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4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 13 · M ittwoch, 1 6. Januar 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Spionageverdacht gegen<br />
Bundeswehrmitarbeiter<br />
DieBundesanwaltschaft hat einen<br />
Bundeswehrmitarbeiter wegen Verdachts<br />
auf Spionage für einen iranischen<br />
Geheimdienst festnehmen<br />
lassen. Gegen den 50-jährigen<br />
Deutsch-Afghanen Abdul Hamid S.<br />
sei bereits am 6. Dezember Haftbefehl<br />
erlassen worden, teilte die Anklagebehörde<br />
am Dienstag in Karlsruhe<br />
mit. DerBeschuldigte war demnach<br />
Sprachauswerter und Landeskundlicher<br />
Berater der Bundeswehr.<br />
Er wurde am Dienstag im Rheinland<br />
gefasst. Derzuständige Ermittlungsrichter<br />
erließ Haftbefehl. „Spiegel<br />
online“ zufolge hatte S. Zugang zu<br />
„sensiblen Informationen“ etwa<br />
zum Afghanistaneinsatz. (dpa)<br />
Söder will über<br />
Kanzlerkandidatur mitreden<br />
Derdesignierte CSU-Vorsitzende<br />
Markus Söder pocht auf eine Mitsprache<br />
bei der Entscheidung über die<br />
nächste Kanzlerkandidatur der<br />
Union.„Aus meiner Sicht ist das ganz<br />
klar:Die beiden Parteivorsitzenden<br />
vonCDU/CSU haben da dasVorschlagsrecht“,<br />
sagte Söder am Dienstag<br />
im bayerischen Kloster Banz –<br />
und zwar mit Betonung auf demWort<br />
„beiden“.„Und am Ende wirdesgemeinsam<br />
entschieden.“ (dpa)<br />
Danzig trauertumgetöteten<br />
Bürgermeister Adamowicz<br />
Nach dem Messerattentat auf Danzigs<br />
Bürgermeister PawelAdamowicz<br />
hat die Stadt im Rathaus ein<br />
Kondolenzbuch für den Politiker<br />
ausgelegt. „Herr Bürgermeister,lieber<br />
Pawel! Du fehlst uns schon jetzt“,<br />
lautete der erste Eintrag des Danziger<br />
Erzbischofs Slawoj Leszek Glodz,<br />
der Adamowicz als einen Visionär<br />
würdigte,dessen Berufung die Stadt<br />
Danzig gewesen sei. Adamowicz, seit<br />
1998 Bürgermeister,war während einer<br />
Veranstaltung voneinem Messerstecher<br />
attackiertworden und erlag<br />
seinen Verletzungen. DieBehörden<br />
ermitteln wegen Mordes. (dpa)<br />
Gabriel-Kritikerin Susanne<br />
Neumann gestorben<br />
Susanne Neumann 2016 bei einer SPD-<br />
Veranstaltung in Gelsenkirchen<br />
DPA<br />
DieGewerkschafterin und Ex-Reinigungskraft<br />
Susanne Neumann ist<br />
tot. Siesei am Sonntagabend nach<br />
langer schwerer Krankheit im Alter<br />
von59Jahren zu Hause gestorben,<br />
sagte ihr Ehemann am Dienstag.<br />
Neumann war 2016 nach einem<br />
Talkshow-Auftritt in die SPD eingetreten.<br />
Siewurde kurzdarauf bekannt,<br />
als sie dem damaligen SPD-<br />
Chef Sigmar Gabriel bei einer Partei-<br />
Veranstaltung riet, aus der großen<br />
Koalition auszusteigen. (dpa)<br />
Al-Shabaab bekennt sich zu<br />
Anschlag in Nairobi<br />
In Kenias Hauptstadt Nairobi ist ein<br />
Terroranschlag auf einen Hotelkomplex<br />
verübt worden. Diesomalische<br />
Terrorgruppe Al-Shabaab habe den<br />
Anschlag am Dienstag für sich beansprucht,<br />
berichtete die Site Intelligence<br />
Group.Die Polizei sprach von<br />
mindestens fünf Toten. Am Abend<br />
befanden sich noch bewaffnete Angreifer<br />
im Hotel. (dpa)<br />
Wieneu geboren<br />
Die saudische Teenagerin Rahaf Mohammed berichtet in Kanada über ihre Flucht und ihre Zukunftspläne<br />
