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Berliner Kurier 09.12.2018

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AUTO<br />

Blinkmuffel haftet<br />

Auch ein falsch gesetztes<br />

Blinklicht kann zu einer<br />

Mithaftung bei einem Unfall<br />

führen. Und zwar, wenn<br />

der Fahrer kurz vor einer<br />

Kreuzung den Blinker setzt<br />

und dann doch geradeaus<br />

weiterfährt. So hat das<br />

Landgericht Saarbrücken<br />

(Az. 13 S34/13) entschieden<br />

und den Fahrer zur Zahlung<br />

von 20 Prozent des<br />

Schadens verurteilt.<br />

Abblendlicht an!<br />

Dr.Christian<br />

Buric, ADAC<br />

Pannenhilfe<br />

jetzt auch online<br />

Absofort ist unsere Pannenhilfe<br />

auch über das<br />

Internet erreichbar. Wer eine<br />

Panne hat, kann jetzt mit<br />

wenigen Klicks den ADAC<br />

kontaktieren und eine Pannenmeldung<br />

online absenden.<br />

Nötig ist lediglich ein<br />

Smartphone, Tablet oder<br />

PC mit Internetzugang.<br />

Pannenhilfe online kann<br />

dank GPS automatisch den<br />

genauen Pannenort ermitteln.<br />

Durch den aktuellen<br />

Status zum Auftrag bleibt<br />

der Havarist über den Stand<br />

seiner Pannenmeldung informiert<br />

und erfährt z.B.,<br />

wann unser Pannenhelfer<br />

losfährt. Die Telekom unterstützt<br />

das Projekt: Die<br />

ADAC-Pannenhilfe ist dadurch<br />

auch aus der Car-<br />

Connect-App erreichbar.<br />

URTEIL<br />

TIPPS<br />

AUTO-<br />

EXPERTE<br />

In der dunklen Jahreszeit<br />

ist eine einwandfreie Beleuchtung<br />

des Fahrzeugs<br />

noch wichtiger als sonst.<br />

Das Abblendlicht sollte<br />

man frühzeitig einschalten,<br />

reicht doch das Tagfahrlicht,<br />

das moderne Autos<br />

automatisch einschalten,<br />

oft nicht aus. Nebelleuchten<br />

dürfen nur eingeschaltet<br />

werden, wenn die Sichtweite<br />

unter 50 Meter liegt.<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Tel. 030/63 33 11-456<br />

