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Februar 2019 - coolibri Düsseldorf, Wuppertal

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SZENE<br />

B O C H U M<br />

SoniaSeymour Mikich<br />

IhreDiskussionsreihe heißt„Ausreden –zuhören!“.Ist das keineSelbstverständlichkeitmehr?<br />

Nein, weil es in vielen Talkformaten auch um dasMomentder Unterhaltung<br />

geht.Unterhaltungentstehtda, wo Leutesichzoffen,gegenseitigins<br />

Wort fallen oder Gegenpositionenhaben.Was ichhierinBochumentwickelnwill,<br />

istGesprächskultur.Leute hörensichzu, revidieren vielleicht<br />

maleinen Gedanken oder ergänzen ihn, erlauben einen<br />

Perspektivwechsel. Das geht aber nur, wenn nichtin<br />

Schlagworten gesprochen wird.Esgehtnicht um rhetorische<br />

Punkte,die mansammelt, sondernumErkenntnis.<br />

Das wollte ichimmer haben unddeshalb stammtder Titeldes<br />

Formatstatsächlich vonmir selbst.<br />

Dauerndtreten Menschen mitLob an Sieheran.Offenbarstillen<br />

Siemit „Ausreden–zuhören!“ eine Sehnsucht. Warumist es<br />

dann im Fernsehensoseltenanzutreffen?<br />

Ichbin jetztpensioniert undhabemeinenSchlussstrichunter dieFernseharbeitgezogen.Aberich<br />

habemir dasbei Talkshowsselbstimmer gewünscht,dassman<br />

sich etwasmehrzuhört. Aber dasgehtscheinbar gegendie<br />

DNAder Formateund funktioniert einfachnicht.<br />

20<br />

„Ausreden –zuhören!“<br />

Gegendie Talkshow-DNA<br />

„Was mir im<br />

Hauptprogramm fehlt,<br />

sind dieruhigen,<br />

nachdenklichen,<br />

skeptischen<br />

Diskussionen.“<br />

Foto:©WDR/Annika Fußwinkel<br />

Sonia Mikichist eineLegendedes politischen Journalismus,war<br />

von2002bis 2012 dasGesicht des<br />

Fernseh-Magazins „Monitor“, wurdeimDezember<br />

Journalistindes Jahres. Wenn siezuihrer neuenDiskussionsreihe<br />

im Schauspielhaus Bochum lädt, ist<br />

das Foyer hinter dergroßenGlasfront voll, das Publikumhängt<br />

an denLippen derDiskutanten. MaxFlorian<br />

Kühlem wolltewissen, wieSonia Mikich das<br />

macht und traf sienachder Dezember-Ausgabe.<br />

Im Theateraber schon?<br />

Das istein wunderbarerOrt,weilduweißt,dassduetwas Besonderes<br />

kriegst, wenn du dieseSchwelleübertrittst.Geradedas Bochumer Schauspielhaus<br />

hateineStrahlkraft, dieich noch aus meiner Zeit kenne,als ich<br />

in derStadt am Russicum studiert habe. Es strahltindie Gesellschaft hinein,<br />

aber nimmt auch ihre Strömungen auf. Es hältein Zwiegespräch<br />

mitden Menschen hier im Ruhrgebiet undverstandsichimmer als<br />

gesellschaftspolitisch.Hiermussman diegroßenThemender Zeit<br />

verhandeln.Heimat,Identität,Globalisierung. Wo gehöreich hin?<br />

WasdenkenSie über denaktuellen Zustanddes Journalismus?<br />

Geht es zu oftumStereotype, geht die ausgewogeneAnalyse verloren?<br />

Journalismusist ja immerein Spiegelder Gesellschaft undnatürlich<br />

gibt es vieleSpaltungserscheinungen, Risse, Fragen,Skepsis, Zweifel.<br />

Ichwünsche mir viel Analyseund habedurch meineeigeneArbeitdazu<br />

beigetragen, dass dasInvestigative enormgestärktwurde.Daraufbin ich<br />

stolz. Wasmir im Hauptprogrammfehlt,sinddie ruhigen, nachdenklichen,<br />

skeptischenDiskussionen.<br />

DasMagazin „Monitor“, dasSie zehn Jahrelangmoderiert haben,galt<br />

und gilt vielen Menschen alsBastion desguten Journalismus.<br />

Heutegibteseinige,die diegroßenMedienanstaltenpauschalals<br />

„Lügenpresse“ abkanzeln. Schwindetdas<br />

Vertrauen?<br />

Wenn manStudienglaubt, dann istnochein enormes<br />

Vertrauenda, wenn es um dasWesentlichegeht, um<br />

Themen wiezum Beispiel dieProtesteder Gelbwesten in<br />

Frankreich. Da werden dann dieklassischen Medien eingeschaltet,gelesen<br />

undsoweiter, um einigermaßen verlässliche Informationen<br />

zu bekommen.Weilman denAbsenderkennt undihn zur Notauch<br />

kritisieren kann.Aberein Problemist sicher,die jungen Menschen zu erreichen.Auch<br />

beider DiskussionimSchauspielhaus warenwiederviele aus<br />

derälteren Generation da.Deswegenwerde ichnächstesJahr in Schulen<br />

gehenund erzählen.Was istJournalismus,warum isteswichtig,guten<br />

Journalismus zu haben?Glaubwürdigkeitwirdein immer größeresThema<br />

werden.Eswirdimmer wichtiger, dass dieMenschendie Namenund Institutionen<br />

kennen, diehinterden Nachrichtenstehen, undihnen vertrauen.<br />

Ausreden –zuhören!(Thema „Wer binich –und wersagtmir das?“):<br />

3.2. Schauspielhaus Bochum;schauspielhausbochum.de

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