VonJörg Michel, Vancouver<br />
Zwei Tage nach ihrer Ankunft<br />
in Toronto hat sich<br />
die aus Angst vor ihrer Familie<br />
geflohene saudi-arabische<br />
Teenagerin Rahaf Mohammed<br />
erstmals zu den Details ihrer<br />
Flucht, dem tiefen Zerwürfnis mit ihrer<br />
Familie und ihren Zukunftsplänen<br />
in Kanada geäußert. „Ich fühle<br />
mich wie neu geboren“, sagte die<br />
junge Frau in einem Interview des<br />
kanadischen Fernsehsenders CBC.<br />
In dem Gespräch, das in Kanada<br />
am Abend ausgestrahlt wurde,zeigte<br />
sich die 18-Jährige dankbar für die<br />
Hilfe der Kanadier und zeichnete zugleich<br />
ein düsteres Bild vonder Lage<br />
in ihrer alten Heimat. In Saudi-Arabien<br />
würden viele Frauen wie Sklaven<br />
gehalten und unterdrückt. „Ich<br />
war täglich Gewalt, Verfolgung, Unterdrückung<br />
und Morddrohungen<br />
ausgesetzt“, berichtete sie.<br />
Vonder eigenen Familie geächtet<br />
Im autoritär-konservativen Königreich<br />
stehen Frauen unterVormundschaft<br />
ihrer männlichen Verwandten<br />
oder ihres Mannes,die an ihrer Stelle<br />
alle wichtigen Entscheidungen fällen.<br />
Mohammed berichtete, sie sei<br />
von ihrem Bruder, aber auch ihrer<br />
Mutter regelmäßig geschlagen worden,<br />
manchmal so sehr,dass Blut geflossen<br />
sei.<br />
Einmal habe sie das Haus sechs<br />
lange Monate lang nicht verlassen<br />
dürfen, nur weil sie sich die Haare<br />
geschnitten habe.„Mirwar klar,dass<br />
ich in Saudi-Arabien niemals meine<br />
Träume verwirklichen kann“, sagte<br />
sie in dem Gespräch auf Arabisch<br />
und erzählte,sie habe ihreFlucht ins<br />
Ausland daher schon länger geplant.<br />
Nach ihrem 18. Geburtstag habe sie<br />
diese schließlich umgesetzt.<br />
Diejunge Frau berichtete,sie habe<br />
sich am letzten Tageines Familienurlaubs<br />
in Kuwait um sieben Uhr morgens<br />
aus dem Hotel geschlichen, um<br />
sich über Bangkok zu Freunden nach<br />
Australien durchzuschlagen. Das<br />
Flugticket habe sie sich heimlich besorgt,<br />
an einem Abend, an dem ihre<br />
Familie früh zu Bett gegangen sei.<br />
In Bangkok wurde sie dann allerdings<br />
gestoppt und die Behörden<br />
drohten, sie nach Saudi-Arabien zurückzuschicken.<br />
Daraufhin hatte sie<br />
sich in einem Hotelzimmer verbarrikadiert,<br />
über Twitter um Hilfe gerufen<br />
und sich schnell eine weltweite<br />
Anhängerschaft aufgebaut. „Meine<br />
größte Angst war, dass sie mich finden<br />
und ich dann für immer verschwinden<br />
würde.“<br />
Rahaf Mohammed am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Toronto.<br />
„Meine größte Angst war,<br />
dass sie mich finden<br />
und ich dann für immer<br />
verschwinden würde.“<br />
Rahaf Mohammed in einem Interview<br />
des kanadischen Fernsehsenders CBC<br />
AFP/COLE BURSTON<br />
Schmale Kost für Regierungsangestellte<br />
Um dem zuvorzukommen, hatte<br />
die junge Frau geplant, sich für den<br />
Fall der Fälle noch im Hotelzimmer<br />
das Leben zu nehmen, wie sie in dem<br />
Interview bestätigte. Sie hatte Abschiedsbriefe<br />
an Freundinnen in<br />
Australien geschrieben mit der Bitte,<br />
diese dann zu veröffentlichen. Doch<br />
dank des öffentlichen Drucks wurde<br />
sie vom UN-Flüchtlingshilfswerk als<br />
Eilfall anerkannt und schließlich von<br />