(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />

E-Mail: berlin.service@dumont.de<br />

Die mobile Seite<br />

in Ihrem KURIER<br />

Partylaune auf<br />

Sparflamme<br />

Trotz sehr guter Schadstoffbilanz stehen<br />

die Zukunftschancen für Erdgas-Pkw<br />

(CNG) eher schlecht.Aber warum?<br />

Die Erdgaslobby wittert angesichts<br />

des Abgasskandals<br />

ihre historische Chance: Die<br />

Zulassungszahlen von Diesel-<br />

Pkw sind seit Monaten im<br />

Keller –ganz anders die der<br />

CNG-Autos, die an der Tankstelle<br />

Erdgas tanken.<br />

CNG bedeutet Compressed Natural<br />

Gas, CNG, ist also ein anderer<br />

Treibstoff als das flüssige<br />

Autogas Liquefied Petroleum<br />

Gas (LPG). Laut Kraftfahrt-<br />

Bundesamtes (KBA) in Flensburg<br />

wurden von Januar bis<br />

September 2018 viermal mehr<br />

Erdgasautos zugelassen als im<br />

Vorjahreszeitraum. Für Jahre<br />

führte die Antriebstechnologie<br />

mit einem Bestand rund 80000<br />

Autos ein Nischendasein. Kann<br />

die Erdgasparty nun endlich<br />

steigen?<br />

„In Zeiten von Diesel-Fahrverboten<br />

wird Erdgas als bezahlbare<br />

Alternative zu konventionellen<br />

Kraftstoffen immer<br />

stärker nachgefragt“, zeigt sich<br />

Timm Kehler, Vorstand der<br />

Brancheninitiative „Zukunft<br />

Erdgas“zuversichtlich. Hält der<br />

Trend an, rechnet die Initiative<br />

damit, dass der Bestandnoch in<br />

diesem Jahr auf rund 100000<br />

Fahrzeuge wächst. Es spreche<br />

sich herum, dass man mit sauberen<br />

Erdgasfahrzeugen gegen<br />

Fahrverbote gewappnet sei.<br />

Während Halter womöglich<br />

schlicht ihre innerstädtische<br />

Mobilität sichern wollen, eignet<br />

sich der Erdgasantrieb vor allem<br />

gut für die, die es ökologisch<br />

ernster meinen: Bei der Verbrennung<br />

von Erdgas werden<br />

im Vergleich zu einem Euro-6-<br />

Diesel rund 95 Prozent weniger<br />

Stickoxide ausgestoßen, noch<br />

höher ist der Rückgang beim<br />

Feinstaub. Zudem reduziert der<br />

fossileBrennstoff denCO 2 -Ausstoß<br />

gegenüber Benzin um bis<br />

zu 35 Prozent, gegenüber einem<br />

Euro-6-Dieselist es lautder Initiative<br />

immerhin noch knapp<br />

ein Viertel. Und wird das Auto<br />

mit synthetisch hergestelltem<br />

Biogas betrieben, sinkt der CO 2 -<br />

Ausstoß sogar um bis zu 97 Prozent.<br />

Allerdings wird an den<br />

meistenTankstellen Biogas –in<br />

der Regel zehn bis 30 Prozent –<br />

nur beigemischt. Nur das Elektroauto<br />

macht lokal weniger dicke<br />

Luft, weil es keine Abgase<br />

ausstößt, doch es kämpft noch<br />

mit langen Ladezeiten, die den<br />

Alltagsnutzen einschränken.<br />

Auch kostenseitig sind Erdgasfahrzeuge<br />

–zieht man den<br />

Vergleich mit Stromern – im<br />

Vorteil. Die Anschaffungspreise<br />

sind trotz Elektroprämie von bis<br />

zu 4000 Euro in den meisten<br />

Fällen niedrigerund liegen in etwa<br />

auf dem Niveau eines vergleichbaren<br />

Diesel-Neufahrzeugs,<br />

etwaigeUmtauschprämien<br />

jedoch nicht eingerechnet.<br />

Ein neuer Benziner ist um wenige<br />

Tausend Euro günstiger. „Die<br />

Kostenersparnis durch den wesentlich<br />

günstigerenEnergieträger<br />

CNG beispielsweise kann<br />

sich gerade für Vielfahrer lohnen<br />

und die höheren Anschaffungskosten<br />

kompensieren“,<br />

sagt Gerrit Reichel vom Automobil-Club<br />

Verkehr (ACV) in<br />

Mit rund 900 ist die Zahl der<br />

Erdgas-Tankstellen in<br />

Deutschland begrenzt.<br />

Foto: zVg<br />

Köln. Auf 100 Kilometer fallen<br />

nur rund fünf Euro für den<br />

Kraftstoff an, auch weil die steuerlicheBegünstigung<br />

des Kraftstoffs<br />

2017 verlängert wurde.<br />

Auch wer über einen Gebrauchtkauf<br />

nachdenkt, kommt<br />

günstiger davon. Auf der Gebrauchtwagenplattform<br />

mobile.de<br />

wurden Erdgas-Pkw im Alter<br />

von 2,5 bis 3,5 Jahren im September<br />

für etwa14000 Euro angeboten,<br />

gleich alte Stromerfür<br />

über 25000 Euro.<br />

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer<br />

sieht den Zug für Erdgas<br />

dennoch abgefahren: „Weil<br />

das eine Technologie von gestern<br />

ist“, argumentiert der Leiter<br />

des CAR-Instuituts der Uni<br />

Duisburg-Essen. Seiner Meinung<br />

nach gehört die Zukunft<br />

dem lokal emissionslosen Elektroauto<br />

und weder Diesel oder<br />

CNG noch Autogas.<br />

Auch ACV-Sprecher Reichel<br />

meldet Zweifelan, dass der Erdgasantrieb<br />

noch aus seiner Nische<br />

herausfährt.„Die Vermarktung<br />

dieser Fahrzeuge durch die<br />

Hersteller fällt bislang sehr zurückhaltend<br />

aus.“ Volkswagen<br />

decktmit seinen Marken derzeit<br />

über 90 Prozent der Neuzulassungen<br />

von Erdgasfahrzeugen<br />

ab –und bei der Modellvielfalt<br />

hapert es. So gibt es zum Beispiel<br />

kein einziges SUV mit Erdgasmotor<br />

am Markt. Hinzu<br />

kommt, dass das Tankstellennetz<br />

mit bundesweit gut 900<br />

Zapfsäulen sehr dünn ist. Überlandfahrten<br />

müssen genau geplant<br />

werden,und Urlaubsfahrten<br />

ins Ausland sind oft sogar<br />

quasi unmöglich. Denn bis auf<br />

Polen und Italien ist CNG so gut<br />

wie unbekannt.<br />

Als Mittel gegen Fahrverbote<br />

besäßen Erdgasautos „keine Relevanz“,<br />

sagt ACV-Sprecher Reichel.<br />

Ein Zahlenbeispiel verdeutlicht<br />

dies: Der bundesweite<br />

BestandanCNG-Pkw liegt gerade<br />

mal bei 77187 (Stand:<br />

1.1.2018). Es wäre ein Wunder,<br />

wenn die Mehrheit der Dieselfahrer<br />

auf Erdgas umstiege.<br />

Und selbst wenn sie wollten –<br />

im Moment könnten sie dies gar<br />

nicht, denn Erdgasautos gibt es<br />

derzeit neu kaum zu kaufen –<br />

was sich bereits in der KBA-Statistik<br />

in wieder sinkenden Neuzulassungen<br />

bemerkbar macht.<br />

Grund ist der seit September für<br />

Neuwagen gültige, neue offizielle<br />

WLTP-Prüfzyklus zur Ermittlung<br />

des Normverbrauchs,<br />

für den Fahrzeugtypen ein Genehmigungsverfahren<br />

durchlaufen<br />

müssen. „Die Prüfstände<br />

sind in den nächsten Monaten<br />

mit den konventionellen Antriebsarten<br />

voll ausgebucht“,<br />

heißt es bei „Zukunft Erdgas“.<br />

Durch die Umstellung auf das<br />

neue Verfahren habe Volkswagen<br />

einen Bestellstoppfür CNG-<br />

Fahrzeuge verhängen müssen,<br />

der voraussichtlich erst Ende<br />

des Jahres wieder aufgehoben<br />

wird. „Erdgas als umweltschonende<br />

Antriebsalternative mit<br />

den geringsten Kosten wird damit<br />

zum späten Leidtragenden<br />

des Diesel-Skandals“, klagt man<br />

bei der Initiative. So etwas<br />

nennt man wohl Ironie der Geschichte.<br />

Stefan Weißenborn

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