... der Steirer land ... Ausgabe 04 2018
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Einbrecher & neues Gewand<br />
Stritzelspielen<br />
Tradition ist in vielen Regionen <strong>der</strong> Steiermark das Stritzelschnapsen zu<br />
Allerheiligen. Dabei wird um den Einsatz eines Allerheiligenstritzels<br />
geschnapst und einen Tag lang wird die Tradition des Kartenspielens<br />
hochgehalten. Nicht so in Siebing beim Gasthaus Radl – dort wird<br />
gespielt und das gleich eine ganze „Stritzelwoche“ lang.<br />
Kartenspielen war immer schon ein vielgeliebter<br />
Zeitvertreib. Vor allem in jenen Monaten, in denen<br />
die Arbeit früher nie<strong>der</strong>gelegt wurde und die Nächte<br />
lang waren, frönten viele dieser Leidenschaft.<br />
Dabei wurde diskutiert, gestritten, getrunken und<br />
– wenn nötig – auch gerauft. So manches Grundstück<br />
und oft auch viel Geld wechselten dabei zum<br />
Leidwesen vieler Familien ihre Besitzer. Natürlich<br />
konnte sich das nur leisten, wer auch etwas hatte.<br />
Aus <strong>der</strong> Tradition heraus, so berichtete man mir,<br />
trafen sich vor Allerheiligen die Ärmsten <strong>der</strong> Armen,<br />
Knechte und Dienstleute, um ihr Kartenglück<br />
beim Stritzelspielen zu versuchen.<br />
Hier ging es nicht um Geld o<strong>der</strong> Grund und Boden,<br />
<strong>der</strong> Einsatz wurde vielmehr von zu Hause einfach<br />
mitgebracht: ein Allerheiligenstritzel. Warum sich<br />
hier, in <strong>der</strong> Region Siebing, Rohrbach, Rannersdorf,<br />
diese eigenwillige Art des Spielens entwickelte,<br />
weiß heute niemand mehr. Faktum ist, dass sie<br />
heute wie<strong>der</strong> stärker gepflegt wird denn je. Jung<br />
und Alt, Männlein und Weiblein versammeln sich<br />
in <strong>der</strong> Woche vor Allerheiligen beinahe täglich, um<br />
den Stritzelvorrat für diesen kirchlichen Feiertag<br />
aufzubessern. Je<strong>der</strong> ist willkommen und schnell ist<br />
die Spielweise erlernt, obwohl Männer und Frauen<br />
streng getrennt in zwei verschiedenen Gasträumen<br />
ihrer Leidenschaft frönen. Die Regeln sind einfach:<br />
Gespielt wird mit 32 Karten, wobei zwei bis acht<br />
Personen an einem Spiel teilnehmen können. Idealerweise<br />
sollten es aber vier sein, da sich sonst<br />
eine „Stritzelrunde“ sehr lange hinziehen kann.<br />
Der Erste mischt die Karten und teilt aus – je<strong>der</strong><br />
erhält vier Karten. Einzig bei <strong>der</strong> ersten <strong>Ausgabe</strong><br />
kann ein Mitspieler, falls er nur kleine Karten hat<br />
(zwischen Siebener und Zehner), seine Karten zurücklegen.<br />
Das tut er mit dem Spruch: „I kauf mir a<br />
neigs Gwandl“, allerdings nur ein Mal. Trumpf gibt<br />
es keinen und <strong>der</strong> Nächste in <strong>der</strong> Runde spielt auf.<br />
Überstechen ist Pflicht, ebenso wie das Bekennen<br />
<strong>der</strong> Farbe. Dabei bleiben die Karten aufgedeckt<br />
auf dem Tisch liegen; wer den Stich macht, darf als<br />
nächstes aufspielen. Was zählt, ist einzig und allein<br />
<strong>der</strong> letzte Stich. Wer diesen macht, bekommt einen<br />
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