Kanada aufgenommen.<br />
Seit ihrer Einreise nach Kanada<br />
am Sonnabend hat die Teenagerin<br />
nach eigenen Angaben bereits Hunderte<br />
Drohungen und Morddrohungen<br />
aus der alten Heimat erhalten,<br />
weil sie sich mit der Flucht dem traditionellen<br />
Rollenverständnis für<br />
Frauen widersetzt hat. „Viele Menschen<br />
in Saudi-Arabien hassen<br />
mich.“ Ihre eigene Familie hat sie in<br />
einem offenen Brief verstoßen.<br />
Studieren für den Traumberuf<br />
In dem Brief hatte sich die Familie<br />
beim saudischen Volk und beim Königshaus<br />
für die Flucht der Tochter<br />
entschuldigt und ihr Verhalten als<br />
„beleidigend und schändlich“ bezeichnet.<br />
Seitdem hat Rahaf Mohammed<br />
ihren bisherigen Familiennamen<br />
al-Kanun abgelegt. Als sie in<br />
dem Interview darauf angesprochen<br />
wurde,brach sie in Tränen aus.<br />
Der Schritt ihrer Verwandtschaft<br />
habe sie überrascht, damit habe sie<br />
nicht gerechnet, räumte Mohammed<br />
ein. Zugleich wies sie auch ihre<br />
Kritiker aus dem eigenen Land zurecht,<br />
die behaupten, sie sage nicht<br />
die Wahrheit und die Lage in Saudi-<br />
Arabien sei gar nicht so schlimm, wie<br />
sie sie schildere: „Warum sollte ich<br />
vor einem Leben flüchten, wenn es<br />
angeblich so gut ist?“<br />
IhrerVorbildfunktion für manche<br />
junge Frau in Saudi-Arabien ist sich<br />
Rahaf Mohammed bewusst. Siekündigte<br />
an, den unterdrückten Frauen<br />
eine Stimme geben zu wollen. Zugleich<br />
hofft sie aber auch darauf,<br />
dass diese selbst für Veränderungen<br />
kämpfen. Falls sich die Verhältnisse<br />
in Saudi-Arabien trotzdem nicht verbesserten,<br />
könne sie auch anderen<br />
Frauen nur zur Flucht raten.<br />
In Kanada fühlt sich die junge<br />
Frau nach eigenen Worten wohl, geborgen<br />
und angenommen, wenn<br />
auch die Angst noch nicht zu hundert<br />
Prozent gewichen sei. Welche<br />
Pläne sie für die Zukunft hat? Rahaf<br />
Mohammed will erstmal ihr Englisch<br />
aufbessern und sich an die Kälte in<br />
Kanada gewöhnen. Später will sie für<br />
ihren Traumberuf Ingenieurwissenschaften<br />
studieren.<br />
VomHaushaltsstreit in den USA sind 800 000 Beamte betroffen. In Washington öffnet für sie die erste kostenlose Garküche<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Zwischen den goldenen Kerzenständern<br />
auf dem langen Mahagoni-Tisch<br />
türmte sich ein frugales<br />
Mahl. „Ich mag das alles“, sagte Donald<br />
Trump: „Das sind gute Sachen,<br />
großartiges amerikanisches Essen.“<br />
Es wirkte, als schaue Abraham Lincoln,<br />
der Gründervater der USA, auf<br />
dem Porträtgemälde an der Wand<br />
beschämt zur Seite. Mehr als 300<br />
Hamburger, ein bisschen Salat und<br />
Unmengen vonPommes Frites hatte<br />
sein amtierender Nachfolger am<br />
Montagabend auf silbernem Tablett<br />
auffahren lassen.<br />
Fastfood im Weißen Haus<br />
Die festlich gekleideten Gäste vom<br />
Hochschul-Football-Team Clemson<br />
Tigers wirkten überrascht. „O mein<br />
Gott“, staunte ein Sportler und lud<br />
sich gleich drei Hack-Buletten auf<br />
den Teller.Doch nicht nur die Menü-<br />
Auswahl im Bankettsaal des Weißen<br />
Hauses war unüblich: DieBewirtung<br />
stammte nicht etwa aus der Küche<br />
der Regierungszentrale, sondern<br />
