich: Ich muss es dir<br />

zeigen, dir geben, dir mitteilen, wie sehr du mein<br />

Leben bereicherst, wie sehr mich deine Gaben<br />

stärken und wie stolz ich darauf bin, dich hinter<br />

mir, an meiner Seite und schützend vor mir zu haben.<br />

Wie viele Male nahm ich mir vor zu reden, zu<br />

schreiben o<strong>der</strong> zu zeigen. Und genau um einmal<br />

mehr, als das Herz und <strong>der</strong> Geist mir rieten: „sag<br />

es“, genau um einmal mehr habe ich es nicht getan.<br />

Immer davon ausgehend, dass du um meine Wertschätzung,<br />

um meine Liebe zu dir weißt, habe ich<br />

einmal zu oft zurückgezogen und einmal zu wenig<br />

geredet. Jetzt sitze ich hier und schreibe, schreibe<br />

mir Tränen und Selbstkritik vom Leib, versuche geschenktes<br />

Glück auf totes Papier zu bringen und<br />

suche in Formulierungen nach einer Erlösung, die<br />

ein einziges Wort an dich mir längst geschenkt hätte.<br />

Vorgestern, ja vorgestern standen mir noch alle<br />

Wege offen, alle Worte zur Verfügung und du an<br />

meiner Seite. Heute zwingen mich Verzweiflung<br />

und Hoffnungslosigkeit dazu, den Dank nicht in<br />

dein Herz zu tragen, son<strong>der</strong>n einfach auf ein Blatt<br />

Papier zu zeichnen.<br />

Vorgestern war vom großen Licht noch ein kleiner<br />

Funke übrig und ich frage mich, ob ich, mit all <strong>der</strong><br />

Liebe, die ich dir ein Leben lang nicht mitteilte, das<br />

Feuer wie<strong>der</strong> ein klein wenig, zumindest für kurze<br />

Zeit, entfachen hätte können. Oh mein Gott! Was,<br />

wenn es so gewesen wäre, ich dein Lebenslicht mit<br />

simplen Worten, die ich bereits, seitdem ich den-<br />

24


ken kann, auf meinen Lippen trage, ein wenig verlängern<br />

hätte können, für Minuten, Stunden o<strong>der</strong><br />

einen Tag. Was wäre wenn… und dahinter die Sintflut.<br />

Eine Welle aus Schuldgefühlen, nicht ausgesprochenen<br />

Emotionen und nicht gezeigter Liebe.<br />

Erstickend in Selbstvorwürfen, nicht mein Licht an<br />

dich gegeben zu haben. Vorgestern, immer wie<strong>der</strong><br />

vorgestern! Gestern ist dein Licht erloschen, gestern<br />

hast du zum letzten Mal den Atem des Lebens<br />

eingesaugt und bist auf seinem Hauch in ein<br />

besseres, größeres Sein gegangen. Gestern bist du<br />

gestorben und alle Briefe dieser Welt können nicht<br />

gutmachen, was ich in all den Jahren versäumt<br />

habe. Aber auch dieses Problem liegt auf meiner<br />

Seite des Lebens. Wo du bist, ist Selbstmitleid keinen<br />

Gedanken mehr wert, wo du bist, leuchtet jenes<br />

Licht, dessen Funken ich, dank dir, im Herzen<br />

trage. Ich war nur zu beschäftigt, es dir zu sagen.<br />

Darum schreibe ich diesen Brief. Ich schreibe ihn in<br />

dem Wissen, dass du ihn nicht mehr lesen kannst,<br />

aber mit <strong>der</strong> Hoffnung, dass du – wo immer du<br />

auch bist – meine Gedanken fühlen wirst. Und ich<br />

schreibe diesen Brief für all jene, die ebenfalls zu<br />

beschäftigt sind. Gebt heute weiter, was das Herz<br />

euch erzählt, und teilt euren Lieben eure Liebe mit.<br />

Heute ist vorgestern… also keine Zeit verlieren, ansonsten<br />

sitzt ihr vielleicht übermorgen vor einem<br />

tränenbedeckten Blatt Papier.<br />

Vielfältig<br />

sind Gestecke und Blumenarrangements,<br />

um ihren Weihnachtszauber zu<br />

unterstreichen.<br />

Anmutig & schön<br />

sind jene, die wir aus Liebe an<br />

unsere Lieben verschenken.<br />

JENNY HELD und ihr Team lassen<br />

Blumen für Ihre Anlässe sprechen.<br />

Jennifer Held<br />

8452 Mattelsberg 62<br />

Tel. 03456 / 2078<br />

www.blumen-held.at<br />

ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

Montag bis Freitag: 8-12 und 14-18 Uhr<br />

Samstag: 8–12 Uhr<br />

25

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