... der Steirer land ... Ausgabe 04 2018
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GLANZ IN IHREN AUGEN<br />
KINDERLEUCHTEN<br />
18<br />
Als ich in Leutschach das Licht <strong>der</strong> Welt<br />
erblickte, war die Zeit noch eine ganz<br />
an<strong>der</strong>e. Mein Vater hatte slowenische<br />
Wurzeln, beide Großelternteile stammten von<br />
dort, und er hat sich hier als Hutmachermeister<br />
und später als Bürgermeister einen Namen gemacht.<br />
Meine Mutter stammte aus Großwalz und<br />
war eine einfache Bauerntochter. Der Liebenswürdigkeit<br />
ihres Vaters war es zu verdanken, dass die<br />
beiden zusammenkommen durften. Mein Großvater<br />
hatte eigentlich mit einem Bauernsohn bereits<br />
ein Arrangement für sie getroffen: Der Sohn eines<br />
großen Bauern aus <strong>der</strong> Nachbarschaft sollte ihr<br />
Bräutigam werden. So wie <strong>der</strong> Großvater mit ihr<br />
nicht darüber sprach (es war ja seine Aufgabe, die<br />
Tochter gut unter die Haube zu bringen), so hat<br />
auch die Mutter ihm nie erzählt, dass sie eigentlich<br />
in den Hutmachermeister Bregar verliebt ist. Ihre<br />
ältere Schwester Antonia war damals ebenfalls am<br />
Hof des Großvaters, sie war verwitwet. Mit ihrem<br />
Mann lebte sie zuvor in Leoben, da dieser in <strong>der</strong><br />
Eisenindustrie arbeitete. Als er jedoch im Ersten<br />
Weltkrieg fiel, ist sie wie<strong>der</strong> heimgezogen. Eines<br />
Tages sagte <strong>der</strong> Großvater zur Mutter, dass <strong>der</strong> Roman<br />
vorbeikommen wird, um sie um ihre Hand zu<br />
bitten. Da begann die Mutter zu weinen und unter<br />
Tränen gestand sie, dass es da bereits einen an<strong>der</strong>en<br />
gibt, den sie gernhatte. Der Großvater reagierte<br />
sehr verständnisvoll, denn er wollte, dass<br />
sein Dirndl glücklich wird. So beschlossen beide,<br />
es dem zukünftigen – aber schon verflossenen –<br />
Roman zu sagen. Der reagierte ebenfalls ganz ruhig<br />
und meinte: „Dann nimm i hold die Tonnerl“.<br />
Der Fall war erledigt und eine wun<strong>der</strong>bare Ehe<br />
ist zwischen den beiden entstanden, ebenso wie<br />
zwischen Mutter und Vater. Mein Großvater hatte<br />
wirklich ein Händchen dafür, an<strong>der</strong>e glücklich zu<br />
machen. Ich liebte ihn dafür und viele Male hat er<br />
auch meine Augen zum Leuchten gebracht.<br />
Meine Schulzeit absolvierte ich in <strong>der</strong> Klosterschule<br />
in Leutschach. Weil es hier keine Hauptschule<br />
gab, so wurden wir – ich und einige wenige an<strong>der</strong>e<br />
– nachmittags von den Volksschullehrern über den<br />
Hauptschulstoff unterrichtet. Nur die letzte Klasse<br />
besuchte ich bereits in Graz. Danach schrieb ich<br />
mich in die Lehrerbildungsanstalt ein und bin, mit<br />
kriegsbedingten Unterbrechungen, 1947 Lehrerin<br />
geworden. Meine erste Stelle führte mich nach<br />
St. Veit am Vogau, doch bereits im folgenden Schuljahr<br />
durfte ich in Leutschach zu unterrichten beginnen.<br />
Die Nachkriegsjahre waren schlimm, die<br />
Menschen hatten oft nicht einmal das Notwendigste,<br />
um ihre Kin<strong>der</strong> satt zu bekommen, geschweige<br />
denn ein Geld, um ihnen etwas zu kaufen. Damals<br />
bin ich dem Kulturverband Graz beigetreten,<br />
weil ich erfahren habe, dass diese Organisation<br />
sich beson<strong>der</strong>s um die Schulen in <strong>der</strong> Grenzregion<br />
bemühte. Neben Lehrbehelfen, die wir dringend<br />
für den Unterricht benötigten, konnte ich so schon<br />
damals Diavorträge für unsere Kin<strong>der</strong> organisieren.<br />
In einer Zeit, in <strong>der</strong> es we<strong>der</strong> Fernsehapparate<br />
noch Kino gab, war dies eine richtige Sensation.<br />
Am Schönsten war aber die Weihnachtszeit. Der