wurde von den Fast-Food-Ketten<br />
McDonald’s, Wendy’s und Burger<br />
King geliefert und von Trump nach<br />
dessen Angaben persönlich bezahlt:<br />
„Wir machen das wegen des Shutdown“,<br />
sagte der Milliardär.<br />
Ob das Catering des Weißen Hauses<br />
tatsächlich nicht in der Lage gewesen<br />
wäre, ein paar Häppchen zu<br />
produzieren, oder Trump, der angeblich<br />
abends im Bett vor dem<br />
Fernsehen gelegentlich noch einen<br />
Cheeseburger verdrückt, die Gelegenheit<br />
für einen PR-Coup nutzte,<br />
blieb zunächst unklar.<br />
Offensichtlich aber ist, dass der<br />
inzwischen seit 25 Tagen herrschende<br />
Verwaltungsstillstand immer<br />
schmerzhaftere Auswirkungen<br />
hat. Weil sich immer mehr Flughafen-Sicherheitsbeamte,die<br />
ohne Bezahlung<br />
arbeiten müssen, krankmelden,<br />
musste in Houston ein ganzes<br />
Terminal geschlossen werden. Am<br />
Knotenpunkt Atlanta bildeten sich<br />
lange Warteschlangen von Reisenden.<br />
Weil sich der Kongress und der<br />
Präsident nicht über den Haushalt<br />
einigen können, werden seit Weihnachten<br />
800 000 Beamte in den USA<br />
nicht mehr bezahlt. Die Hälfte von<br />
ihnen muss trotzdem arbeiten. Nicht<br />
nur das Geld für Miete,Einkäufe und<br />
Ratenzahlungen wirdinvielen Familien<br />
knapp.Auch viele Fremdfirmen,<br />
die für die Regierung arbeiten, stehen<br />
mit dem Rücken zur Wand.<br />
Gerade hat die Trump-Regierung<br />
ihre Wachstumsprognose wegen des<br />
Shutdowns stärker nach unten korrigiert.<br />
Sierechnet nun für jede Woche<br />
der Haushaltssperre mit einer Einbuße<br />
von0,1 Prozent. Genaue Zahlen<br />
gibt es nicht –die Statistiker wurden<br />
ebenfalls in Zwangsurlaub geschickt.<br />
LeereRestaurants<br />
Während ultrarechte Republikaner<br />
im Kongress ernsthaft jubeln, Trump<br />
schaffe nun endlich eine „schlanke<br />
Verwaltung“, werden die Folgen des<br />
Shutdowns auch im Weißen Haus<br />
spürbar. Von den 359 Beschäftigten<br />
in der Regierungszentrale wurden<br />
200 zwangsweise nach Hause geschickt.<br />
Viele Restaurants rund um<br />
das Weiße Haus und die umliegen-<br />
den Ministerien wirken mittags leer.<br />
Da ein Ende des Haushaltsstreits<br />
nicht in Sicht ist, hat sich ein Washingtoner<br />
Star-Koch nun zu einer<br />
höchst ungewöhnlichen Aktion entschlossen.<br />
„Niemand in diesem<br />
Land sollte sich sorgen müssen, was<br />
er oder seine Kinder essen können“,<br />
erklärte José Andrés auf Twitter.<br />
Nach dem Erdbeben in Haiti hatte<br />
der in Spanien geborene erfolgreiche<br />
US-Restaurantbesitzer erstmals<br />
in Garküchen vor Ort kostenlose<br />
Mahlzeiten ausgegeben. Seither<br />
half er immer wieder bei Katastrophen.<br />
„Wir erleben gerade ein besonderes<br />
Desaster“, erklärte der Koch. Am<br />
Mittwoch eröffnet er auf der zentralen<br />
Pennsylvania Avenue zwischen<br />
dem Weißen Haus und dem Kongress<br />
eine kostenlose Not-Küche für<br />
unbezahlte Staatsdiener. Damit, so<br />
Andrés, wolle er auch ein Zeichen<br />
setzen: „Wir Amerikaner sollten wieder<br />
zusammenkommen.“ Doch bislang<br />
zeigt der Burger-King im Weißen<br />
Haus keine Kompromissbereitschaft.<br />
Frauenrechte<br />
sind auch<br />
Männersache<br />
Steinmeier: „Gläserne Decke<br />
von beiden Seiten traktieren“<br />
