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AUTO<br />
Blinkmuffel haftet<br />
Auch ein falsch gesetztes<br />
Blinklicht kann zu einer<br />
Mithaftung bei einem Unfall<br />
führen. Und zwar, wenn<br />
der Fahrer kurz vor einer<br />
Kreuzung den Blinker setzt<br />
und dann doch geradeaus<br />
weiterfährt. So hat das<br />
Landgericht Saarbrücken<br />
(Az. 13 S34/13) entschieden<br />
und den Fahrer zur Zahlung<br />
von 20 Prozent des<br />
Schadens verurteilt.<br />
Abblendlicht an!<br />
Dr.Christian<br />
Buric, ADAC<br />
Pannenhilfe<br />
jetzt auch online<br />
Absofort ist unsere Pannenhilfe<br />
auch über das<br />
Internet erreichbar. Wer eine<br />
Panne hat, kann jetzt mit<br />
wenigen Klicks den ADAC<br />
kontaktieren und eine Pannenmeldung<br />
online absenden.<br />
Nötig ist lediglich ein<br />
Smartphone, Tablet oder<br />
PC mit Internetzugang.<br />
Pannenhilfe online kann<br />
dank GPS automatisch den<br />
genauen Pannenort ermitteln.<br />
Durch den aktuellen<br />
Status zum Auftrag bleibt<br />
der Havarist über den Stand<br />
seiner Pannenmeldung informiert<br />
und erfährt z.B.,<br />
wann unser Pannenhelfer<br />
losfährt. Die Telekom unterstützt<br />
das Projekt: Die<br />
ADAC-Pannenhilfe ist dadurch<br />
auch aus der Car-<br />
Connect-App erreichbar.<br />
URTEIL<br />
TIPPS<br />
AUTO-<br />
EXPERTE<br />
In der dunklen Jahreszeit<br />
ist eine einwandfreie Beleuchtung<br />
des Fahrzeugs<br />
noch wichtiger als sonst.<br />
Das Abblendlicht sollte<br />
man frühzeitig einschalten,<br />
reicht doch das Tagfahrlicht,<br />
das moderne Autos<br />
automatisch einschalten,<br />
oft nicht aus. Nebelleuchten<br />
dürfen nur eingeschaltet<br />
werden, wenn die Sichtweite<br />
unter 50 Meter liegt.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Tel. 030/63 33 11-456<br />
(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />
E-Mail: berlin.service@dumont.de<br />
Die mobile Seite<br />
in Ihrem KURIER<br />
Partylaune auf<br />
Sparflamme<br />
Trotz sehr guter Schadstoffbilanz stehen<br />
die Zukunftschancen für Erdgas-Pkw<br />
(CNG) eher schlecht.Aber warum?<br />
Die Erdgaslobby wittert angesichts<br />
des Abgasskandals<br />
ihre historische Chance: Die<br />
Zulassungszahlen von Diesel-<br />
Pkw sind seit Monaten im<br />
Keller –ganz anders die der<br />
CNG-Autos, die an der Tankstelle<br />
Erdgas tanken.<br />
CNG bedeutet Compressed Natural<br />
Gas, CNG, ist also ein anderer<br />
Treibstoff als das flüssige<br />
Autogas Liquefied Petroleum<br />
Gas (LPG). Laut Kraftfahrt-<br />
Bundesamtes (KBA) in Flensburg<br />
wurden von Januar bis<br />
September 2018 viermal mehr<br />
Erdgasautos zugelassen als im<br />
Vorjahreszeitraum. Für Jahre<br />
führte die Antriebstechnologie<br />
mit einem Bestand rund 80000<br />
Autos ein Nischendasein. Kann<br />
die Erdgasparty nun endlich<br />
steigen?<br />
„In Zeiten von Diesel-Fahrverboten<br />
wird Erdgas als bezahlbare<br />
Alternative zu konventionellen<br />
Kraftstoffen immer<br />
stärker nachgefragt“, zeigt sich<br />
Timm Kehler, Vorstand der<br />
Brancheninitiative „Zukunft<br />
Erdgas“zuversichtlich. Hält der<br />
Trend an, rechnet die Initiative<br />
damit, dass der Bestandnoch in<br />
diesem Jahr auf rund 100000<br />
Fahrzeuge wächst. Es spreche<br />
sich herum, dass man mit sauberen<br />
Erdgasfahrzeugen gegen<br />
Fahrverbote gewappnet sei.<br />
Während Halter womöglich<br />
schlicht ihre innerstädtische<br />
Mobilität sichern wollen, eignet<br />
sich der Erdgasantrieb vor allem<br />
gut für die, die es ökologisch<br />
ernster meinen: Bei der Verbrennung<br />
von Erdgas werden<br />
im Vergleich zu einem Euro-6-<br />
Diesel rund 95 Prozent weniger<br />
Stickoxide ausgestoßen, noch<br />
höher ist der Rückgang beim<br />
Feinstaub. Zudem reduziert der<br />
fossileBrennstoff denCO 2 -Ausstoß<br />
gegenüber Benzin um bis<br />
zu 35 Prozent, gegenüber einem<br />
Euro-6-Dieselist es lautder Initiative<br />
immerhin noch knapp<br />
ein Viertel. Und wird das Auto<br />
mit synthetisch hergestelltem<br />
Biogas betrieben, sinkt der CO 2 -<br />
Ausstoß sogar um bis zu 97 Prozent.<br />
Allerdings wird an den<br />
meistenTankstellen Biogas –in<br />
der Regel zehn bis 30 Prozent –<br />
nur beigemischt. Nur das Elektroauto<br />
macht lokal weniger dicke<br />
Luft, weil es keine Abgase<br />
ausstößt, doch es kämpft noch<br />
mit langen Ladezeiten, die den<br />
Alltagsnutzen einschränken.<br />
Auch kostenseitig sind Erdgasfahrzeuge<br />
–zieht man den<br />
Vergleich mit Stromern – im<br />
Vorteil. Die Anschaffungspreise<br />
sind trotz Elektroprämie von bis<br />
zu 4000 Euro in den meisten<br />
Fällen niedrigerund liegen in etwa<br />
auf dem Niveau eines vergleichbaren<br />
Diesel-Neufahrzeugs,<br />
etwaigeUmtauschprämien<br />
jedoch nicht eingerechnet.<br />
Ein neuer Benziner ist um wenige<br />
Tausend Euro günstiger. „Die<br />
Kostenersparnis durch den wesentlich<br />
günstigerenEnergieträger<br />
CNG beispielsweise kann<br />
sich gerade für Vielfahrer lohnen<br />
und die höheren Anschaffungskosten<br />
kompensieren“,<br />
sagt Gerrit Reichel vom Automobil-Club<br />
Verkehr (ACV) in<br />
Mit rund 900 ist die Zahl der<br />
Erdgas-Tankstellen in<br />
Deutschland begrenzt.<br />
Foto: zVg<br />
Köln. Auf 100 Kilometer fallen<br />
nur rund fünf Euro für den<br />
Kraftstoff an, auch weil die steuerlicheBegünstigung<br />
des Kraftstoffs<br />
2017 verlängert wurde.<br />
Auch wer über einen Gebrauchtkauf<br />
nachdenkt, kommt<br />
günstiger davon. Auf der Gebrauchtwagenplattform<br />
mobile.de<br />
wurden Erdgas-Pkw im Alter<br />
von 2,5 bis 3,5 Jahren im September<br />
für etwa14000 Euro angeboten,<br />
gleich alte Stromerfür<br />
über 25000 Euro.<br />
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer<br />
sieht den Zug für Erdgas<br />
dennoch abgefahren: „Weil<br />
das eine Technologie von gestern<br />
ist“, argumentiert der Leiter<br />
des CAR-Instuituts der Uni<br />
Duisburg-Essen. Seiner Meinung<br />
nach gehört die Zukunft<br />
dem lokal emissionslosen Elektroauto<br />
und weder Diesel oder<br />
CNG noch Autogas.<br />
Auch ACV-Sprecher Reichel<br />
meldet Zweifelan, dass der Erdgasantrieb<br />
noch aus seiner Nische<br />
herausfährt.„Die Vermarktung<br />
dieser Fahrzeuge durch die<br />
Hersteller fällt bislang sehr zurückhaltend<br />
aus.“ Volkswagen<br />
decktmit seinen Marken derzeit<br />
über 90 Prozent der Neuzulassungen<br />
von Erdgasfahrzeugen<br />
ab –und bei der Modellvielfalt<br />
hapert es. So gibt es zum Beispiel<br />
kein einziges SUV mit Erdgasmotor<br />
am Markt. Hinzu<br />
kommt, dass das Tankstellennetz<br />
mit bundesweit gut 900<br />
Zapfsäulen sehr dünn ist. Überlandfahrten<br />
müssen genau geplant<br />
werden,und Urlaubsfahrten<br />
ins Ausland sind oft sogar<br />
quasi unmöglich. Denn bis auf<br />
Polen und Italien ist CNG so gut<br />
wie unbekannt.<br />
Als Mittel gegen Fahrverbote<br />
besäßen Erdgasautos „keine Relevanz“,<br />
sagt ACV-Sprecher Reichel.<br />
Ein Zahlenbeispiel verdeutlicht<br />
dies: Der bundesweite<br />
BestandanCNG-Pkw liegt gerade<br />
mal bei 77187 (Stand:<br />
1.1.2018). Es wäre ein Wunder,<br />
wenn die Mehrheit der Dieselfahrer<br />
auf Erdgas umstiege.<br />
Und selbst wenn sie wollten –<br />
im Moment könnten sie dies gar<br />
nicht, denn Erdgasautos gibt es<br />
derzeit neu kaum zu kaufen –<br />
was sich bereits in der KBA-Statistik<br />
in wieder sinkenden Neuzulassungen<br />
bemerkbar macht.<br />
Grund ist der seit September für<br />
Neuwagen gültige, neue offizielle<br />
WLTP-Prüfzyklus zur Ermittlung<br />
des Normverbrauchs,<br />
für den Fahrzeugtypen ein Genehmigungsverfahren<br />
durchlaufen<br />
müssen. „Die Prüfstände<br />
sind in den nächsten Monaten<br />
mit den konventionellen Antriebsarten<br />
voll ausgebucht“,<br />
heißt es bei „Zukunft Erdgas“.<br />
Durch die Umstellung auf das<br />
neue Verfahren habe Volkswagen<br />
einen Bestellstoppfür CNG-<br />
Fahrzeuge verhängen müssen,<br />
der voraussichtlich erst Ende<br />
des Jahres wieder aufgehoben<br />
wird. „Erdgas als umweltschonende<br />
Antriebsalternative mit<br />
den geringsten Kosten wird damit<br />
zum späten Leidtragenden<br />
des Diesel-Skandals“, klagt man<br />
bei der Initiative. So etwas<br />
nennt man wohl Ironie der Geschichte.<br />
Stefan Weißenborn