VonDaniela Vates<br />
Bundespräsident<br />
Frank-Walter<br />
Steinmeier hat die Männer dazu<br />
aufgerufen, sich mehr für die Gleichberechtigung<br />
von Frauen einzusetzen.<br />
Männer dürften sich „nicht länger<br />
in der Komfortzone ausruhen“,<br />
sagte Steinmeier in einer Feierstunde<br />
zum 100. Jahrestag des Frauenwahlrechts<br />
im Präsidialamt. „Frauenrechte<br />
sind nicht die Sache von<br />
Frauen allein. Wenn wir die gläserne<br />
Decke sprengen wollen, müssen wir<br />
sie von beiden Seiten traktieren.“<br />
Gleichberechtigung werde schneller<br />
erreicht, wenn Männer „auch mal die<br />
Perspektive der Frauen einnehmen“<br />
und die faire Beteiligung von Frauen<br />
als Bereicherung betrachteten.<br />
Steinmeier ermutigte,den Kampf<br />
um mehr Gleichberechtigung nicht<br />
zu schüchtern zuführen: „Frauenpolitik<br />
braucht den Imperativ“, sagte<br />
er. „Sie muss fordernd und hartnäckig<br />
bleiben.“<br />
CDU-Chefin wirbt für die Quote<br />
„Ich bin eine Quotenfrau“, sagt CDU-Chefin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer. DPA<br />
Am 19. Januar 1919 durften in<br />
Deutschland erstmals Frauen wählen.<br />
DieRechtsänderung war wenige<br />
Monate zuvor nach jahrelangem<br />
Drängen von Frauen in Kraft getreten.<br />
Im Bundestag ist der Anteil der<br />
weiblichen Abgeordneten mit der<br />
letzten Wahl auf 31 Prozent gesunken.<br />
Besonders gering ist der Frauenanteil<br />
in den Fraktionen von AfD<br />
und CSU. An der Spitze der großen<br />
deutschen Rathäuser sitzen besonders<br />
viele Männer: Nur acht Prozent<br />
der Oberbürgermeister sind Frauen.<br />
DerAnteil vonFrauen in Aufsichtsräten<br />
von Dax-Konzernen stieg seit<br />
Einführung einer zumindest eingeschränkten<br />
gesetzlichen Frauenquote<br />
vonzehn auf 30 Prozent.<br />
Die neue CDU-Chefin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer positionierte<br />
sich anlässlich des Jahrestags entschlossener<br />
als ihre Vorgängerin Angela<br />
Merkel und warnte angesichts<br />
der geringen Frauenbeteiligung in<br />
Parlamenten sogar vor Rückschritten.<br />
„Wir sind noch lange nicht am<br />
Ziel“, sagte sie bei einerVeranstaltung<br />
der CDU-nahen Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung. „Wir müssen aufpassen,<br />
dass Geschichte sich nicht wiederholt.“<br />
Nachdem die CDU sich jahrelang<br />
gegen die Frauenquote gewehrt<br />
hat, plädierte Kramp-Karrenbauer<br />
nun ausdrücklich dafür.„Ichbin eine<br />
Quotenfrau“, sagte sie. Durch die<br />
Quote hätte sie ihr erstes Parlamentsmandat<br />
bekommen und damit die<br />
Chance zu einer politischen Karriere.<br />
Bedenkenträgernerteilte sie eine Absage:<br />
Für alles gebe es Quoten in den<br />
Parteien. Bei der Mandatsvergabe<br />
werde berücksichtigt, ob regionale<br />
Verteilungen, Religionen und Berufe<br />
gleichberechtigt zum Zuge kämen.<br />
„Das nennt man dann Repräsentation<br />
und Ausgewogenheit.“ Wenn es<br />
aber um die Berücksichtigung von<br />
Frauen gehe, „dann bricht der Notstand<br />
aus und es herrscht das Gefühl:<br />
Jetzt geht dieWelt unter“.<br />
Auch in der Politik müsse man die<br />
Quote ernst nehmen. „Entweder<br />
schaffen wir eine angemessene Repräsentation<br />
oder wir bekommen<br />
eine Diskussion über dasWahlrecht.“